Frau Shores, Smart-Beta- ETFs sind derzeit in Mode. Kritiker meinen aber, dies sei bloß eine Marketingstory, die in fünf Jahren wieder out ist. Was entgegnen Sie?


Diese These ist nicht haltbar. Smart-Beta-Strategien wie Momentum, Quality oder Value sind nicht neu. Aktive Fondsmanager wenden sie schon lange an. Bislang haben darin aber vornehmlich institutionelle Anleger investiert. Also eine finanzielle Elite, wenn man so will. Nun können Privatanleger erstmals auch sehr günstig in diese Strategien investieren. Das ist ein großer Fortschritt, weil es die Kapitalanlage weiter demokratisiert. Zudem sind Smart-Beta-ETF für die Kunden sehr transparent.

Sie sprechen bei Ihren Smart-Beta-ETFs von vier Faktoren: Momentum, Quality, Size und Value. Was sind eigentlich diese Faktoren?


Im Grunde ist es ganz einfach: Faktoren sind Renditetreiber, mit denen Anleger auf lange Sicht besser abschneiden als mit klassischen Indizes, die sich am Börsenwert der Unternehmen orientieren. Dafür gibt es empirische Belege und akademische Literatur, die das Phänomen beschreibt. Darüber hinaus spielt Intuition eine wichtige Rolle, sprich das wir verstehen können, warum diese Strategien funktionieren.

Wer global langfristig auf den Quality- oder Value-Faktor setzt, übertrifft damit den klassisch gebauten MSCI-World-Index?


Genau. Das gilt langfristig, aber nicht zu jedem Zeitpunkt.

Was meinen Sie damit?


Empirisch gesehen war eine globale Momentum-, Quality-, Size- und Value-Strategie auf lange Sicht jeweils erfolgreicher als der MSCI-World- Index. Das galt aber nicht für jedes Jahr oder jede Börsenphase. Manchmal lag auch der MSCI World vorn und Momentum oder Value blieben zurück.

Welche Aufgabe erfüllen die neuen iShares FactorSelect-ETFs?


Etliche Anleger setzen unsere vier Faktor-ETFs kurzfristig und taktisch ein, weil mal Momentum oder mal Quality besser läuft. Andere Anleger wollen jedoch lieber langfristig in ein Produkt anlegen. Deshalb kombinieren wir die vier Faktoren in unseren FactorSelect-ETFs. Das glättet zudem die Wertentwicklung, weil die vier Faktoren teils wenig miteinander korreliert sind.

Welcher Renditetreiber ist in den FactorSelect- ETFs am wichtigsten?


Keiner. Die Momentum-, Quality-, Size- oder Value-Eigenschaften jeder Aktie fliessen gleich gewichtet in die Bewertung ein. Im Gesamtportfolio können die Faktoren wegen der Optimierungsmethode aber unterschiedliche Gewichte erhalten.

Haben die FactorSelect-ETFs bestimmte Länderund Sektorschwerpunkte?


Nein, sie gehen keine Länder- und Sektorwetten ein. Unsere vier Faktor-Produkte operieren teilweise sektorneutral, weichen bei den Ländern aber vom klassischen Index ab.

Warum agieren Sie dort anders?


Um ein Beispiel zu geben: Würden wir beim iShares MSCI World Value Factor ETF nicht sektorneutral agieren, wären Versorger darin etwa immer übergewichtet. Das behagt nicht jedem Anleger. Bei den Ländern sind die Bewegungen größer. So ist Japan im Value- ETF derzeit vergleichsweise hoch gewichtet, das war aber nicht immer so.