Die Investoren weinen ihr keine Träne nach: Schon die Aussicht auf ein Amtsenthebungsverfahren gegen die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff hat den brasilianischen Leitindex Bovespa in den zurückliegenden Monaten beflügelt. Vergangene Woche musste Rousseff den Präsidentenpalast nun tatsächlich räumen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird sie nach dem Ablauf ihres sechsmonatigen Zwangsurlaubs die Amtsgeschäfte nicht wieder aufnehmen. Die Anleger machen Rousseff und die linke Arbeiterpartei verantwortlich für die schwere politische, soziale und wirtschaftliche Krise. Nun hoffen sie auf einen Neuanfang.

Interimspräsident Michel Temer und seine Regierungsmannschaft wollen mit marktwirtschaftlichen Reformen die Investitionsbereitschaft der Unternehmen fördern und die Konjunktur wieder ankurbeln. Temer sollte aber schnell handeln, um das Momentum nicht zu gefährden, fordert Ian Simmons, Fondsmanager des Magna Latin America. "Vor allem müssen die staatlichen Ausgaben zurückgefahren werden, um das Defizit abzubauen."

Simmons hat 45 Prozent der Mittel in Brasilien angelegt. "Von einer wirtschaftlichen Erholung werden vor allem Banken profitieren." Ein Kauf sind für ihn aber nur private Institute wie Itau Unibanco. Staatliche Banken fasst der Manager nicht an. "Die haben in den vergangenen Jahren die Darlehensvergabe auf Wunsch der Regierung an Geringverdiener stark ausgeweitet. Das Ausfallrisiko ist hoch." Auch um Petrobras macht Simmons einen Bogen. "Der staatliche Ölkonzern generiert keinen Cashflow und ist hoch verschuldet." Der Getränkekonzern Ambev dagegen zählt zu seinen Favoriten.

Neuemissionen in Buenos Aires



Obwohl Argentinien unter dem neuen Präsidenten Mauricio Macri bereits einen marktfreundlichen Reformkurs eingeleitet hat und das Land an den Kapitalmarkt zurückgekehrt ist, wartet Simmons erst einmal ab. Argentinien ist bislang nur mit einem Prozent gewichtet. Die Teuerungsrate, die bislang schon 40 Prozent erreicht hat, droht weiter zu steigen. Langfristig will der Fondsmanager aber stärker einsteigen. Gelegenheit dazu dürften ihm bereits mehrere angekündigte Neuemissionen bieten.

Der Anteil mexikanischer Aktien im Fonds liegt bei 40 Prozent. Dort fänden Anleger im Vergleich zu Argentinien und Brasilien bereits gute Rahmenbedingungen für Kursgewinne vor. Unter anderem erhole sich die für Mexiko so wichtige US-Konjunktur, der private Konsum ziehe an, das Land sei zudem attraktiv für ausländische Direktinvestitionen. Simmons hat sich bei dem Flughafenbetreiber OMA und dem Infrastrukturunternehmen Pinfra engagiert. Nach verlustreichen Jahren ist der Manager wieder optimistisch: "Wir haben das Schlimmste hinter uns." Seit Jahresanfang legte der Fonds um 14 Prozent zu. Das Potenzial dürfte damit noch nicht ausgeschöpft sein.