Die Geschichte des Bremsenherstellers Brembo ist eine des kontinuierlichen Wachstums. In den 60er-Jahren in der Nähe der norditalienischen Stadt Bergamo gegründet, belieferte die kleine Mechanikerwerkstatt zunächst Firmen wie Alfa Romeo mit Bremsscheiben. Schnell wuchs die Nachfrage, vor allem bei den Nischenproduktionen von Rennautos und Luxuskarossen, und damit erhöhten sich auch die Marktanteile. Irgendwann wollten auch Massenhersteller Bremssättel von Brembo haben. Das Unternehmen baute Werke auf der ganzen Welt und ließ sich deren Auslastung garantieren.

Eine Geschichte zum Verlieben, findet Jürgen Heinz, Fondsmanager des europäischen Small-Cap-Fonds bei der deutsch-französischen Bank Oddo BHF. 2011 packte er zum ersten Mal Brembo-Aktien ins Portfolio. "Ich suche Unternehmen, die Wachstum zeigen, günstig sind oder bei denen es Anzeichen für Änderungen gibt, etwa im Management", erklärt Heinz. Analytisch betrachtet gebe es dabei keinen Unterschied zur Auswahl großer Aktien.

Doch der Profi für kleine und mittelgroße Werte lebt von dem, was er "Informationsineffizienz" nennt. "Bei großen Aktien sind neue Informationen direkt im Markt, jede Aussage, die irgendwie wichtig ist, wird sofort verbreitet", sagt Heinz. Bei kleinen Titeln müssen er und seine Kollegen oft selbst recherchieren. Dafür seien die oft mittelständischen Firmen leichter zu verstehen, etwa, weil sie weniger Produktbereiche haben. Wie Brembo, wo lediglich Teile rund um Bremsanlagen hergestellt werden. Doch selbst bei einer schönen Wachstumsgeschichte dürfe man die Bewertung nicht aus dem Blick lassen, vor allem in Zeiten neuer Höchststände an den Aktienmärkten. "Man darf sich nicht verlieben", sagt Heinz.

Seine Spielwiese sind Unternehmen, deren Marktkapitalisierung (Streubesitz) unterhalb von fünf Milliarden Euro ist, im Schnitt liegen die 180 Titel im Portfolio bei 1,5 bis zwei Milliarden Euro. In den vergangenen fünf Jahren hat der Fonds seinen Wert nahezu verdoppelt, auf zehn Jahre immerhin um knapp die Hälfte gesteigert. Heinz erklärt das mit den enormen Ergebniswachstumsraten, die Basis für eine schöne Aktienperformance: "Die Gewinne von Small Caps sind zwischen 2010 und 2016 um sechs Prozent jährlich gewachsen, die von Mid Caps haben im Schnitt ein Plus von vier Prozent erwirtschaftet. Bei großen Unternehmen gingen die Ergebnisse um minus zwei Prozent zurück."

Verknapptes Angebot



Das Risiko werde von vielen Investoren überschätzt. Der Fondsmanager hat beobachtet, dass die Aktien großer Firmen in Bärenmärkten stärker korrigieren als die kleiner Unternehmen.

Allerdings sieht sich Heinz derzeit mit einem schwierigen Umfeld konfrontiert: Die Bewertungen schießen bei vielen Aktien in die Höhe, da immer mehr Investoren in Zeiten niedriger Zinsen auf der Suche nach Renditen auf kleinere Titel schauen. Zudem ist der Markt von zahlreichen Fusionen und Übernahmen geprägt - oft ein Verkaufssignal für Heinz. Firmen in Umschwungphasen findet er aktuell vor allem in sich gerade erst erholenden Märkten. Wie Italien.