Das ETF-Angebot ist riesig. Doch wie finden Anleger den preiswertesten ETF? Die von den ETF- Anbietern ausgewiesenen laufenden Kosten sind ein einfaches, und deswegen oft verwendetes, Vergleichskriterium. Doch Vorsicht: Die offiziell angegebenen Gesamtkosten spiegelt nicht alle Kosten wider, die einem ETF-Anleger bei einem Investment entstehen. ETF-Profis berücksichtigen beim ETF-Kauf deshalb auch die anderen Kostenfaktoren. In aller Regel kommen zu den laufenden Kosten noch mindestens zwei weitere Kostenfaktoren dazu. Doch wer sich auskennt, kann diese Kosten fast auf Null drücken. Die Fondsgesellschaften sprechen schönfärbend von Ausgabeaufschlag, kritische Anleger nennen sie Kaufgebühr - diese bei traditionellen Investmentfonds gerne kassierte Gebühr von bis zu fünf Prozent fällt bei ETFs zwar nur in Ausnahmefällen an. Trotzdem ist auch der ETF-Kauf nicht umsonst. Der Grund: Wer einen ETF kauft oder verkauft, zahlt deshalb ähnliche Gebühren wie beim Aktienkauf. Die sind zwar niedrig, aber letztendlich schmälern eben auch diese Kosten die Rendite der Anleger.

Auch bei ETFs sind Kosten nicht gleich Kosten



Vor allem bei den ohnehin schon niedrig rentierenden Anleihen-ETFs lohnt es sich deshalb, diese Kosten zu minimieren. Zwei Kostenpunkte spielen beim ETF-Kauf eine wesentliche Rolle: Die von der Bank oder dem Broker kassierte Ordergebühr und die Handelsspanne des ETFs an der Börse. Häufig haben Banken und Broker eine eigene Gebührenkategorie für ETFs eingerichtet. In der Regel sind diese Gebühren abhängig vom Auftragsvolumen und von der Börse oder der Handelsplattform an der die ETF-Order ausgeführt wird. Je größer das Auftragsvolumen, desto geringer wird meist die prozentuale Kostenbelastung. Ein genauer Blick auf die Gebührenmodelle der Broker und Banken ist deshalb sinnvoll. Bei manchen Instituten können einige oder alle ETFs mit niedrigen Pauschalgebühren geordert werden. So berechnet etwa die Münchner Direktanlagebank DAB bei allen ETFs des Marktführers iShares nur pauschal rund fünf Euro. Bei Comdirect können 75 wichtige ETFs verschiedener Anbieter für jeweils knapp vier Euro gehandelt werden.

ETF-Experten ordern beim richtigen Broker



Bei solchen Preisen können Anleger also die Ordergebühren fast vergessen. So beträgt bei einem Auftrag von 5000 Euro die Ordergebühr nur 0,1 Prozent des Anlagevolumens. Bei 10.000 Euro sind es sogar nur noch 0,05 Prozent. Durch den Börsenhandel ergibt sich jedoch noch ein weiterer Kostenpunkt - die Geld-Brief-Spanne, also den Abstand, zwischen den An- und Verkaufskursen der Market Maker. Typischerweise liegt der Ankaufskurs der Händler unter dem tatsächlichen Wert (iNAV) des ETFs, der Verkaufskurs liegt dagegen darüber. Anleger zahlen also beim Kauf stets einen (mehr oder weniger hohen) Aufschlag auf den inneren Wert des ETFs (NAV), beim Verkauf müssen sie einen Abschlag hinnehmen. Je größer die Handelsspanne (der "Spread"), desto ungünstiger ist das natürlich für den Anleger. ETF-Anleger sollten also auf jeden Fall analysieren, mit welchen Spreads die jeweils in Frage kommenden ETFs gehandelt werden. Je öfter ein Anleger ETFs kauft, desto wichtiger ist ein niedriger Spread. Doch selbst langfristig engagierte Investoren behalten die Handelskosten besser im Blick. Schließlich kann schon ein Spread von 0,50 Prozentpunkten eine Verdoppelung der effektiven Gesamtkosten bedeuten: Zu der Gesamtkostenquote von meist 20 bis 50 Basispunkten kommen dann ebenso hohe oder noch höhere Handelskosten.

