Wochenlang konnten schlechte Nachrichten dem DAX so gut wie nichts anhaben. Egal ob Ukraine-Konflikt oder Sorgen um schwächeres Wachstum in China - alle Hiobsbotschaften verdaute der deutsche Leitindex rasch. Doch die vergangenen zwei Wochen haben schmerzlich bewusst gemacht, dass es auch anders geht. Binnen weniger Tage sank der DAX von 9600 auf 9000 Punkte: ein Verlust von mehr als sechs Prozent.

Diverse Fonds treten an, um das Kapital der Anleger vor derartigen Rückschlägen zu schützen. Zu diesem Zweck streuen sie das Vermögen über verschiedene Anlageklassen, nutzen Finanzinstrumente zur Absicherung oder erhöhen die Bargeldquote. Vor allem Mischfonds fallen in diese Kategorie, doch auch einige Aktienfonds setzen darauf, durch Absicherungen oder Steuerung der Liquiditätsquote die Kursrückgänge abzumildern.

Die BÖRSE ONLINE-Schwesterzeitung €uro am Sonntag hat sich die Absicherungsstrategien von zwölf der beliebtesten Aktien- und Mischfonds angesehen und deren Widerstandsfähigkeit gegen Korrekturen am Aktienmarkt untersucht. Sieben davon sind reine Aktienfonds, fünf davon sind Mischfonds.

Die vier Klassiker für globale Aktien - der Templeton Growth Fund, der UniGlobal, der M & G Global Basics und der DWS Vermögensbildungsfonds I - sind fast immer vollständig in Aktien investiert. Von diesen vier Fonds nutzt der UniGlobal noch am ehesten seine Liquidität zur Risikosteuerung. Seine Cashquote liegt aber in der Regel nicht höher als zehn Prozent. Die beliebten Dividendenfonds DWS Top Dividende und M & G Global Dividend streben ebenfalls an, vollständig in Aktien investiert zu sein. Sie passen weder die Liquidität an, um das Risiko zu steuern, noch sichern sie Positionen über Derivate ab. Durch ihren Fokus auf Unternehmen mit nachhaltig hohen Ausschüttungen bieten sie allerdings einen kleinen Puffer bei Kursrückgängen - wobei der DWS Top Dividende noch einmal defensiver aufgestellt ist als der M & G-Konkurrent.

Unter den wichtigsten globalen Aktienfonds stellt der Carmignac Investissement eine Ausnahme dar. Anders als die anderen Schwergewichte setzt er ausdrücklich Absicherungsinstrumente ein. Um den Fonds vor Verlusten zu schützen, reduziert Manager Edouard Carmignac bei Bedarf die Aktienquote mithilfe von Derivaten. Zuletzt senkte er sie Ende Juni für einige Tage um zehn Prozentpunkte (siehe auch zum Carmignac Patrimoine).

Die fünf Mischfonds halten unterschiedlich hohe Anteile an Aktien, Anleihen und Liquidität, einer zusätzlich Gold. Die Produkte stellen wir im Folgenden ausführlich vor, um einen Überblick zu bieten, wie stark sie den Risiken des Aktienmarkts ausgesetzt sind.

Auf Seite 2: Bert Flossbach

Vermögensverwalter Bert Flossbach steht mit seinem FvS Multiple Opportunities trotz der jüngsten Turbulenzen an den Börsen weiter zu Aktien. "Unsere Gewichtung der Anlageklassen hat sich in den vergangenen vier bis fünf Wochen nicht verändert, zu Aktien gibt es kaum Alternativen", sagt Tobias Schafföner, Analyst im Multi-Asset-Team von Flossbach. 70 Prozent des Fondsvermögens stecken in Aktien, neun Prozent in Anleihen. Die Liquidität steht bei elf Prozent, fast ebenso hoch ist der Anteil an Gold.

Zum Schutz des Vermögens setzt Flossbach vor allem auf das Edelmetall und eine breite Streuung. "Die beste Absicherungsstrategie ist für uns die Diversifikation über Anlageklassen, Währungen, Sektoren und Einzeltitel", sagt Schafföner. Zugleich dient der zehnprozentige Goldanteil als Sicherheitsanker.

Selten greifen die Kölner zu Aktienabsicherungen über Derivate oder Futures. "Eine solche Absicherung setzen wir nur in Situationen ein, in denen wir die kurzfristigen Risiken außergewöhnlich hoch einschätzen", sagt er. Momentan sind keine Positionen des Fonds auf diese Weise abgesichert. Die Liquidität nutzen Flossbach und sein Team nicht als aktive Steuerungsgröße.

Auf Seite 3: Edouard Carmignac

Edouard Carmignac schöpft die Aktienquote in seinem Mischfonds Patrimoine zurzeit nahezu vollständig aus. Maximal 50 Prozent sind erlaubt, die aktuelle Quote beträgt 47 Prozent. "Das Marktumfeld mit reichlich vorhandener Liquidität und einem Zinssatz nahe null begünstigt risikoreiche Investments wie Aktien", begründet Jean Médecin, Mitglied im Investmentkomitee bei Carmignac, diese Ausrichtung. Die andere Hälfte des Fondsvermögens steckt in festverzinslichen Wertpapieren, flüssige Mittel machen nur vier Prozent aus.

