"Politik für Deutsche passiert zuallererst in Deutschland. Und deswegen ist der Einzug in die Landtage für die AfD ein ganz wichtiger Schritt, um sich dauerhaft in Deutschland etablieren zu können."

Bis dahin hat Petry viel Arbeit vor sich. Sie wird ihre Partei vom Vorwurf befreien müssen, mit fremdenfeindlichen Ressentiments, einem überbetonten Patriotismus und einer Diskriminierung von Minderheiten auf Stimmenfang zu gehen. Für Forsa-Chef Manfred Güllner ist es sicher, dass die AfD ins rechtsradikale Milieu hineinragt. "Die sammeln die Systemkritiker, die eben auch Antidemokraten sind", sagt der Meinungsforscher. "Das ist kein konservativer Protest. Das ist ein Unmut wie es bei den Nazis war."

Petry weist derartige Äußerungen zurück. "Die AfD ist nicht ausländerfeindlich und nicht rechtspopulistisch." Allerdings hat sie mit rechten Tendenzen im eigenen Landesverband zu kämpfen gehabt. So gab es Kontakte aus der sächsischen AfD zur rechtspopulistischen FPÖ aus Österreich. Im Juni trat der stellvertretende Landeschef Thomas Hartung zurück, nachdem er sich öffentlich abfällig über Menschen mit Down-Syndrom geäußert hatte. Auch Petry hatte Druck auf Hartung gemacht.

In anderen Landesverbänden gibt es ähnliche Beispiele. In der Öffentlichkeit entsteht damit das Bild einer Partei, von der nicht ganz klar ist, ob die betont konservative Haltung vieler ihrer Mitglieder fließend in ein Weltbild mit rechtsradikalen Zügen übergeht. Dem Aufstieg der AfD hat dies bislang kaum geschadet. In Umfragen liegt die Partei in Sachsen zwischen sechs und acht Prozent und würde in den Landtag einziehen.

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SACHSEN-CDU MEIDET KLARES NEIN ZUR AfD

Damit wird sie für die CDU im Land interessant. Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) stellt angesichts katastrophaler Umfragewerte für die FDP schon einmal Überlegungen über einen neuen Koalitionspartner an. Auch Grüne und SPD seien eine Option, sagt er. Ein klares Nein zur AfD vermeidet er: "Sie haben bisher noch nicht bewiesen, dass sie auch politische Verantwortung wahrnehmen können. Also von daher, glaube ich, muss man darüber nicht reden."

Petry hält diese Haltung für taktisch begründet. "Ich glaube aber, dass Herr Tillich deswegen die Koalitionsfrage offenlässt, weil er den Preis für wahrscheinlichere Koalitionspartner wie zum Beispiel die SPD in die Höhe treiben will." Trotzdem sei man prinzipiell zu einem Bündnis bereit, wenn sich möglichst viele Forderungen der AfD umsetzen ließen.

Für Güllner ist es indes auch nach einer erfolgreichen Wahl in Sachsen fraglich, ob sich die AfD dauerhaft in Deutschland etablieren kann. Bisher habe dies keine rechtsradikale Partei geschafft, obwohl es das Potenzial gebe. "Wenn es einen deutschen Haider gäbe, dann sehe ich auch die Gefahr, dass die sich festkrallen können", sagt er in Anspielung auf den früheren FPÖ-Chef. "Aber ich glaube nicht, dass AfD-Chef Bernd Lucke das Format hat."

Lucke hat ohnehin genug damit zu tun, seine innerparteilichen Gegner kurz zu halten. Immer noch wird um die Parteisatzung gerungen. Änderungen, die der Parteispitze mehr Kompetenzen eingeräumt hätten, hat er nicht durchsetzen können. "Die Satzungsfrage ist auch eine Machtfrage für Lucke", heißt es parteiintern.

Zudem hat sich der AfD-Gründer den Zorn der Wahlkämpfer in den Ländern durch seine Zustimmung zu Russland-Sanktionen im EU-Parlament zugezogen. Eine Sanktion provoziere nur weitere Gegensanktionen, die sich zu einem Handelskrieg steigern könnten, warnen in einer gemeinsamen Pressemitteilung Petry und die Spitzenkandidaten für die Landtagswahlen in Brandenburg und Thüringen, Alexander Gauland und Björn Hocke.

Sie hätte erwartet, dass Lucke sein Abstimmungsverhalten den Mitgliedern erklärt hätte, bevor es veröffentlicht worden sei, sagt Petry. "Ich denke, die Mitglieder wollen mitgenommen werden und sind auch durchaus bereit, Gewissensentscheidungen einzelner Personen zu akzeptieren, aber so war es definitiv schlecht gemacht."

Reuters