Die US-Wirtschaft strotzt vor Kraft: Von Juli bis September legte das Bruttoinlandsprodukt mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 3,9 Prozent zu. Das meldete das US-Handelsministerium am Dienstag und korrigierte damit überraschend seine vorherige Schätzung nach oben. Bislang gingen die Statistiker von 3,5 Prozent Wachstum aus. In den beiden zurückliegenden Quartalen zusammen wuchs damit die US-Wirtschaft so stark wie seit 2003 nicht mehr.

Ein Grund: Der massive Preisrutsch beim Rohöl. Das billige Öl sorgt bei manchen Exporteuren für Probleme, etwa in Russland. Für die meisten Industrienationen ist der Preisrutsch dagegen ein Segen. Dort wirkt der kräftig gesunkene Ölpreis wie ein Konjunkturprogramm oder eine kräftige Steuersenkung. US-Unternehmen dürfen sich besonders freuen, denn sie profitieren gleich auf doppelte Weise.

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Dickes Konjunkturprogramm



Ein Faß (159 Liter) der US-Ölsorte WTI kostet inzwischen nur noch rund 75 Dollar, 25 Prozent weniger als noch im Juli. Das billige Rohöl schlägt auch auf die Preise der Öl-Erzeugnisse durch, etwa auf Benzin. Die US-Energiebehörde EIA geht davon aus, dass die US-Benzinpreise 2015 so niedrig sein werden wie seit vier Jahren nicht mehr. Für die Unternehmen bedeutet das oft gewaltige Einsparungen. Je günstiger Öl und Benzin, desto niedriger sind die Produktions- und Transportkosten der Unternehmen. Durch die Kosteneinsparungen steigt dann automatisch der Unternehmensgewinn.

Verbrauchern bleibt ebenfalls mehr Geld übrig. Sie sparen Sprit- und Heizkosten. Mit etwas Verzögerung dürfte deshalb der Preisrutsch am Ölmarkt wie ein enormes Konjunkturpaket wirken. Unternehmen können das ersparte Geld für Investitionen und Konsum verwenden. Beides führt in der Regel zu mehr Wirtschaftswachstum und oft auch zu steigenden Unternehmensgewinnen.

Nach Berechnungen des Internationalen Währungsfonds lässt ein zehnprozentiger Rückgang der Rohölpreise die weltweite Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent steigen. Allein durch die bereits gesehenen Preisrückgänge sollte also das Weltwirtschaftswachstum um etwa ein halbes Prozent stärker ausfallen als bislang erwartet. Die US-Wirtschaft könnte sogar noch stärker profitieren.

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Höhere Unternehmensgewinne



Bei den US-Unternehmen schlägt der Effekt nämlich besonders stark durch. Der Grund: Da sie in Dollar abrechnen, kommt der niedrige Ölpreis 1:1 bei ihnen an. International wird Rohöl auf Dollar-Basis abgerechnet. Bei europäischen und japanischen Unternehmen führt das preiswertere Öl zwar auch zu niedrigen Kosten. Teilweise wird der Preisrückgang beim Öl jedoch durch gegenläufige Währungseffekte wieder aufgehoben. Euro und japanischer Yen haben in den letzten Monaten kräftig gegenüber dem US-Dollar abgewertet.

Der Währungseffekt betrifft natürlich auch die Verbraucher. Deshalb profitieren auch US-Haushalte stärker als die europäischen Konsumenten. Schon im dritten Quartal stiegen die privaten Konsumausgaben in den Vereinigten Staaten um 2,2 Prozent. Nicht nur niedrigere Sprit- und Heizölpreise beschert den amerikanischen Verbrauchern mehr finanziellen Spielraum. In den Vereinigten Staaten steigen die Löhne und Gehälter.

