Seit der Pressekonferenz von EZB-Präsident Mario Draghi am Donnerstagnachmittag befindet sich der Euro im Höhenflug. Die Gemeinschaftswährung hat in kurzer Zeit fast zwei Prozent an Wert gewonnen. Einige Experten sehen die Ursache hierfür in jüngsten Aussagen Draghis zur Kursentwicklung des Euro. Diese wurden "als ungewöhnlich gelassen" bewertet.

EXPERTIN: DRAGHI SIEHT EURO-STÄRKE ERSTAUNLICH GELASSEN

Obwohl der Eurokurs seit Wochen tendenziell gestiegen ist, habe Draghi bei seinem Auftritt vor der Presse "nicht das geringste Anzeichen von Nervosität gezeigt", sagte Antje Praefcke, Devisenexpertin bei der Commerzbank. Der einzige Kommentar von Draghi zum Thema Euro war: "Dem Wechselkurs wurde etwas Aufmerksamkeit geschenkt."

Zuvor hatten nicht wenige Marktbeobachter argumentiert, dass die EZB den starken Euro mit Sorge sehe. Sie waren davon ausgegangen, dass Draghi seinem Auftritt vor der Presse nutzen werde, um den Euro gezielt zu schwächen. Ein Vorgehen, dass unter Experten "verbale Intervention" genannt wird und von Notenbankern gerne genutzt wird.

POLITCHAOS IN DEN USA BELASTET DOLLAR

Auch Experte Ric Spooner vom britischen Handelshaus CMC Markets erklärte die aktuelle Euro-Stärke mit jüngsten Äußerungen des Notenbankchefs. Dabei erkannte Spooner durchaus Hinweise auf eine straffere Geldpolitik, die den Euro beflügelten. Zwar habe Draghi klar gestellt, dass der EZB-Rat einig gewesen sei, keine Angaben zu einem Zeitpunkt einer möglichen Änderung bei den Wertpapierkäufen zu machen. Der Markt habe die Aussagen aber auch dahingehend gedeutet, dass die Notenbank in den kommenden Monaten über Änderungen des Anleihekaufprogramms diskutieren werde und eine Begrenzung der Käufe schon Anfang kommenden Jahres wahrscheinlich sei.

Eine weitere Ursache für den starken Euro sehen Fachleute in den USA. Experte Dirk Gojny von der National-Bank argumentierte mit einer Kursschwäche des amerikanischen Dollar. Diese habe dem Euro im Gegenzug Auftrieb verliehen. Die Ursache für den schwachen Dollar sah Gojny in dem "anhaltenden Regierungschaos in den USA". Außerdem seien zuletzt US-Konjunkturdaten erneut schwach ausgefallen.