Das Park Avenue Plaza Building in New York ist ein durchaus beeindruckender Wolkenkratzer. Mit einer Höhe von 175 Metern geht das Gebäude allerdings in der Skyline von Manhattan unter. Das Empire State Building oder der Bank of America Tower ragen weit mehr als 300 Meter in den Himmel der Finanzmetropole - ganz zu schweigen vom neu entstehenden, 541 Meter hohen One World Trade Center. Gleichwohl enthält das Mieterverzeichnis des Park Avenue Plaza Buildings einen echten Giganten. Mit Black Rock nutzt der weltgrößte Asset- Manager den Büroturm.

Die 1988 gegründete Gesellschaft verwaltet 4300 Milliarden US-Dollar. Gut ein Fünftel dieser Summe liegt in Exchange Traded Funds (ETFs). Damit dominiert das Black-Rock-Label iShares den globalen Markt für passive Indexfonds und hat maßgeblich zu deren rasantem Aufschwung beigetragen.

Egal ob New York, Tokio, Frankfurt oder London: In den vergangenen Jahren haben ETFs die großen Finanzzentren der Welt aufgemischt. Nach Zahlen von Deutsche Bank Research lagen per Ende August rund um den Globus knapp 2,5 Billionen US-Dollar in solchen Produkten. Damit hat sich das Marktvolumen innerhalb nur eines Jahrzehnts mehr als verachtfacht.

Zwar können ETFs dem verwalteten Vermögen klassischer aktiv verwalteter Investmentfonds längst nicht das Wasser reichen, doch ihr Bedeutungsgewinn ist enorm und ein Ende der Wachstumsstory nicht in Sicht. Allein von Januar bis August dehnte sich das globale Marktvolumen prozentual zweistellig aus. Ein aktueller Bericht von Deutsche Bank Research zeigt, in welchem Ausmaß Investoren unter anderem den jüngsten Schwächeanfall des DAX zum Einstieg nutzten. Im August flossen mehr als 800 Millionen Euro in passive Fonds auf den heimischen Leitindex.

Auf Seite 2: Zwei Wege zu einem Ziel

Zwei Wege zu einem Ziel

Hier kommt die zentrale Stärke dieser Finanzvehikel zum Ausdruck. Anleger können sich mit einer Order komplette Märkte ins Depot holen. Die Auswahl ist enorm, sie reicht von breiten Aktienindizes über Sektoren bis zu den Renten- und Rohstoffmärkten. Während aktive Fondsmanager gerade in einem positiven Marktumfeld häufig daran scheitern, einen Markt oder eine Benchmark zu schlagen, ist der Halter eines ETF stets auf Augenhöhe mit dem zugrunde liegenden Index.

Die Banken nutzen zwei verschiedene Methoden, um den Basiswert möglichst genau abzubilden. Bei der direkten oder physischen Replikation (siehe Glossar) kauft der ETF sämtliche im Index enthaltenen Titel. Ein Produkt auf den DAX hält also die 30 Mitglieder entsprechend ihrer Gewichtung im Deutschen Aktienindex.

Swap-basierte Fonds (siehe Glossar), die zweite Möglichkeit, besitzen unterschiedliche Vermögenswerte. Allerdings muss es sich dabei nicht um die Mitglieder eines Index handeln. Vielmehr erhält der Emittent über ein Tauschgeschäft mit seinem Swap-Partner die Indexperformance. Am europäischen Markt hat in den vergangenen Jahren die Bedeutung der physischen Methode deutlich zugenommen. Mittlerweile liegt ihr Anteil gemessen am verwalteten Vermögen bei mehr als zwei Dritteln.

Unter anderem hat die Deutsche Bank einen Strategieschwenk vorgenommen. Ihr ETF-Arm, Deutsche Asset & Wealth Management (AWM), stellt das Angebot sukzessive auf die direkte Abbildung um. Kai Bald, Leiter öffentlicher Vertrieb passive Anlageprodukte, begründet diesen Schritt mit den Kundenwünschen: "Wir haben in den vergangenen Jahren gesehen, dass ETF-Anleger eine deutliche Präferenz für physische ETFs haben."

Source wiederum arbeitet erfolgreich mit dem Gegenmodell. Der in London ansässige ETF-Anbieter setzt überwiegend auf die Swap-basierte Abbildung. Das Kontrahentenrisiko versucht Source dabei unter anderem durch den Einsatz mehrerer Gegenparteien zu streuen. "Die Vorteile der synthetischen Replikation kommen insbesondere in der Tracking-Differenz zum Tragen", erklärt Sascha Specketer, Vertriebschef für Deutschland und Osteuropa. Dieser Gradmesser (siehe Glossar) zeigt, wie stark ein ETF von seiner Benchmark abweicht. "Der Einsatz von Derivaten reduziert die Abweichungsdifferenz zu einem Index markant und kann so die Performanceentwicklung wesentlich verbessern", sagt der Experte. Die nackten Zahlen sprechen für ihn. Nur fünfeinhalb Jahre nach dem Markteintritt ist das von mehreren Großbanken gegründete ETF-Haus die Nummer 6 in Europa (siehe Grafik).

Während der Vertriebsschwerpunkt von Source bei institutionellen Kunden liegt, hat die Deutsche Bank auch ein Auge auf Privatanleger geworfen. "ETFs können gerade für Menschen gut geeignet sein, die sich nicht permanent mit Finanzprodukten auseinandersetzen möchten", erklärt Kai Bald. Er schätzt den Anteil dieser Kundengruppe am ETF-Geschäft von Deutsche AWM auf rund ein Fünftel. "Hier sehen wir in den kommenden Jahren ein enormes Wachstumspotenzial", sagt der Manager.

