Der Yuan fiel zum Dollar auf den niedrigsten Stand seit vier Jahren und gab damit bereits den zweiten Tag in Folge deutlich nach. Der Exportweltmeister erhofft sich dadurch Vorteile im Kampf um Marktanteile und Impulse für die lahmende Konjunktur, werden seine Waren im Ausland doch dadurch preislich attraktiver. Das könnte Nachahmer in anderen Ländern finden und so zu einem Abwertungswettlauf führen. "Sie zerstören uns", kritisierte US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump das Vorgehen. Aus der deutschen Wirtschaft kamen Warnungen vor einem Währungskrieg, aber auch gelassene Reaktionen von Konzernchefs. Der Internationale Währungsfonds (IWF) lobte die Chinesen.

Die Zentralbank in Peking versuchte, Sorgen vor einem Abwertungswettlauf zu zerstreuen. "Mit Blick auf die internationale und nationale Wirtschaftslage gibt es derzeit keine Grundlage für einen anhaltenden Abwertungstrend des Yuan", erklärte sie. Am Dienstag hatte sie die Schwächung um rund zwei Prozent als "einmalige Maßnahme" bezeichnet. Da sie gleichzeitig aber die Kursfestlegung änderte, kam die neuerliche Abwertung um 1,6 Prozent fast zwangsläufig: Die Zentralbank orientiert sich nun am Schlusskurs des Vortages anstatt an einer künstlich festgelegten Marke, um die der Yuan schwanken darf. "Wichtig ist vor allem, dass es jetzt nicht zu einem globalen Wettlauf um die schwächste Währung kommt, bei dem am Ende alle verlieren", sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Martin Wansleben.

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"ZWEIFEL AN KONJUNKTURELLER VERFASSUNG"



Die Furcht vor einem weltweiten Währungskrieg beunruhigte Anleger rund um den Globus. "Nicht nur ein möglicher Währungskrieg macht den Marktteilnehmern zu schaffen", sagte NordLB-Analyst Frederik Kunze. "Die Abwertung lässt auch Zweifel an der konjunkturellen Verfassung Chinas aufkommen." In Europa verloren der deutsche Leitindex Dax und EuroStoxx50 jeweils etwa 2,5 Prozent. Die Volksrepublik ist einer der wichtigsten Absatzmärkte für Europa - mit der Abwertung des Yuan werden Exporte nach China teurer. In Singapur und Taiwan brachen die Aktienbörsen um bis zu drei Prozent ein und rutschten jeweils auf Eineinhalb-Jahres-Tief ab. Auch die Börse in Sydney ging auf Tauchstation.

Auslöser für die Eingriffe der Zentralbank in Peking ist eine Serie schwacher Konjunkturdaten. Im Juli brachen die Exporte um mehr als acht Prozent ein, auch Industrieproduktion, Einzelhandelsumsatz und Investitionen fielen schwächer als erwartet aus. "Diese Art von Daten untermalen nur die negative Einschätzung, die jeder über die Wirtschaft hat", sagte Louis Kuijs, Chinas Chefökonom der Royal Bank of Scotland. Damit werde es schwerer, das offizielle Ziel von sieben Prozent Wachstum in diesem Jahr zu erreichen. Dies wäre ohnehin das kleinste Plus seit einem Vierteljahrhundert. Experten gehen davon aus, dass es nur zu 6,5 Prozent reichen könnte - zu wenig, um ausreichend Arbeitsplätze zu schaffen. Der schwächere Yuan stimuliere die Exporte, erklärte das chinesischen Wirtschaftsministerium.

Das Vorgehen in Peking beschäftigt inzwischen die Politik in den USA. "Sie werten den Yuan stark ab, und das wird verheerend für uns", sagte Donald Trump, der laut Meinungsumfragen derzeit aussichtsreichste Präsidentschaftskandidat der Republikaner. In seinem Wahlkampf verspricht er, gegen die Volksrepublik einen härteren Kurs zu fahren. In den USA wird immer wieder kritisiert, dass China seine Währung künstlich drückt, um seine Waren im Ausland billiger anbieten zu können.

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SIEMENS-CHEF: "KEINE PANIK"



Der Yuan ist keine frei schwankende Währung wie etwa der Euro. Vielmehr ist er an den Kurs des Dollar gebunden: Die Zentralbank bestimmt arbeitstäglich einen Referenzkurs, um den der Yuan um maximal zwei Prozent schwanken darf. Am Mittwoch betrug dieser 6,45 Yuan je Dollar. Am Montag waren es noch 6,1162 Dollar.

"Wenn die Chinesen preislich günstiger anbieten können, steigt der Wettbewerb hier und da", sagte Ökonom Olaf Wortmann vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Der schwächere Yuan werde sich "nur punktuell" für die deutschen Unternehmen bemerkbar machen. Auch der stark in China engagierte Konsumgüterkonzern Henkel bleibt trotz der schwächelnden Wirtschaft in der Volksrepublik gelassen. "China bleibt Motor der Weltwirtschaft", sagte Henkel-Chef Kasper Rorsted. "Es ist wichtig, nicht in Panik zu verfallen", sagte Siemens -Chef Joe Kaeser.

Es gibt auch Lob für die chinesische Währungspolitik. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht die neue Methode der Zentralbank zur Bestimmung des täglichen Yuan-Referenzkurses positiv - wie zuvor auch die EU-Kommission. Die Marktkräfte dürften künftig eine größere Rolle bei der Festlegung des Wechselkurses haben. Dies sei ein "willkommener Schritt" in Richtung einer größeren Flexibilität.

Reuters