Wann zieht der Goldpreis an? "Immer dann, wenn das Misstrauen wächst - in die Zukunft, in die Politik, in die Regierenden", analysierte der mittlerweile verstorbene Ökonom Roland Baader. Herrsche dagegen Vertrauen, stagnierten die Notierungen oder gingen nach unten.

Das Misstrauen scheint derzeit zu wachsen. Das Edelmetall ist gesucht, allein in den vergangenen drei Monaten legte der Preis für eine Feinunze um über sieben Prozent auf 1405 US-Dollar zu. Das ist der höchste Stand seit sechs Jahren. Die Invest­mentbank Goldman Sachs rechnet nun bis Ende des Jahres mit einem weiteren Anstieg auf 1425 US-Dollar. Die Commerzbank sieht Gold Ende 2019 sogar bei 1500 US-Dollar. Gegenüber dem aktuellen Preis wäre dies ein Plus von 6,7 Prozent.

Als Gründe für die Goldnachfrage werden - trotz des vor Kurzem vereinbarten "Waffenstillstands" in Osaka - der weiterhin ungelöste Handelskrieg zwischen den USA und China sowie die Spannungen in der Golfregion genannt. Vor allem aber treibt die Aussicht auf eine neue Runde geldpolitischer Lockerungen den Goldpreis. Sollte die US-Notenbank Fed wie bereits angedeutet die Zinsen senken, dürfte das Vertrauen in die Stabilität der Leitwährung schwinden. Zwischen Gold und US-Dollar besteht häufig eine negative Korrelation.

Raus aus dem Greenback


Die negative Korrelation wiederum motiviert insbesondere die russische und die chinesische Notenbank zum Kauf von Gold. Sie wollen ihre Währungsreserven diversifizieren beziehungsweise sich vom Greenback emanzipieren, heißt es in der von der Liechtensteiner Gesellschaft Incrementum veröffentlichten Studie "In gold we trust".

Und auch Privatanleger decken sich ein. Laut einem Bericht von Vienna Life stieg im ersten Quartal 2019 die Nachfrage allein in Europa nach Münzen und Goldbarren um zehn Prozent auf insgesamt 44 Tonnen. Ein steigender Goldpreis zieht die Aktienkurse der Minenbetreiber nach oben. Laut Ronald-Peter Stöferle von Incrementum haben Minenwerte zum Goldpreis einen Faktor von drei. Legt der Goldpreis um zehn Prozent zu, steigt der Aktienkurs um 30 Prozent. Für ein Engagement in Goldförderer sprechen darüber hinaus erfolgreiche Effizienzprogramme der Unternehmen. Viele arbeiten mittlerweile ab einem Goldpreis von 1000 US-Dollar je Feinunze profitabel.

Die Wertentwicklung der 45 größten Goldförderer bildet der iShares Gold Producers ETF ab. Der Exchange Traded Fund legte innerhalb eines Monats um 13 Prozent zu. Zu den Topwerten des Indexpapiers zählen etwa die beiden Dickschiffe der Branche Newmont Goldcorp und Barrick Gold. Nach einem fehlgeschlagenen Übernahmeversuch von Barrick Gold haben sich die beiden Unternehmen auf ein Joint Venture im US-Bundesstaat Nevada geeinigt. Das Gemeinschaftsunternehmen soll pro Jahr vier Millionen Unzen Gold fördern. Durch die gemeinsame Nutzung der Infrastruktur sollen die Kosten deutlich sinken.