Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel erschien am 21.06.2018 in Heftausgabe 25/2018

Seit knapp zwei Wochen befindet sich der deutsche Astronaut Alexander Gerst zum zweiten Mal auf der Internationalen Raumstation. Am 28. Juni kommt Cimon nach. Dabei handelt es sich um einen medizinballgroßen Assistenzroboter, der frei durch die ISS schweben wird. Cimon greift der Crew auf seiner ersten Reise durch das All in ihrer täglichen Arbeit unter die Arme. Mittelfristig soll er zum echten "Kollegen" der Weltraumfahrer werden und sie dabei auch emotional - beispielsweise mittels Small Talk - unterstützen.

Cimon ist ein Paradebeispiel für die immer enger werdende Verbindung von Mensch und Maschine. Künstliche Intelligenz und Robotik halten in den unterschiedlichsten Lebensbereichen Einzug. Wenig überraschend macht dieser Trend auch vor der Geldanlage nicht Halt. Rob-Advisor schicken sich an, das Bankengeschäft zu revolutionieren.

Allerdings handelt es sich dabei nicht um Roboter im klassischen Sinne. Statt Sensoren und Greifarmen stehen internetbasierte Applikationen im Mittelpunkt. Sie bieten Anlegern die Möglichkeit, ein individuelles Portfolio zusammenzustellen, ohne dabei selbst Ausschau nach den besten Wertpapieren zu halten respektive den Gang zum Vermögensverwalter oder Bankberater anzutreten. Die Allokation basiert dabei meist auf einem vorab erstellten Nutzerprofil. Über einen Online-Fragebogen klopfen die digitalen Vermögensverwalter ihre Klienten auf Eigenschaften wie Risikotoleranz, Börsenwissen und -erfahrung sowie finanziellen Spielraum ab.



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ETFs als perfekte Bausteine



Möglich macht diese Innovation zum einen der technologische Fortschritt. Daneben spielt ein stark wachsendes Kapitalmarktsegment eine zentrale Rolle: Die Finanzroboter bestücken die Kundendepots hauptsächlich mit börsengehandelten Indexfonds, im Fachjargon Exchange Traded Fonds. ETFs bilden einen Index passiv ab. Dadurch sind sie gerade im Vergleich zu aktiven Investmentfonds deutlich günstiger. "Die ETFs machen es für uns möglich, die Kosten sehr niedrig zu halten", erklärt Erik Podzuweit, Geschäftsführer von Scalable Capital (siehe Interview auf Seite 14). Das Münchner Start-up hat Ende Mai und damit nur 28 Monate nach dem Markteintritt beim verwalteten Vermögen die Schallmauer von einer Milliarde Euro erreicht.

Unter den europaweit mehr als 2000 börsennotierten Indexfonds sucht Deutschlands führender Robo-Advisor die besten für den jeweiligen Anlegertypus heraus. "Entscheidende Kriterien sind dabei neben den Gebühren der Tracking Error, die Replikationsmethode sowie die steuerliche Behandlung des Fonds", so Podzuweit.

Tatsächlich zum Einsatz kommen in den Portfolios der Kunden momentan lediglich 23 ETFs. "Das reicht vollkommen, um eine breit diversifizierte Vermögensanlage zu realisieren", sagt der Experte. In welchem Mischverhältnis Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Immobilien zusammengepackt werden, hängt von der Risikobereitschaft des einzelnen Kunden ab. Anhand der Kennzahl Value-at-Risk werden die Nutzer 23 verschiedenen Kategorien zugeordnet. Ein komplexer Algorithmus überprüft anschließend, ob das Portfolio den Vorgaben entspricht.

Während dieser fortlaufende Prozess bei Scalable zu häufigen Umschichtungen führt, verfolgen andere digitale Vermögensverwalter den Buy-and-Hold-Ansatz. Das heißt, die für einen Nutzer bestimmte Aktienquote hat Bestand. Es wird lediglich im Rahmen eines sogenannten Rebalancings die ursprüngliche Gewichtung des Portfolios regelmäßig wiederhergestellt.

Diese Praxis verfolgt beispielsweise Vaamo. Der Frankfurter Dienstleister bietet die digitale Vermögensverwaltung bereits ab einer Mindestanlage von zehn Euro an und gibt sich dabei mit einer jährlichen Gebühr von 0,79 Prozent zufrieden. Ab einer Kapitalsumme von 100 000 Euro schrumpft der Kostensatz um 30 Basispunkte.

