Südeuropa steht 2015 unter Hochspannung. In Euro-Krisenländern wie Spanien finden Neuwahlen statt. Korruption, hohe Arbeitslosigkeit sowie ein von Brüssel diktierter Sparzwang geben der Opposition derzeit Aufwind. So könnte die konservative Regierung Spaniens den Preis für die Sanierung der Staatsfinanzen durch harsche Kürzungen und Steuererhöhungen zahlen müssen.

Umfragen zeigen, dass die Sozialisten in der Wählergunst zulegen. Jedoch ist bis zu den eigentlichen Abstimmungen im Herbst 2015 noch viel Zeit. Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy nutzt diese und preschte jüngst mit einem neuen Wachstumsziel vor. Die Regierungsprognose liegt bei zwei Prozent. Sollte es so kommen, würde Spanien den stärksten Anstieg eines Eurolandes aufweisen. Angesichts besserer Wachstumsaussichten und geringerer Zinslasten bei der Staatsfinanzierung rechnet die Regierung in Madrid zudem damit, ihre Sparziele 2015 ohne Kürzungen im Gesundheits- und Bildungswesen zu erreichen. Dennoch kam 2014 der spanische IBEX 35 kaum vom Fleck. "Eine expansivere Geld- und Fiskalpolitik könnte das Wirtschaftswachstum auf der Iberischen Halbinsel 2015 unterstützen", sagt etwa Fidelity-Fondsmanager Fabio Riccelli. Das Tempo der Erholung hängt nach Ansicht des Experten allerdings von den laufenden Strukturreformen ab. "In Spanien lassen sich hier bereits erste Anzeichen für Fortschritte erkennen", so Riccelli. Er sieht im iberischen Markt große Chancen, um in Qualitätstitel zu investieren. Gamesa präsentiert sich in Top-Form. Nach einer Restrukturierung startet der Windkonzern nun voll durch. 2015 möchte Gamesa 40 Prozent der Erlöse in Südamerika erzielen. Sollte der Alte Kontinent ebenfalls wieder Fahrt aufnehmen, könnte dies die Gamesa-Zahlen zusätzlich anschieben.

In Sachen Gewinnentwicklung zeigt Inditex nachhaltige Stärke. Um mehr als 80 Prozent legte der Profit zwischen 2009 und 2013 zu. Auch wenn der größte Modekonzern der Welt 2014 mit viel Gegenwind aufgrund der verschärften Konkurrenz zu kämpfen hatte, wird erneut ein kleiner Anstieg erwartet. 2015 dürfte der Margendruck abnehmen und im Gegenzug der Profit wieder steigen. Gute Umsatzzahlen zum Start ins Winterquartal untermauern eine positive Prognose.

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Während Gamesa und Inditex regional sehr breit aufgestellt sind, ist Distribuidora eine Wette auf eine Erholung der spanischen Konjunktur. Der Lebensmittelriese generiert das Gros der Erlöse auf der iberischen Halbinsel. Allerdings ist der Konzern auch in den Emerging Markets vertreten und verzeichnet dort kräftiges Wachstum. In den ersten drei Quartalen 2014 legten die Erlöse dort um mehr als ein Zehntel zu. Auch auf dem Heimatmarkt erzielte die Firma jüngst Erfolge.

In der ersten Jahreshälfte wird die Regierung alles für das Wachstum tun, um eine möglichst gute Figur bei den Wahlen abzugeben. Dies dürfte Aktien zugute kommen. Sollte sich aber die Stimmung wirtschaftlich oder politisch verschlechtern, drohen Rücksetzer.

Der Ibex-ETF ist einen Wette darauf, dass Spanien den Turnaround tatsächlich schafft.

Christian Ingerl/jk

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