Noch ist Indien gemessen an der Einwohnerzahl die Nummer 2 auf der Welt. Doch schon in wenigen Jahren dürfte das Land China überholen, wo zurzeit 1,37 Milliarden Menschen leben. Die indische Bevölkerung ist deutlich jünger als die chinesische, und diese zukunftsträchtige demografische Struktur ist einer der großen Pluspunkte des Subkontinents. Auch wirtschaftlich ist Indien auf der Überholspur. 2015 dürfte die Volkswirtschaft des Landes zum ersten Mal seit 15 Jahren stärker zulegen als die chinesische. Für das laufende Jahr prognostiziert der Internationale Währungsfonds ein Plus des Bruttoinlandsprodukts von 7,5 Prozent, während Chinas Wachstum unter sieben Prozent fallen dürfte. In den kommenden Jahren erwarten Experten eine Fortsetzung dieses Trends: Indien wird künftig schneller wachsen als China. "Nur wenige Länder haben in den vergangenen zwei Jahren eine so dynamische und beeindruckende Wende geschafft", sagt Brian Coulton, Emerging-Markets-Stratege bei Legal & General Investment Management (LGIM). So hat das Land Coulton zufolge unter anderem die Zügel in der Fiskalpolitik angezogen und Subventionen im Agrarsektor, die für zusätzlichen Inflationsdruck gesorgt haben, zurückgefahren. Als Folge davon ist sowohl das Defizit in der Steuerbilanz als auch die Staatsverschuldung jeweils gemessen am Anteil des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gesunken. "Zudem haben sich die geldpolitischen Rahmenbedingungen zum Teil dramatisch verbessert", beobachtet der LGIM-Experte und gibt einen optimistischen Ausblick: "Alles in allem bieten diese Veränderungen die Grundlage dafür, dass die indische Volkswirtschaft mittelfristig mit einer Rate von sieben bis acht Prozent wachsen sollte."

Der indische Aktienmarkt hat dies schon antizipiert und 2014 stark zugelegt. Auslöser der Hausse war die Wahl von Narendra Modi zum Ministerpräsidenten. Der als wirtschaftsfreundlich geltende Modi weckte Hoffnungen auf mannigfaltige Reformen. Genährt wurde der Kursanstieg zudem vom niedrigen Ölpreis, der sich in der zweiten Jahreshälfte 2014 halbierte: Zum einen profitiert Indien als Erdölimporteur unmittelbar von den gesunkenen Notierungen, zum anderen ermöglicht der Preisverfall den Abbau von Energiesubventionen. Die Anleger hoffen, dass der Staat das auf diese Weise frei gewordene Geld in Infrastrukturprojekte steckt. Das Budget für den Ausbau von Straßen, Eisenbahnen und Häfen hat Modi bereits um 25 Prozent für die kommenden vier Jahre angehoben. Für weiter anziehende Aktienkurse spricht der ungebrochene Reformeifer des neuen Ministerpräsidenten. Eine Steuerreform wurde bereits umgesetzt, eine Landreform geht zurzeit ihren Weg durch die Instanzen der Gesetzgebung. Hinzu kommt, dass die Bewertung des Aktienmarkts noch Luft nach oben hat. "Das Kurs-Gewinn-Verhältnis indischer Titel liegt bei 15", sagt Marcus Svedberg von der auf Schwellenländer spezialisierten Gesellschaft East Capital. "Im historischen Vergleich ist das nicht so teuer."

Indien ist ein Top-Langfristinvestment. Wer Geduld hat, wird belohnt.

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