Auf Seite 3: Ein echter Härtetest steht noch aus





Ein echter Härtetest steht noch aus



Vaamo zählt wie Scalable zu den eigenständigen digitalen Vermögensverwaltern. Wenig überraschend rufen die positiven Wachstumsaussichten auch die etablierten Geldhäuser auf den Plan. Im November lancierte die Deutsche Bank den Robo-Advisor Robin. Die an die Direktbank Maxblue angebundene Anwendung bringt eine Besonderheit mit: In den Anlageprozess fließt die Meinung der Deutsche-Bank-Kapitalmarktstrategen mit ein.

Aufgrund der Vielzahl an Portfoliolösungen und einer noch kurzen Lebensdauer ist es schwer, die Performance der Robo-Advisor zu beurteilen respektive untereinander zu vergleichen. Allerdings zeigt sich, dass die digitalen Vermögensverwalter mit dem breiten Mischfondsspektrum Schritt halten können. Dabei spielt den Neulingen in die Hände, dass sie bis dato keinen längeren Bärenmarkt durchlaufen mussten. Sollte die Stimmung an den Börsen kippen, würden die Finanzroboter wohl ihre erste echte Bewährungsprobe erleben.

Wie auch immer: Gerade für technikaffine Neueinsteiger bieten die digitalen Dienstleister eine sehr gute Gelegenheit, die eigene Vermögensplanung ohne viel Aufwand anzupacken. Wer eine gewisse Börsenerfahrung mitbringt und den Zeitaufwand nicht scheut, kann sich gerade mithilfe von ETFs selbst ein diversifiziertes Portfolio zusammenstellen.

Bei der Auswahl der passenden Produkte steht BÖRSE ONLINE zur Seite. Auf den folgenden beiden Seiten stellen wir sechs aussichtsreiche börsengehandelte Indexfonds vor, die eine Positionierung in den unterschiedlichsten Anlageklassen ermöglichen. Übrigens: Bei der Auswahl haben wir uns im Fundus der führenden Robo-Advisor umgesehen und uns inspirieren lassen.

Auf Seite 4: Interview





Interview: "Kommen gut mit längeren Korrekturphasen zurecht"



Die Schallmauer von einer Milliarde Euro ist geknackt: Erik Podzuweit, Gründer und Geschäftsführer von Scalable Capital, erklärt die Strategie des Robo-Advisors und nimmt Stellung zur bisherigen Performance.

Börse Online: Scalable setzt in der digitalen Vermögensverwaltung lediglich 23 ETFs ein. Gehen Ihren Kunden dadurch nicht jede Menge Anlagechancen verloren?


Erik Podzuweit: Nein. Wir können weltweit mehr als 8000 Einzelwerte aus den Anlageklassen Aktien, Anleihen, Immobilien und Rohstoffe abbilden. Das reicht vollkommen, um eine breit diversifizierte Vermögensanlage zu realisieren. Außerdem ist der Fundus dynamisch, wir können jederzeit ETFs neu aufnehmen oder austauschen.

Allerdings bleiben Sektor-ETFs außen vor.


Uns geht es darum, stets einen breiten Markt, beispielsweise die Wall Street, abzudecken. Aus gutem Grund: Es ist weder die Kompetenz noch der Ansatz von Scalable, einzelne Aktien oder Branchen auszusuchen.

Den Anlageprozess steuert Scalable über ein für jeden Kunden festgelegtes Risikomaß - wie oft kommt es zu Umschichtungen?


Unser Algorithmus überprüft täglich, ob ein Portfolio sich beim Value-at-Risk noch im vorgegebenen Bereich bewegt. Im Mittel kommt es dabei in etwa alle zehn Tage zu einer Anpassung. Auf Sicht von einem Jahr wird das Depot einmal umgedreht.

Dennoch monieren Kritiker, dass Ihre Portfolios bei plötzlichen Kurskorrekturen besonders stark unter Druck geraten.


Unsere Strategie ist bewusst so aufgebaut, dass sie nicht zu schnell auf eine Eintrübung der Märkte reagiert. Vielmehr soll es zu Anpassungen kommen, sobald sich eine tatsächliche Veränderung im Risikoumfeld ergibt. Ein Blick zurück zeigt, dass die Portfolios mit längeren Korrekturphasen sehr gut zurechtkamen und sich stabiler entwickelt haben als vergleichbare aktive Mischfonds.

