Der Tweet ist zwar schon ein paar Monate alt, doch noch immer verunsichert er Biotechanleger. Vergangenen September hatte Hillary Clinton "Wucher in der Gesundheitsbranche" angeprangert, nachdem Turing Pharmaceuticals den Preis für eine einzige Pille des Krebsmittels Daraprim von 13,50 Dollar auf 750 Dollar heraufgesetzt hatte. Die Bewerberin der Demokraten um die Präsidentschaftskandidatur kündigte seinerzeit via Twitter an, sie werde sich dafür einsetzen, dass chronisch Kranke in den USA nicht mehr als 250 Dollar im Monat für rezeptpflichtige Medikamente zahlen müssen. Damit löste die Politikerin eine kräftige Korrektur aus. Schließlich ist die freie Preisgestaltung ein wesentlicher Kurstreiber für die Branche. Das gute Abschneiden Clintons beim jüngsten Super Tuesday sehen Biotech-investoren daher mitunter kritisch. An der freien Preisgestaltung werde sich vorerst nichts ändern, beruhigt dagegen Christian Lach die Investoren.

"Im Rahmen der Gesundheitsreform in den USA hat die Politik der Medikamentenindustrie zugesichert, dass es zumindest bis zum Jahr 2022 keine Preisvorschriften geben soll", sagt der Fondsmanager des BB Adamant Biotech. In Washington sei man sich bewusst, dass staatliche Einmischung in die Preisgestaltung die hohe Innovationskraft der Biotechbranche und damit weitere Erfolge bei der Bekämpfung von Krankheiten behindern würde.

Bislang wurde dank Biotech schon viel erreicht, etwa bei Aids oder Mukoviszidose. "Die Lebenserwartung der Patienten ist gestiegen, die Nebenwirkungen von Medikamenten wurden in den vergangenen Jahren erheblich verringert", sagt Lach. Bei Hepatitis C könnten heute sogar über 90 Prozent der Patienten geheilt werden.

Sensible Anleger



Der Bedarf an neuen Arzneien sei damit aber noch lange nicht gedeckt, es gebe weiterhin zahlreiche Krankheiten, die bislang nur unzulänglich therapiert werden könnten. Neben Krebs oder Nervenleiden zählt Lach dazu insbesondere "orphan deseases" - Krankheiten, an denen in den USA weniger als 200 000 Menschen leiden. Trotz der zahlenmäßig geringen Patientenzahl kann sich der Aufwand lohnen. Bislang genießen Unternehmen, die "orphan deseases" erforschen, Steuervergünstigungen. Bei erfolgreicher Zulassung eines Medikaments können sie nicht selten pro Patient 400 000 Dollar im Jahr erzielen. Zudem wird den Unternehmen eine Marktexklusivität von sieben Jahren zugesichert. Das motiviert zur Forschung, auch wenn die Kosten hierfür eine Milliarde Dollar und mehr betragen können.

Ein erfolgreicher Abschluss der Entwicklungsanstrengungen ist aber nie garantiert. Anleger reagieren daher sensibel, wenn zwischenzeitlich veröffentlichte Forschungsergebnisse die Erwartungen nicht erfüllen. Biotechaktien, insbesondere mit noch geringer Marktkapitalisierung, können daher immer wieder stark schwanken.

Die jüngste Korrektur, die durch Zwangsverkäufe eines großen Hedgefonds noch verstärkt wurde, eröffne nun aber interessante Möglichkeiten für diejenigen Anleger, die bereits seit Langem auf einen Einstieg warteten, meint Lach. Große Unternehmen, wie etwa Amgen, Gilead Science oder Celgene, in die der studierte Biochemiker und Betriebswirt rund zwei Drittel der Fondsmittel investiert, sind im Schnitt mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von elf bewertet. Lach ist überzeugt, dass die Höchststände vom vergangenen September übertroffen werden können.