Einige ETFs haben besonders niedrige Spreads



Die Höhe des Spreads hängt vor allem von zwei Faktoren ab: Liquidität und Handelszeit. ETFs werden zwar wie Aktien an der Börse gehandelt, doch in Bezug auf ihre Preisfeststellung und auch bei der Liquidität sind andere Faktoren als im Aktienhandel bestimmend. So hängt etwa die Liquidität des ETF in erster Linie von der Liquidität des zu Grunde liegenden Marktes ab und weniger von den Handelsumsätzen des ETF. Deshalb sind etwa ETFs auf den Euro-Stoxx-50-, den S&P-500- oder den japanischen Nikkei-Index ausgesprochen liquide, ETFs auf kleinere europäische Märkte oder einzelne Segmente des Rentenmarkts dagegen weniger. Teilweise sei sogar die Liquidität des ETF höher als die des jeweiligen Marktes, versichern die ETF-Anbieter. Dies könne der Fall sein, wenn der ETF an mehreren Börsen gehandelt wird und von zusätzlicher Liquidität durch Futures und andere Derivate für den jeweiligen Markt profitiert. ETF-Profis achten darüber hinaus auch darauf, wie hoch das Anlagevermögen des ETFs ist. "Die Höhe der Assets ist ein guter Indikator für die Attraktivität und die Handelsliquidität des ETF. Je höher die Assets, desto liquider ist in der Regel der Handel bei diesem Fonds", erklärt Markus Kaiser, Manager der Starcapital ETF-Dachfonds. Im Grunde ist diese Beobachtung nicht überraschend. Schließlich liegt die Vermutung nahe, dass in liquide Basismärkte eben auch häufiger über ETFs investiert wird und allein schon deshalb das Vermögen der entsprechenden Fonds größer ist.

Big is beautiful - auch bei ETFs



Darüber hinaus locken jedoch ETFs mit wachsendem Fondsvolumen auch immer mehr Market-Maker an, die für diesen Fonds An- und Verkaufspreise stellen wollen. Je mehr Market-Maker sich um Orders bemühen, desto besser seien in der Regel die von ihnen gestellten Preise, weiß Kaiser. "Nach unseren Erfahrungen garantiert eine große Anzahl von Market-Makern meist eine gute Ausführungsqualität der Orders und faire Preise", berichtet der ETF-Profi. Eine empirische Analyse von Crossflow Financial Advisors, ein auf ETFs spezialisierter Broker, bestätigt Kaisers Erfahrungen. So zeigt sich laut Crossflow relativ eindeutig, dass die von den Market- Makern für einen ETF gestellten An- und Verkaufspreise umso enger beieinanderliegen, je höher das Vermögen des ETF ist. Bei ETFs mit mehr als einer Milliarde Euro Vermögen liegen laut Crossflow die Spreads regelmäßig unter 0,25 Prozent des Ordervolumens. Bei ETFs mit weniger als 100 Millionen Euro unter Verwaltung seien dagegen mindestens doppelt so hohe Spreads die Regel. Auch in Bezug auf die Anzahl der Market-Maker bestätigt Crossflow Kaisers Beobachtungen: Je mehr Market-Maker, desto niedriger die Spreads. Doch nicht nur der intensivere Wettbewerb der Händler sorgt bei ETFs für enge Preisspannen.

ETFs besser mit Limit ordern



Vor allem die großen Börsen werden auch gut mit Terminkontrakten oder anderen Derivaten abgedeckt. Damit können die ETF-Market-Maker leicht notwendige Gegenpositionen aufbauen und so ihr Risiko absichern. Fehlen solche Möglichkeiten, satteln die Händler stattdessen einen Sicherheitsaufschlag auf ihre Preise drauf. Besonders gut gelingt den Market Makern das Hedging bei amerikanischen und -japanischen Standardaktien. Futures auf diese Märkte werden rund um die Uhr gehandelt. Bei exotischeren Börsen ist das Hedging dagegen schwieriger. So ist beispielsweise die Börse in Bombay nur bis elf Uhr mitteleuropäischer Zeit geöffnet. "Nachmittags müssen sich deutsche Market-Maker bei indischen Aktien mit stark korrelierten Produkten behelfen, etwa mit US-ADRs", erklärt Oliver Kilian, ETF-Händler der Unicredit. Um das verbliebene Restrisiko auszugleichen, stellen die Market-Maker für Indien-ETFs am Nachmittag breitere Spreads als vormittags. "Besonders bei illiquiden Märkten sollten Anleger vorsichtig mit Market-Orders sein", warnt deshalb ETF-Profi Kaiser. Besser sei es, eine Limit-Order in der Mitte der An- und Verkaufsspanne zu platzieren.