Das chronisch klamme Griechenland ist längst zur Spielwiese für Hedgefonds geworden. Spätestens mit dem großen Schuldenschnitt 2012 haben sich strategische Investoren - zu denen lange Zeit auch deutsche Banken zählten - zurückgezogen. Das Feld wurde solchen Anlegern überlassen, die opportunistisch auf der Jagd nach überdurchschnittlicher Rendite sind, höhere Risiken in Kauf nehmen und schnell ein- und wieder aussteigen. Hedgefonds sind das Paradebeispiel dafür. Sie könnten im aktuellen Griechendrama entweder sehr viel gewinnen oder sehr viel verlieren, je nachdem welche Strategien sie fahren. Ein Überblick:



BONDKÄUFE ZUM SCHNÄPPCHENPREIS



Griechenland war ein Großteil seiner Schulden in der Hand privater Gläubiger bereits 2012 erlassen worden. Von den deutschen Banken traf das damals insbesondere die Commerzbank, die milliardenschwere Abschreibungen auf Staatsanleihen verschmerzen musste. Seiter haben die hiesigen Geldhäuser ihr Engagement in dem angezählten Euro-Land deutlich reduziert - gegenüber Banken, Unternehmen und öffentlichen Haushalten lag es zuletzt noch bei gut 19 Milliarden Euro. Auch andere Banken in der Euro-Zone misteten nach dem großen Schuldenschnitt aus und verkauften einen Großteil ihrer Hellas-Bonds mit Abschlägen an Hedgefonds.

In der Hoffnung auf eine wirtschaftliche Erholung des Landes griffen die Fonds zu. Auch als Griechenland im Frühjahr 2014 zwischenzeitlich ein kurzes Comeback am Kapitalmarkt feierte und eine Drei-Milliarden-Euro-Anleihe mit 4,75 Prozent Zinsen und fünf Jahren Laufzeit platzierte, griffen Finanzkreisen zufolge vor allem Fonds aus dem Ausland zu. Offizielle Zahlen gibt es nicht. Wenn das Land nun zahlungsunfähig wird, ist das Geld erst einmal weg.



LEERVERKÄUFE MIT BANK-AKTIEN



Bei vielen Hedgefonds, die in Aktien investieren, war es zuletzt besonders populär, auf fallende Kurse von griechischen Banken zu setzen. In der Regel erfolgt das über Leerverkäufe: Fonds verkaufen "geborgte" Aktien und kaufen sie zu einem günstigeren Preis zurück. Die Preisdifferenz wird als Gewinn verbucht. Wenn die Aktien vorher nicht geborgt werden, ist von "nackten" Leerverkäufen die Rede. Wegen solcher, gänzlich intransparenter Geschäfte knöpften sich die griechischen Aufsichtsbehörden unlängst mehr als ein Dutzend Hedgefonds vor, die zu Strafzahlungen verdonnert wurden. Betroffen waren unter anderem die Anbieter Tosca, Hadron und Verrazzano.

Fonds, die in den vergangenen Wochen beispielsweise auf sinkende Kurse von Eurobank Ergasias, Alpha Bank oder National Bank of Greece gesetzt haben, dürften Branchenexperten zufolge Gewinne eingestrichen haben. Im Moment geht hier aber nichts mehr, da die Börse in Athen zumindest diese Woche geschlossen bleibt.



DEN EURO VERKAUFEN



Fonds, die auf makro-ökonomische Trends setzen und Zins- und Devisengeschäfte machen, verkaufen im aktuellen Umfeld den Euro und kaufen den Dollar. Damit sei man für jedes Szenario gerüstet, heißt es bei K2 Advisors: "Wenn Griechenland fällt, gibt es kurzfristige Gewinne. Wenn Griechenland nicht fällt, gibt es langfristige Gewinne durch die unterschiedliche Zins- und Geldpolitik von US-Notenbank und EZB."



STOCK PICKING



Manche Fonds picken sich gezielt Aktien von griechischen Unternehmen heraus, die sie für krisenfest halten. So hat Swan Asset Management etwa in Titan Cement und Hellenic Petroleum investiert, weil die jüngsten Kursverluste für übertrieben gehalten wurden. Auch andere Fonds sehen gerade jetzt die Gelegenheit für einen günstigen Einstieg bei Unternehmen in der südlichen Euro-Peripherie. Sie glauben daran, dass die Geldschwemme der Europäischen Zentralbank (EZB) Europa langfristig wieder auf die Beine hilft. So legte Oceanwood Capital Management Insidern zufolge vor wenigen Wochen einen neuen 250 Millionen Dollar schweren Hedgefonds auf, der über alle Anlageklassen hinweg in Griechenland, Spanien, Portugal und Italien investieren soll. Den Anlegern werden zweistellige Renditen versprochen. Ob die Rechnung aufgeht, mag derzeit allerdings niemand vorherzusagen. So manches Schwergewicht in der Szene bleibt deshalb im Moment auch ganz an der Seitenlinie.

Reuters