Früher galten sie als Witwen- und Waisenpapiere, doch in der Finanzkrise gerieten sie in Verruf: Zahlreiche Offene Immobilienfonds mussten zumindest vorübergehend geschlossen werden, andere wurden ganz abgewickelt. Dank neuer regulatorischer Rahmenbedingungen erleben sie jedoch jetzt ihren zweiten Frühling. Inzwischen werden sogar wieder neue Offene Immobilienfonds aufgelegt.

Einer davon ist der Fokus Wohnen Deutschland, der im August 2015 von Intreal initiiert wurde. Der Fonds wird von Industria Wohnen gemanagt, eine Tochter der Degussa Bank. Wie der Name bereits sagt, konzentriert sich Fondsmanagerin Kerstin Dittrich auf deutsche Wohnimmobilien, wobei der Schwerpunkt auf Ballungszentren und Regionen liegt, in denen die Bevölkerung tendenziell wächst. Leerstände sind so gut wie kein Thema, die Vermietungsquote liegt bei 99,5 Prozent. Neben Investments in reine Wohnhäuser kommen auch Wohn- und Geschäftshäuser, Senioren- und Sozialimmobilien sowie Ärztehäuser und Kindergärten infrage.

Sechs Objekte befinden sich derzeit im Portfolio, doch Fondsmanagerin Dittrich hat bereits weitere konkrete Investitionsmöglichkeiten ausgemacht. Um diese finanzieren zu können, werden aktuell neue Fondsanteile ausgegeben. Diese sogenannte Cash-Call-Phase dürfte etwa zwei bis drei Monate andauern, danach wird die Ausgabe neuer Anteile wieder so lange gestoppt, bis geeignete neue Objekte gefunden sind. "Damit werden zu hohe Liquiditätszuflüsse, die im heutigen Zinsumfeld die Fondsperformance verwässern würden, vermieden", sagt Dittrich.

Die angestrebte Ausschüttungsrendite von drei Prozent pro Jahr sollte dank des aktuellen Immobilienbooms locker zu erreichen sein. Zudem sind auch Wertsteigerungen der Fondsanteile zu erwarten. Seit der Auflegung vor rund 13 Monaten stieg der Wert von 50 auf aktuell 52,40 Euro. Angesichts eines Ausgabeaufschlags von bis zu fünf Prozent sollte im ersten Jahr aber eine Nullrendite einkalkuliert werden (wobei viele Banken und Broker reduzierte Ausgabeaufschläge anbieten).

Handel an der Börse jederzeit möglich



Anteile können frühestens nach 24 Monaten zurückgegeben werden, wobei jedoch ein längerer Anlagehorizont ratsam ist. "Wir empfehlen mindestens fünf Jahre Haltedauer", sagt Dittrich. Außerdem muss die beabsichtigte Rückgabe von Anteilen infolge der neuen Regularien ein Jahr zuvor angemeldet werden. Wer vorzeitig an sein Geld will, kann den Fonds aber jederzeit über die Frankfurter Börse verkaufen. Dort kann er auch außerhalb der Cash-Call-Phasen erworben werden.