Es sind noch gut vier Wochen, bis es zur Abstimmung am 23. Juni über den Verbleib Großbritanniens in der EU kommt. Glaubt man den Quoten der Buchmacher ist ein Ausscheiden eher unwahrscheinlich. Aber bis dahin dürften die Aktienmärkte noch unruhig bleiben. Denn laut der jüngsten Fondsmanager-Umfrage der Bank of America Merrill Lynch sehen die Geldverwalter den Brexit als das derzeit größte Risiko an. Die Allokation der Fondsmanager liegt daher bei UK-Aktien auf einem Siebeneinhalb-Jahres-Tief. Die Insel ist damit die am stärksten untergewichtete Region weltweit. Gleichzeitig wird geschätzt, dass das britische Pfund um rund 20 Prozent unterbewertet ist. An zweiter Stelle bei den Risiken wird der beschleunigte Verfall des Renminbi oder ein Zahlungsausfall Chinas gesehen. Die Wachstumserwartungen für das Reich der Mitte sind zum Vormonat stark gefallen. Im April erwarteten 22 Prozent der befragten Fondsmanager eine Wachstumsverlangsamung in China. Nun sind es 50 Prozent. Als drittgrößtes Risiko wird ein scheitern des Quantitative Easing gesehen. Daher sind auch die Cashbestände der Manager weiter gestiegen.

Optimistischer sind die Experten jedoch hinsichtlich des Weltwirtschaftswachstums geworden. 15 Prozent erwarten eine zunehmende Wachstumsverstärkung. Im April waren es nur zehn Prozent. 39 Prozent rechnen mit einer stärker werdenden europäischen Wirtschaft. Im Vormonat waren es nur sechs Prozent. Gleichzeitig rechnet die Mehrheit der Fondsmanager (86 Prozent) nicht mit einer europäischen Rezession. Daher wird Europa auch weltweit als attraktivste Anlageregion gesehen. Dabei liegen deutsche Aktien in der Gunst ganz vorne. 28 Prozent der Umfrageteilnehmer haben sie übergewichtet. Allerdings sinkt die Attraktivität dennoch. Denn viele Manager schichten nach und nach in Anlagen aus den Emerging Markets um. Titel aus den Schwellenländern sind auf einem Dreijahreshoch bei der relativen Gewichtung gegenüber den entwickelten Märkten. Das führt zu der ersten Übergewichtung seit September 2014. Gleichzeitig gehen auch die Shortpositionen in EM-Titeln langsam zurück. Im April sagten noch 20 Prozent der Manager, dass sie short in den Schwellenländern sind. Inzwischen sind es nur noch 15 Prozent. Auch Ölwerte sind aufgrund des Anstiegs der Notierungen wieder gefragter. Sie haben nun die geringste Untergewichtung seit 20 Monaten. Andere Rohstoffe sind dagegen aufgrund der China-Gefahr kaum gefragt. Sie werden nach wie vor stark untergewichtet. Eine Blasenbildung könnte es hingegen bei Qualitätswerten geben. Sie haben im Vergleich zu Wachstumswerten die dritthöchste Gewichtung der vergangenen zehn Jahre.