Seit dem Start liegen die Scalable-Portfolios im Mittel in etwa gleichauf mit den großen aktiven Mischfonds. Wird das auf Dauer reichen, um die Kunden zu binden?


Wir sind erst seit Anfang 2016 am Markt. Insofern kann sich die Performance durchaus sehen lassen. Ungeachtet dessen bin ich davon überzeugt, dass wir das von Ihnen genannte Spektrum auf lange Sicht schlagen können. Dafür spricht allein die Tatsache, dass bei unserer Vermögensverwaltung nur etwa ein Drittel der Kosten eines großen Mischfonds anfällt. Im Übrigen möchten wir gar nicht per se besser sein als die Märkte. Das Ziel ist, eine höhere risikoadjustierte Rendite zu generieren.

Auf Seite 5: Sechs aussichtsreiche Indexfonds





Aktien global: Die ganze Welt in einem Börsenindex



Wenn es darum geht, ein global diversifiziertes Aktienengagement im Portfolio zu implementieren, ist der MSCI World Index für viele Investoren erste Wahl. Der bereits 1986 lancierte Börsengradmesser umfasst aktuell 1644 Unternehmen aus 23 verschieden entwickelten Ländern.

Insofern überrascht es nicht, dass auch die Robo-Advisor auf diesen Index zurückgreifen. Sowohl Ginmon als auch Robin setzen dazu einen ETF der UBS ein. Vor genau zehn Jahren hat die Schweizer Großbank diesen börsengehandelten Indexfonds aufgelegt. Die Eidgenossen replizieren den MSCI World physisch. Das heißt, sämtliche Indextitel sind im Fondsvermögen zu finden.

Mit einem verwalteten Vermögen von gut einer Milliarde Euro liegt das Produkt im Mittelfeld der 15 in Deutschland notierten ETFs auf den Welt-index. Die von den Mitgliedern geleisteten Ausschüttungen reicht der passive Fonds regelmäßig an die Anteilseigner weiter. Mit 2,4 Prozent kann sich die aktuelle Dividendenrendite der globalen Benchmark durchaus sehen lassen.



Auf Seite 6: Aktien Europa





Aktien Europa: Investmentgigant deckt alten Kontinent ab



Im vergangenen Herbst ist Vanguard in den deutschen ETF-Markt eingestiegen. Die Nummer 2 im weltweiten Geschäft mit börsengehandelten Indexfonds buhlt mit besonders niedrigen Gebühren um Investoren. Daher ist es nur logisch, dass der US-Investmentgigant auch in den Portfolios der heimischen Finanzroboter zu finden ist.

Beispielsweise deckt Vaamo den europäischen Aktienmarkt über einen Vanguard-ETF ab. Der 1,7 Milliarden Euro schwere Fonds bildet den FTSE Developed Europe Index physisch ab. In dieser Benchmark sind aktuell 564 auf dem alten Kontinent beheimatete Unternehmen -vertreten. In puncto Gewichtung geben dabei britische Aktien mit einem Anteil von knapp 30 Prozent den Ton an.

Deutsche Large Caps steuern gut 15 Prozent zum Referenzindex bei. Mit dem Softwarekonzern SAP schafft es ein heimischer Titel unter die zehn größten Positionen. An der Spitze steht der Schweizer Lebensmittelriese Nestlé, gefolgt von der britischen HSBC Bank und dem Pharmakonzern Novartis.



Auf Seite 7: Staatsanleihen





Staatsanleihen: Indexfonds mit defensiven Qualitäten



Am Markt für Staatsanleihen der Eurozone war zuletzt einiges geboten. Neben der Frage, ob und gegebenenfalls wann die EZB an der Zinsschraube dreht, zogen die Regierungswechsel in Italien und Spanien die Investoren in ihren Bann. Vor diesem Hintergrund überraschen die kurzfristigen Ausschläge beim iBoxx € Liquid Sovereigns Diversified Index nicht.

In diesem Gradmesser sind die liquidesten, von Staaten der Eurozone emittierten Anleihen enthalten. Momentan erfüllen 51 Rentenpapiere die Zugangsvoraussetzungen. Mit einem Anteil von 20 Prozent erreicht Frankreich als einziger Schuldner die maximal zulässige Gewichtung.

