Das Flaggschiff des Kölner Investmenthauses Flossbach von Storch kennt offenbar keine Grenzen. Nachdem das Vermögen des Flossbach von Storch Multiple Opportunities R sowie seines sechs Jahre jüngeren Klons, des Flossbach von Storch Multiple Opportunities II R, im März dieses Jahres die Hürde von zehn Milliarden Euro übersprungen haben, disponieren beide zusammen nunmehr schon mehr als zwölf Milliarden Euro an Kundengeld. Und ein Ende ist nicht abzusehen.

Es sind selbstredend die Erfolge in der Vergangenheit, die Anleger veranlassen, immer mehr Geld Richtung Rheinmetropole zu schicken. Im laufenden Jahr liegt der Wertzuwachs bis dato bei rund fünf Prozent. Der im Oktober 2007 aufgelegte Flossbach von Storch Multiple Opportunities R verzeichnet für die letzten drei Jahre laut der Datenbank von boerse-online.de eine Performance von rund 32 und für fünf Jahre von 44 Prozent. Auch im Vergleich zur Konkurrenz steht er gut da, was €uro-FondsNote 2 bescheinigt.

Die Anlagestrategie der beiden Fonds ist an und für sich recht unkompliziert, was sie zugleich aber so herausfordernd macht. "Oberstes Ziel ist es, nachhaltig attraktive Renditen zu erwirtschaften", erklärt Bert Flossbach. Der Fondsmanager und Unternehmensgründer und sein Team sind an keine Benchmark gebunden, sie können aktiv und flexibel in jeweils die Anlageklassen und die Titel investieren, die ihnen attraktiv erscheinen. "Grundlage unserer Asset Allocation ist ein eigenes, unabhängiges Weltbild", präzisiert Flossbach. Dieses Weltbild werde aus ökonomischen, politischen und demografischen Parametern "modelliert und stetig überprüft". Dabei spiele auch die "Unabhängigkeit im Denken und Handeln" eine bedeutende Rolle, die den Horizont bestimmt und als "essentielle Voraussetzung für fundierte Chancen- und Risikoanalysen" gilt.

Um auf die passenden Anlagethemen und schließlich Einzeltitel zu kommen, hat Flossbach von Storch eigene Instrumentarien entwickeln, wie das Länderrating und das Unternehmensresearch. Sie dienen dazu, identifizierte Anlagemöglichkeiten "in einem stringenten Prozess überprüfen zu können", um letztlich zu der Überzeugung zu gelangen, ob eine einzelne Investmentgelegenheit für den Fonds attraktiv ist - oder nicht. "Maßgeblich für jede Anlageentscheidung ist das Chance-Risiko-Verhältnis", erklärt Flossbach. Dabei müsse das Renditepotenzial etwaige Verlustrisiken deutlich übersteigen. Gleichzeitig muss die Anlagestrategie klaren Regeln folgen. Hierzu haben die Kölner fünf Postulate aufgestellt, an denen sämtliche Anlageentscheidungen ausgerichtet werden. "Wir haben die Begriffe in Form eines Pentagramms zusammengefügt - dem Flossbach-von-Storch-Pentagramm als Fundament unserer Anlagestrategie." Die Postulate bedeuten hohe Anforderungen an Diversifikation, Qualität, Flexibilität, Solvenz und Wert, die erfüllt werden müssen, "um unsere Kunden und uns vor der eigenen Fehlbarkeit zu schützen", betont Flossbach.