Typisch für die Fonds der Pariser Vermögensverwaltung ist der regelmäßige Einsatz von Absicherungsinstrumenten. "Um die Aktienquote schnell und kostengünstig zu reduzieren, kann der Portfoliomanager einfache und transparente Derivate wie Futures auf Indizes nutzen", erklärt Médecin. Mithilfe dieser Terminkontrakte lässt sich das in Aktien investierte Vermögen zumindest teilweise vor starken Kursverlusten schützen. Zuletzt hatte Carmignac Ende Juni die Aktienquote auf diese Weise vorübergehend um zehn Prozentpunkte reduziert. Dieser Schritt sollte damals als Schutz vor Enttäuschungen über ein schwächeres Wachstum der US-Wirtschaft und schlechte Zahlen vom amerikanischen Arbeitsmarkt dienen.

Auf Seite 4: Guido Barthels

Wesentlich zurückhaltender mit seinem Aktienengagement ist Guido Barthels mit dem Ethna-Aktiv E. Momentan sind 20 Prozent des eher defensiven Mischfonds in diese Anlageklasse investiert. Netto sind es sogar noch drei Prozentpunkte weniger, weil Barthels einen Teil seiner Positionen aufgrund der erhöhten geopolitischen Risiken und Volatilität über Futures abgesichert hat. Von der maximalen Aktienquote des Fonds von 49 Prozent ist das weit entfernt. In den vergangenen Wochen hat der Manager den Aktienanteil nach und nach reduziert: Vor sieben Wochen lag dieser noch bei 32 Prozent.

Umgekehrt wurde die Liquiditätsquote ausgebaut. Sie beträgt inzwischen 17 Prozent. Im Ethna-Aktiv E spielt die Steuerung der Liquidität eine wichtige Rolle. "Die Cashquote ist ein elementarer Bestandteil unseres Investmentprozesses. Wir setzen sie aktiv ein, um unter anderem die Volatilität im Fonds besser zu steuern", erklärt Barthels. Erwartet der Fondsmanager starke Korrekturen, erhöht er den Anteil. "Sehen wir Risiken, ist es gut möglich, dass die Cashquote 20 oder 30 Prozent des Fonds ausmacht, theoretisch auch mehr", sagt er.

Auf Seite 5: Dennis Stattman

Deutlich hochgefahren hat Dennis Stattman die Liquiditätsquote im BGF Global Allocation Fund. Sie liegt inzwischen bei 21 Prozent. "Die hohe Cashquote beruht vor allem auf unserer pessimistischen Einschätzung für festverzinsliche Wertpapiere, die wir zurzeit stark untergewichtet haben", sagt er. Nicht Aktien bereiten ihm also Sorgen, sondern Anleihen. Letztere haben in dem sehr flexiblen Mischfonds zurzeit einen Anteil von 21 Prozent, Aktien sind hingegen mit 58 Prozent gewichtet.

Gleichwohl steht der Fondsmanager auch Aktien nicht uneingeschränkt positiv gegenüber. "Der Rückgang der Aktienmärkte in den vergangenen zwei Wochen hat uns nicht überrascht", sagt er. Er habe erwartet, dass die schrittweise Abkehr der US-Notenbank von ihrer lockeren Geldpolitik früher oder später zu stärkeren Schwankungen an den Aktienmärkten führen werde. Schon seit einigen Quartalen reduziert Stattman deshalb den Anteil US-amerikanischer Aktien zugunsten preiswerterer europäischer und asiatischer Titel, und auch die Aktienquote des Fonds insgesamt wurde leicht gesenkt. Darüber hinaus können im BGF Global Allocation Derivate wie Optionen, Futures oder Short-Papiere genutzt werden. Sie sollen sowohl die Erträge erhöhen als auch das Vermögen absichern und vor Verlusten schützen.

Auf Seite 6: Richard Woolnough

Obwohl der M & G Optimal Income in Aktien und Anleihen investieren kann, sieht Manager Richard Woolnough sein Produkt nicht als Mischfonds. Vielmehr sei es ein strategischer Anleihefonds, der gelegentlich Aktien beimische. Wie auch immer man den Fonds bezeichnet: Tatsache ist, dass der Manager den ohnehin geringen Anteil an Aktien - maximal 20 Prozent sind zulässig - zuletzt weiter verringert hat. "Wir haben in den vergangenen Monaten unser Aktienengagement reduziert und stehen inzwischen bei einem Anteil von 2,8 Prozent", sagt er. Den Risiken des Aktienmarkts sind Anleger des M & G Optimal Income also so gut wie nicht ausgesetzt. Die Marschroute hat Woolnough bereits Anfang des Jahres eingeschlagen. Er hält Aktien nach ihrer starken Entwicklung in den vergangenen Jahren in vielen Fällen für weniger attraktiv bewertet als Anleihen. Wenn Woolnough Absicherungsinstrumente einsetzt, beschränkt sich dies auf Anleihen. Die Aktienpositionen sichert er nicht ab, da sie ohnehin nur in Einzelfällen aufgebaut werden.

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