Mit sicheren Staatsanleihen ist kein Geld zu verdienen, daran wird sich so schnell nichts ändern. Doch es mangelt nicht an Alternativen. Bonds, die von den sich entwickelnden Ländern aufgelegt werden, bieten deutlich höhere Zinsen. Wie begehrt die Titel sind, zeigt sich an der jüngsten Emission des Oman. Das Sultanat legte vergangene Woche drei Anleihen mit Kupons von bis zu 6,7 Prozent im Volumen von insgesamt 6,5 Milliarden Dollar auf. Die Finanzmittel benötigt das Land, um die Wirtschaft zu diversifizieren. Rund 80 Prozent der Staatseinnahmen stammen aus dem Verkauf von Öl. "Die Nachfrage überstieg deutlich das Angebot", sagt Robert Reichle. Der Manager des Berenberg Emerging Markets Bond Selection konnte jedoch erfolgreich zeichnen.

Im Portfolio des Fonds finden sich weitere Staaten, die wie der Oman als Grenzmärkte oder "Frontier Markets" bezeichnet werden. Diese Länder sind zwar wirtschaftlich noch nicht so weit entwickelt wie etwa Brasilien oder Indien. "Viele Grenzmärkte haben jedoch bereits gute Fortschritte erzielt und locken mit vielversprechenden Perspektiven", sagt Reichle.

Unter den Top-Positionen des Fonds befinden sich von der Ratingagentur S & P mit "B3" eingestufte Anleihen Ägyptens. Das Land hat politisch turbulente und ökonomisch schwierige Zeiten hinter sich. Mittlerweile aber hat sich die Lage stabilisiert und der IWF lobt die Reformanstrengungen Kairos. Zudem soll bald die Gewinnung von Erdgas vor der Küste des Landes beginnen. Es ist das bislang größte entdeckte Gasfeld im Mittelmeer. "Das Land wird dann mittelfristig nicht mehr so stark auf Energieimporte angewiesen sein, was den Staatshaushalt wesentlich entlastet", sagt Reichle. Auch in Anleihen Ghanas hat der Manager investiert, obwohl der westafrikanische Staat mit über 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verschuldet ist. "Bevor wir uns engagieren, prüfen wir immer, ob die speziellen Wachstumstreiber intakt sind, die einen Zahlungsausfall relativ unwahrscheinlich machen", sagt Reichle. Auch die Liquidität der Papiere beziehungsweise die Tiefe der Investorenschaft sind für Reichle entscheidende Kriterien.

US-Zinserhöhungen stören nicht



60 Prozent der Fondsmittel stecken in Anleihen, die mit "spekulativ" eingestuft sind. Der Rest entfällt auf Staaten, die über eine gute Bonität verfügen. Wie etwa Indonesien. "Die Regierung betreibt eine sehr marktfreundliche Politik, das Leistungsbilanzdefizit hat sich zuletzt stark verringert", lobt Reichle. Auch verfüge das Land über hohe Devisenreserven. Insgesamt ist der Fonds in 87 Anleihen investiert. Im vergangenen Jahr erzielte Reichle ein Plus von über neun Prozent. Der Manager ist der Ansicht, dass Schwellenländeranleihen trotz der angekündigten Zinserhöhungen der US-Notenbank gut laufen werden. "Die Renditeabstände bleiben hoch."