Das Geld- und Finanzsystem bezeichnet Bert Flossbach als fragil. Sicher sei nur noch, dass nichts mehr sicher ist. Bestes Beispiel hierfür seien die "absurden Zinsniveaus langlaufender Staatsanleihen". Daher sollten Anleger sich weder an tradierten Sicherheitsvorstellungen festhalten noch sich reinen Anti-Untergangsstrategien hingeben. "Die Lösung muss eine Anlagestrategie sein, mit der Krisen weitgehend unbeschadet überstanden werden können, ohne dabei einen Großteil des Renditepotenzials zu opfern", sagt Flossbach. Das Portfolio brauche also genügend Risikopuffer - beispielsweise Gold - ebenso wie Qualitätsaktien und Unternehmensanleihen mit überschaubaren Laufzeiten. "Es muss liquide sein, um flexibel agieren zu können, und es sollte möglichst keine fragilen Anlagen wie Bankaktien, illiquide Fondsanteile oder Staatsanleihen beinhalten, deren Verhältnis von Chance zu Risiko ausgesprochen unattraktiv ist." Bert Flossbach nennt dies ein "Portfolio für eine fragile Welt".

Im Portfolio des Flossbach von Storch Multiple Opportunities R finden sich derzeit zu 59 Prozent Aktien, 11 Prozent Renten, 13 Prozent Edelmetalle und 17 Prozent Liquidität. Die Währungen teilen sich zu 49 Prozent in Euro, 37 Prozent in US-Dollar und 12 Prozent Schweizer Franken auf. Bei den Aktien überwiegend die Branchen Konsum, Pharma und Technologie. Die größten Einzelwerte sind Nestlé, Abbott Laboratories, Daimler, Berkshire Hathaway sowie Michael Kors.

Die Strategie des Hauses zeigt sich wiederum im Portfolio, indem etwa Daimler und Abbott Labs "antizyklisch" aufgestockt wurden, was sich positiv in der Performance niedergeschlagen habe. Zugleich wurden die allgemein angestiegenen Aktienkurse "selektiv zu Positionsreduzierungen genutzt", während bei anderen Titeln "attraktive Einstiegsniveaus indentifiziert wurden", sodass die Aktienquote unter dem Strich gleich blieb. Die "übertriebene Marktschwäche infolge des Brexit-Entscheids" haben die Portfoliomanager wiederum zum Aufbau von Long-Positionen im DAX-Future genutzt, die inzwischen mit Gewinn wieder aufgelöst wurden.

Die 17-prozentige Liquiditätsquote erachtet Flossbach als Instrument, um bei sich ergebenden Chancen genügend Handlungsspielraum zu haben, um diese zu nutzen. "Die Herausforderung für das Fondsmanagement wird auch künftig darin liegen, Aktien von guten Unternehmen nicht zu früh zu verkaufen und gleichzeitig permanent nach neuen Opportunitäten am Markt Ausschau zu halten."

Der Flossbach von Storch Multiple Opportunities R wird mit einem maximalen Ausgabeaufschlag von 5,0 Prozent angeboten, die laufenden jährlichen Kosten liegen bei 1,68 Prozent, zusätzlich wird ein Erfolgshonorar von bis zu 10 Prozent der Wertentwicklung erhoben. Der mit €uro-FondsNote 2 bewertete Fonds schüttet seine ordentlichen Erträge regelmäßig an die Anleger aus (ISIN: LU0323578657). Der Flossbach von Storch Multiple Opportunities II R, der im Oktober 2013 als UCITS-Fonds aufgelegt wurde, um den Vertrieb in der EU zu erleichtern, wird ebenfalls mit einem maximalen Ausgabeaufschlag von 5,0 Prozent angeboten. Die laufenden jährlichen Kosten liegen bei 1,78 Prozent und auch bei ihm wird ein Erfolgshonorar von bis zu 10 Prozent der Wertentwicklung erhoben (ISIN: LU0952573482).

Fazit: Mit seinem Weltbild verfolgt Flossbach von Storch eine eigenwillige Anlagestrategie, die aber offenbar sowohl bei einem Fondsvermögen von einigen Millionen wie auch mit mehr als zwölf Milliarden Euro funktioniert. Bert Flossbach ist daher nicht bange, dass die Multiple Opportunities-Fonds zu groß werden. Und den erfolgverwöhnten Anlegern auch nicht.