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Steigende Investitionen



Bei den US-Unternehmen sind die Folgen des billigen Öls bereits zu erkennen. Ein klarer Ausdruck für die neue Stärke der US-Aktiengesellschaften ist etwa ihre zunehmende Investitionstätigkeit. Im dritten Quartal erhöhten sich die Investitionen der US-Unternehmen um 7,1 Prozent. Dabei profitieren die US-Unternehmen nicht nur von sinkenden Energiekosten und höheren Konsumausgaben. Immer stärker nutzen die US-Konzerne auch neue Technologien wie 3D-Druck oder Cloud Computing. Auch das führt zu sinkenden Kosten und steigenden Gewinnen.

Die Gewinne der Unternehmen im Standard & Poor's 500 Index übertreffen derzeit die Analystenprognosen so stark wie seit vier Jahren nicht, meldet die Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Rund vier Fünftel der Unternehmen hätten höhere Gewinne für das 3. Quartal gemeldet als erwartet. Trotz sinkender Ölpreise meldeten dabei auch Ölkonzerne wie Exxon Gewinne über den Erwartungen. Vor allem die großen Ölkonzerne konnten ihre Gewinne steigern, weil die niedrigen Rohölpreise die Kosten der Herstellung von Benzin, Diesel und Flugzeugkerosin senkten.

Der Industriestaaten-Organisation OECD zufolge bleibt denn auch die US-Wachstumslok unter Dampf. Die US-Wirtschaft dürfte in diesem Jahr um 2,2 Prozent wachsen, schätzt die OECD. 2015 und 2016 seien sogar jeweils rund drei Prozent Wachstum wahrscheinlich.

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Attraktive US-Aktien-ETF



Alle diese Gründe sprechen zumindest in den nächsten Monaten für eine weiterhin gute Entwicklung der US-Aktien - auch wenn viele Titel inzwischen nicht mehr besonders günstig bewertet sind. Die Aktien im S&P 500 Index sind mit dem 17- bis 19-Fachen ihrer Unternehmensgewinne in den vergangenen zwölf Monaten bewertet. Das liegt über dem langjährigen Schnitt, der etwa beim 16-Fachen liegt.

Wer die Chancen der US-Aktien nutzen will, kommt am schnellsten und preiswertesten mit einem börsennotierten Indexfonds (ETF) ans Ziel. So offeriert etwa iShares, die ETF-Abteilung der US-Fondsgesellschaft Blackrock, einen ETF auf den S&P 500 Index, der pro Jahr nur mit Gebühren von 0,07 Prozent belastet ist. Der iShares Core S&P 500 UCITS ETF (ISIN: IE00B5BMR087) ist an der Deutschen Börse gelistet, kann aber natürlich auch an anderen Börsen oder Online-Handelsplattformen wie Tradegate geordert werden.

Der Core ETF enthält genau die 500 Aktien des S&P 500 Index. Anleger, die Wert auf hohe Dividendenausschüttungen legen, sollten deshalb lieber zu einem anderen ETF greifen. Die Dividendenrendite des S&P 500 beträgt nämlich nur knapp zwei Prozent. Mehr Rendite bringen die Aktien im iShares MSCI USA Dividend IQ UCITS ETF (IE00BKM4H312). Dieser ETF enthält die Aktien aus dem MSCI USA Index mit der höchsten Dividendenrendite.

Doch das alleine reicht nicht für die Aufnahme. Schließlich haben manche Aktien vor allem deshalb eine hohe Dividendenrendite, weil sie sich auf dem absteigenden Ast befinden. US-Unternehmen, die in den Dividenden-ETF wollen, müssen sich deshalb auch in der Vergangenheit als zuverlässige Dividendenzahler bewiesen haben. Zudem dürfen sie nur maximal 60 Prozent ihrer Gewinne als Dividenden ausschütten.

Aktuell erfüllen 125 US-Aktien diese Anforderungen. Die jährlichen Gesamtkosten des US-Dividenden-ETFs liegen mit 0,35 Prozent pro Jahr um einiges höher als beim Core-ETF. Bleiben die US-Unternehmen aber bei ihren hohen Ausschüttungen, sollte dieser Kostennachteil schnell wett gemacht sein.