Auf den Plätzen folgen Deutschland sowie die beiden Euro-Sorgenkinder Spanien und Italien. Fintego setzt den iBoxx € Liquid Sovereigns Diversified über einen Comstage-ETF in der digitalen Vermögensverwaltung ein. Während der Fonds drei Viertel zur defensivsten Strategie der Comdirect-Tochter beisteuert, bleibt er in der offensivsten von insgesamt fünf Fintego-Allokationen außen vor.



Auf Seite 8: Unternehmensanleihen





Unternehmensanleihen: Mehr als 5700 Titel mit einer einzigen Order



Mit 42 ETFs fällt das Anlageuniversum von Whitebox besonders groß aus. Der Anfang 2014 gestartete Robo-Advisor deckt damit neben Aktien und Anleihen die alternativen Anlageklassen Rohstoffe, Infrastruktur und Immobilien ab. Zu den 15 eingesetzten Rentenfonds zählt der iShares Global Corporate Bond.

Das Produkt deckt Unternehmensanleihen aus Industrie- und Schwellenländern ab. Dabei handelt es sich ausschließlich um Schuldner, die ein Investment-Grade-Rating erhalten. Momentan zählt der Referenzindex mehr als 5700 Titel. An-gesichts dieser Fülle überrascht es nicht, dass iShares bei der Replikation auf die Samplingmethode setzt.

Das heißt, der Index wird über eine besonders repräsentative Teilauswahl seiner Bestandteile abgebildet. Der Branchenkrösus ruft für den 935 Millionen Euro schweren ETF eine Gesamtkostenquote von 0,20 Prozent per annum auf. In puncto Performance musste das Produkt zuletzt einen Rücksetzer einstecken, nachdem noch im Januar ein Allzeithoch erreicht worden war.



Auf Seite 9: Immobilien





Immobilien: Gezielte Streuung, attraktive Verzinsung



Immobilien zählen zu den alternativen Anlageklassen. In der Vermögensverwaltung kommen sie zum Einsatz, um das Kapital gezielt zu streuen und darüber hinaus stabile Zahlungsströme zu generieren. Aus demselben Grund zählen Immobilien zum Anlageuniversum verschiedener Robo-Advisor. Bei Scalable Capital hat der Auswahlprozess den iShares Developed Markets Property Yield ETF hervorgebracht.

Der Marktführer möchte mit diesem passiven Produkt den Zugang zu börsennotierten Immobiliengesellschaften und REITs aus den Industrieländern ermöglichen. Auf Sicht von einem Jahr sollen die enthaltenen Positionen eine Dividendenrendite von mindestens zwei Prozent abwerfen.

Aktuell verzinsen sich die Ausschüttungen sogar mit 3,1 Prozent. Aus geografischer Sicht dominieren US-Gesellschaften den ETF. Sie steuern 53,8 Prozent zum zugrunde liegenden Index bei. Deutschland ist mit 4,6 Prozent gewichtet. Mit Vonovia zählt ein DAX-Mitglied aktuell zu den fünf größten Positionen in diesem passiven Fonds.



Auf Seite 10: Rohstoffe





Rohstoffe: Eine Anlageklasse meldet sich zurück



Rohstoffe gelten als eine besonders komplexe Anlageklasse. Neben der Versorgungslage können Wetter, geopolitische Entwicklungen, die Währungskurse, aber auch die eigenen Gesetze des Terminhandels Einfluss auf die Preise nehmen.

Und doch greifen Vermögensverwalter, insbesondere aus Diversifizierungsgründen, auf Rohstoffanlagen zurück. Das gilt auch für die digitalen Branchenvertreter. Beispielsweise findet sich ein Comstage-ETF auf den Commerzbank Commodity ex-Agriculture Index im Anlagespektrum von Robin. Wie der Name sagt, bleiben die aus ethischen Gründen umstrittenen Agrarwaren bei der Benchmark außen vor.

Stattdessen konzentriert sich der Index auf Energieträger sowie Industrie- und Edelmetalle. Bei einem leichten Überhang für Ölprodukte sind die drei Segmente in etwa gleich stark gewichtet. Im jüngsten Kursverlauf kommt das an den Rohstoffmarkt zurückgekehrte Momentum zum Vorschein. Auf Sicht von einem Jahr hat sich der ETF um nahezu ein Fünftel verteuert.