Ministerpräsident Li Keqiang räumte ein, dass der Gegenwind nun aber kräftiger werde. Doch grundsätzlich sei die Wirtschaft gefestigt. Die Finanzmärkte warten gespannt auf die am Dienstag anstehenden Daten zum Bruttoinlandsprodukt (BIP).

Für das vierte Quartal 2015 rechnen Experten mit einem BIP-Anstieg von 1,7 Prozent nach 1,8 Prozent im Sommer. Im Gesamtjahr 2015 dürfte die Wirtschaft mit 6,8 Prozent so schwach zugelegt haben wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr. Wegen der Abschwächung sind die asiatischen Börsen seit Jahresbeginn massiv unter Druck.

Die Zentralbank in Peking bemüht sich, die Landeswährung Yuan wieder zu stabilisieren, nachdem sie Anfang Januar eine deutliche Abwertung zugelassen hatte. Spekulationen mit der heimischen Währung sollen eingedämmt werden. Für einige Geldhäuser, die im Auslandsdevisenhandel tätig sind, gilt zudem künftig ein Mindestreservesatz. Damit müssen sie dann mehr Yuan in der Hinterhand halten. So sollen die Bestände im Handel reduziert und Wetten auf eine Abwertung des Wechselkurses erschwert werden.

Der Chef der chinesischen Börsenaufsicht hat Insidern zufolge angesichts der anhaltenden Turbulenzen an den Finanzmärkten bereits vorige Woche seinen Rücktritt angeboten. Der 57-jährige Xiao Gang wolle seinen Platz an der Spitze der China Securities Regulatory Commission (CSRC) räumen, sagten zwei mit den Vorgängen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Unklar blieb zunächst, ob die Regierung den Rücktritt angenommen hat. Xiao gilt als Vater des Stopp-Mechanismus, bei dem der Börsenhandel nach größeren Verlusten eingestellt wird. Dieses System war erst zu Jahresbeginn eingeführt, aber bereits am 7. Januar wieder beendet worden. Kritikern zufolge habe dieser Mechanismus zur Panik an den Märkten beigetragen.

LI VERSPRICHT WEITERES WACHSTUM



Mit den Geldspritzen für die Kreditinstitute greift die Notenbank auf ein erst im Jahr 2013 eingeführtes Instrument zurück - die sogenannten kurzfristigen Liquiditätsgeschäfte (SLOs). Sie sind auf drei Tage angelegt. Die Banken hatten im Dezember weniger neue Darlehen vergeben, was Sorgen über den Zustand der Wirtschaft weiter nährte. Ministerpräsident Li versicherte nun, die kommunistische Führung in Peking werde das Wachstum auf einem "mittleren bis hohen Niveau" halten. Um die Wirtschaft auf direktem Weg anzukurbeln, setzt die Regierung auch weiter auf Konjunkturprogramme. So will sie den Schienenverkehr in dem Riesenreich in diesem Jahr ausbauen und investiert hier umgerechnet 112 Milliarden Euro.

Li will das bislang sehr exportlastige Wirtschaftsmodell stärker auf die Binnenkonjunktur ausrichten und den privaten Konsum ankurbeln. Entsprechende Reformen sollten forciert werden, kündigte er an. Doch beim Umbau der Wirtschaft hakt es. Nach Ansicht des deutschen Außenhandelspräsidenten Anton Börner ist die Industrie des Landes sogar in einer "desolaten" Lage. Auch andere Experten teilen seine Bedenken: "China steht vor wirtschaftlich schwierigen Jahren, der Yuan dürfte weiter abwerten", meint Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.

Reuters