Er setzt auf Service. Beispielsweise hat Deutsche AWM auf ihrer Internetseite eine Asset-Allokation-Ampel eingeführt. Dieses Tool soll insbesondere Privatanlegern bei der Aufteilung ihres Depots in Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Regionen helfen. Dazu kombiniert die Ampel grafisch aufbereitet die Wertentwicklung großer Börsenindizes mit den entsprechenden monatlichen ETF-Umsätzen sowie einer aktuellen Einschätzung durch die hauseigenen Kapitalmarktexperten.

Auf Seite 3: Die Preise purzeln

Die Preise purzeln

Sowohl für private als auch für institutionelle Investoren spielen die Kosten eine entscheidende Rolle. Bei aktiv verwalteten Fonds sind zusätzlich zu mitunter satten Ausgabeaufschlägen laufende Gebühren und zum Teil auch noch Performanceabgaben zu berappen. Dagegen kommen passive Produkte mit sehr niedrigen Kosten aus. Bei europäischen Aktien-ETFs bewegt sich die jährliche Gesamtkostenquote TER (siehe Glossar weiter unten) bei rund 0,40 Prozent. Der harte Wettbewerb zwingt die Anbieter zu immer niedrigeren Sätzen, in der Branche findet ein regelrechter Preiskampf statt.

Als dessen Auslöser gilt Vanguard. Die Investmentgesellschaft treibt die Konkurrenz in den USA mit Dumpingpreisen vor sich her. Mittlerweile hat der weltweit zweitgrößte ETF-Anbieter seine Zelte auch in Europa aufgeschlagen. Die Folge: Immer mehr europäische Banken drehen an der Kostenschraube. Im Februar senkte die Deutsche Bank die Gebühren für mehrere Produkte auf neun Basispunkte per annum. Dazu zählt unter anderem ein 2,5 Milliarden Euro schwerer DAX-ETF. Die Reaktion von iShares ließ nicht lange auf sich warten. Unter anderem senkte der Branchenkrösus die TER für einen Indexfonds auf den S & P 500 auf 0,09 Prozent per annum. Mittlerweile ist der US-Leitindex noch günstiger zu haben. Source konterte Mitte des Jahres mit einer neuen Kostenquote von fünf Basispunkten.

"Die Preissenkungen wurden vornehmlich bei sogenannten Kern-ETFs durchgeführt", stellt Morningstar-Analyst Gordon Rose fest. Derartige Produkte auf breite Marktindizes sind der Mittelpunkt einer sogenannten Core-Satellite-Strategie.

Dieses Konzept der Geldanlage sieht vor, das Portfolio mit diversifizierten und stabilen Investments auszustatten. Sie sollen für eine relativ sichere Grundrendite sorgen. Hinzu kommen Positionen, die die Chance auf hohe zusätzliche Erträge mitbringen, aber auch mit mehr Risiko verbunden sein können. Einem Satelliten gleich kreisen diese Investments um den Kern des Portfolios.

Wir haben in der Tabelle unten zwölf ETFs mit einem überzeugenden Preis-Leistungs- Verhältnis zusammengestellt, mit denen sich eine solche Strategie problemlos realisieren lässt. Neben Produkten auf diversifizierte Aktienindizes sowie chancenreiche Sektoren enthält die Auswahl zwei Rentenmarktfonds. Quer durch die Anlageklassen zieht sich auch der neueste Trend: Unter dem Slogan "Smart Beta" kommen immer mehr passive Produkte auf modifizierte Indizes an den Markt. Lesen Sie auf den folgenden Seiten, wie die ETFAnbieter zusehends ins Revier der aktiven Konkurrenz vordringen.

Auf Seite 4: Glossar

Glossar

Physische Replikation: Der Fonds hält grundsätzlich sämtliche Wertpapiere des zugrunde liegenden Index analog zu deren Gewichtung. In bestimmten Fällen, etwa bei sehr großen Benchmarks, greifen die Emittenten zu einer Optimierungsmethode und kaufen nur einen exemplarischen Teil des Index.

Swap-basierte Replikation: Ein ETF hält Wertpapiere, die nicht zwingend etwas mit der Benchmark zu tun haben müssen. Die Rendite aus dem Portfolio gibt er an eine Gegenpartei weiter. Diese liefert im Tausch die Indexperformance. Die Methode greift auch in Märkten, die sich physisch nicht oder nur schwer abbilden lassen. Sie ist jedoch wegen der Gefahr, dass eine Gegenpartei ausfallen könnte, umstritten.

Total Expense Ratio (TER): Neben den Verwaltungs- und Betriebskosten enthält diese Kennzahl Aufwendungen des ETF für die Indexabbildung sowie die Erfüllung rechtlicher Anforderungen.

Tracking-Differenz: Diese Kennzahl misst den absoluten Renditeunterschied zwischen ETF und Benchmark. In die Berechnung gehen neben sämtlichen Kosten auch die Einnahmen ein, beispielsweise aus einer Wertpapierleihe. Einfluss nehmen zudem die steuerliche Behandlung von Dividenden sowie Indexumstellungen. Ist die Tracking-Differenz positiv, schneidet der ETF besser ab als die Benchmark.

Geld-Brief-Spanne: Unterschied zwischen An- und Verkaufspreis. Er ist ein Merkmal für die Handelsqualität eines ETFs. Je geringer der Spread, desto attraktiver ist ein Fonds in dieser Hinsicht.