Return - der Investmentkommentar von Björn Drescher

Das Personalkarussell der Fondsindustrie - speziell im Kreise der Anbieter - dreht sich wieder schneller als noch vor einigen Jahren. Newsletter und Rubriken, die über Personalwechsel berichten, zeugen davon. Von einem Jobwunder sind wir dessen ungeachtet weit entfernt; - bei genauerer Betrachtung wird vielmehr um-, als zusätzlich eingestellt.

Paart man technischen Fortschritt, neue Kommunikationsformen und die Industrialisierung der Fondsbranche mit der Erkenntnis, dass sie allenfalls mit Blick auf die verwalteten Assets als Wachstumsmarkt eingestuft werden kann, nicht aber hinsichtlich der Erträge und Margen, kann diese These nicht verwundern.

Anders formuliert: die fortgeschrittene Reifephase des Marktes und seine Regulierung zwingen die Investmenthäuser förmlich dazu, ihre Schwerpunkte zu verlagern. Juristen sind derzeit ebenso gefragt wie Marketingfachleute mit hoher IT- und Web-Kompetenz. Vertriebspersonal ja, aber bitte qualifiziert und möglichst mit guten Verbindungen zu ausgesuchten Zielgruppen im Kreise professioneller Anleger. Die Zeiten, als noch "Aufreißer", "Heißdüsen" und "Prospektausträger" gesucht wurden, liegen lange zurück. Die Ausbildung von Fachpersonal überlässt man dabei mehrheitlich gerne Anderen: schließlich gilt die "Aufzucht" als aufwändig und wird zumeist nicht genug gewürdigt (Abwerbung).

Wenn wir in diesen Tagen also hören, dass sich viele Investmentgesellschaften mit dem Gedanken tragen, ihr Vertriebspersonal in den kommenden Monaten auszubauen, dürften diese Pläne im wesentlichen zwei Aspekten geschuldet sein: zum einem dem gefühlten Bedarf, zum anderen der positiven Grundstimmung angesichts der anhaltend sonnigen Großwetterlage an den Aktienmärkten. Die Absatzstatistiken können es nicht überall sein. Schließlich konzentrieren sich die Mittelzuflüsse auf einige wenige Anbieter und Produkte.

Vielmehr dürfte der Wunsch bei vielen der Vater des Gedanken sein, verbunden mit der Hoffnung, mit besseren Ressourcen mehr von den eigenen Produkten absetzen zu können. Wissend, wie schnell die Stimmung an den Märkten umschlagen kann, werden sich aber wahrscheinlich nur die wenigstens leichtfertig dazu hinreißen lassen, Überkapazitäten aufbauen, die sie vielleicht schon bald wieder zurückschneiden müssen.

Richtig ist: während für die Finanzindustrie insgesamt der weitere Abbau zehntausender Arbeitsplätze zu erwarten steht (Banken, Versicherungen), lässt die Asset Management-Branche tendenziell eher Kontinuität erwarten. Falsch wäre es aber, Frau Nahles von einem Jobwunder in der Fondsbranche zu berichten.