Schwarz oder weiß, gut oder böse. So einfach ist die Sache häufig nicht. Schon gar nicht, wenn es um ethische Investments geht. Darf zum Beispiel ein Fonds für erzkatholische Anleger in einen Konzern investieren, der unter anderem Kondome herstellt? Oder in eine Supermarktkette, die die Verhütungsprodukte verkauft? Die Fondsmanager des Liga Pax Cattolico von Union Investment und der kirchlichen Pax-Bank entschieden so: Als der Konsumgüterriese Reckitt Benckiser vor wenigen Jahren den Kondomhersteller SSL ("Durex") kaufte, flog der Konzern aus dem Portfolio. Der Einzelhandelsgigant Tesco durfte dagegen drinbleiben, obwohl in dessen Filialen Kondome verkauft werden. Der Umsatz mit diesem Produkt sei im Vergleich zum Gesamtgeschäft verschwindend gering, so die Begründung.

Absolute Prinzipientreue ist nicht nur bei kirchlichen Fonds so gut wie unmöglich. Zweifelsfälle und moralische Abwägungen sind auch bei ökologisch oder sozial ausgerichteteten Portfolios an der Tagesordnung. Und Anleger sind überrascht, dass mancher Fonds mit dem Label "nachhaltig" sein Versprechen gerade mal teilweise erfüllt.

Umso erstaunlicher ist, dass viele "normale" Fonds unter Nachhaltigkeitsaspekten bemerkenswert gut abschneiden. Zu dieser Erkenntnis gelangt man, wenn man die Ratingergebnisse des österreichischen Analysehauses Finance & Ethics Research betrachtet. Das Unternehmen untersucht, inwieweit Fonds den Nachhaltigkeitsvorgaben von Investoren genügen. Je ethischer ein Portfolio anlegt, desto mehr sogenannte EDA -Punkte erhält es (siehe Investor- Info).

Rund 26000 in Deutschland erhältliche Fondsanteilsklassen sind in der Datenbank der Österreicher enthalten - neben explizit nachhaltigen Fonds auch viele traditionell anlegende Portfolios, zu denen die Anbieter regelmäßig Daten liefern. Und die schneiden in puncto Nachhaltigkeit und ethisches Investieren zum Teil besser ab als ihre "grün" gewandeten Kollegen. Während mancher Nachhaltigkeitsfonds gerade mal 60 oder 70 von 100 möglichen EDA-Punkten schafft, gibt es viele "normale" Fonds, die 80 oder gar 90 Punkte erreichen.

Ein Beispiel ist der Danske Invest Denmark Focus, der in den dänischen Aktienmarkt investiert. Er ist mit 92 EDA -Punkten bewertet. Das sind nur vier Punkte weniger als der Spitzenreiter in der Kategorie Aktienfonds, der nachhaltig anlegende Dexia Equities L Sustainable Green Planet. Ein so guter Platz ¬für einen Dänemark-Fonds ist noch nachvollziehbar. Schließlich gibt es in dem Land einen starken politischen Willen, nachhaltig zu wirtschaften. Der Gesetzgeber hat die Unternehmen verpflichtet, in ihrem Jahres- oder Konzernabschluss auch über ihre ökologische und soziale Leistungsfähigkeit zu berichten.

Im Danske-Fonds finden sich keine Unternehmen, ¬für die es aufgrund von Negativkriterien Abzüge gäbe. Zudem enthält das Portfolio nach Angaben von Finance & Ethics Research einen hohen Anteil an Firmen mit Umweltorientierung und Engagement bei erneuerbaren Energien. Allein der Windkraftanlagenbauer Vestas ist im Danske-Portfolio mit knapp sieben Prozent gewichtet.

Mit einer Wertentwicklung von 180 Prozent in fünf Jahren lässt der Dänemark-Fonds manch ausgewiesenes Nachhaltigkeitsportfolio alt aussehen. So erzielte der erwähnte Dexia-Green-Planet-Fonds in fünf Jahren ein Minus von fünf Prozent. Der LBBW Nachhaltigkeit Aktien brachte es im selben Zeitraum zwar immerhin auf 73 Prozent Plus, schneidet mit 74 EDA-Punkten in Sachen Ethik und Ökologie aber wesentlich schlechter ab.

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Gutes Gewissen mit Tech-Aktien

Doch auch wer in so manchen Technologieaktienfonds investiert, tut damit etwas fürs gute Gewissen. Mit 90 EDA-Punkten ist zum Beispiel der Allianz Global Hi-Tech Growth eine ausgesprochen nachhaltige und dabei rentable Anlage. In fünf Jahren erzielte der Fonds rund 125 Prozent Plus. Zum einen sind in dem Portfolio mit Solarwerten Investments aus dem Bereich erneuerbare Energien vertreten. Damit sind schon mal Positivkriterien erfüllt. Zum anderen greifen so gut wie keine Negativkriterien; etwa dass Unternehmen in der Rüstungsproduktion, Gentechnik oder Atomenergie tätig wären. Denn der Schwerpunkt des Fonds liegt eindeutig auf der Informationstechnologie. Neben dem Allianz-Fonds hat auch der JPM Europe Technology mit 87 EDA-Punkten eine hohe Nachhaltigkeitskennziffer und mit knapp 195 Prozent Wertzuwachs in fünf Jahren einen beachtlichen Anlageerfolg.

Doch nicht nur Aktienfonds, auch Misch- und Anleihefonds werden von den Österreichern betrachtet. Im Fall von Staatsanleihen verwenden sie ein Rating, das Länder oder Regionen ebenfalls nach Positiv- und Negativkriterien bewertet. Dabei schneiden etwa Deutschland, Norwegen oder die Niederlande ziemlich gut ab. Die USA sind wegen mangelnder Umweltorientierung eher im Mittelfeld zu finden.

Es verwundert nicht, dass die anleiheorientierten Mischfonds Bantleon Opportunities S und Opportunities L mit 87 Zählern eine sehr hohe EDA-Punktzahl ausweisen, investieren sie doch schwerpunktmäßig in sichere Staatsanleihen aus der Eurozone - und hier zu fast 75 Prozent in deutsche Staatspapiere.

Es gibt verschiedene Gründe, warum in wesentlich mehr Fonds "nachhaltig" drin ist, obwohl es gar nicht draufsteht. So erzielen durchaus auch einige China-Aktienfonds hohe EDA-Punktzahlen, obwohl sie auf den ersten Blick alles andere als "grün" sind. Aber solange keine Unternehmen aus kritischen Bereichen wie Rüstung oder Atomenergie, dafür aber Solarfirmen im Portfolio sind, ist sogar das möglich.

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