Im November 2014 startete mit viel Medienrummel das Programm Shanghai-Hong Kong Stock Connect. Damit war es erstmals auch nicht in China ansässigen Anlegern möglich, an der Börse Shanghai zu handeln. Und auch Festlandschinesen konnten nun in Hongkong Aktien handeln. Dies war ein historischer Schritt, mit dem China den Renminbi (RMB) internationalisierte und seine Kapitalmärkte in den Rest der Welt integrierte.

Fast untergegangen ist in den Sommermonaten die Öffnung des chinesischen Bondmarkts. Das Bond-Connect-Programm ist analog zu den Aktien konstruiert. Das Programm ermöglicht es professionellen Anlegern, über eine Verbindung zwischen den Finanzinfrastrukturen auf dem Festland Chinas und in Hongkong an den jeweils anderen Anleihemärkten zu handeln. Für Fondsmanager bietet die Öffnung eine große Erweiterung ihres Investmentuniversums. Mit einem Volumen von etwa zehn Billionen US-Dollar ist er der drittgrößte Anleihemarkt der Welt. "Chinas Anleihemarkt ist riesig und das Wachstumspotenzial entsprechend groß. Ein geöffneter Markt könnte außerdem zur Aufnahme von chinesischen Anleihen in globale Anleiheindizes führen", sagt etwa Amy Kam, Investmentmanagerin im Fixed-Income-Team bei GAM.

Gleichwohl haben sich die wenigsten bislang in das Anleiheabenteuer China gestürzt. Denn: Chinas Wirtschaftswachstum lässt nach, Recht und Institutionen des Landes befinden sich noch in der Entwicklungsphase. "Das Kreditrisiko, das Fehlen von unabhängigen Ratings, das Fremdwährungsrisiko und die Einhaltung der internationalen Rechnungslegungsstandards stellen einige wichtige Faktoren dar, die es vor einem Investment in den chinesischen Anleihemarkt zu berücksichtigen gilt", sagt Kam. Wie so oft in China hat der Staat auch hier seine Finger im Spiel und frisiert möglicherweise die Statistiken. Laut Zahlen der BNP Paribas hält die chinesische Regierung die Ausfallquote bei etwa 0,5 Prozent. "Im Gegensatz dazu geht die Ratingagentur Moody’s allerdings davon aus, dass die Ausfallquote am asiatischen Markt für High-Yield-Anleihen bei moderaten 3,1 Prozent bleibt", sagt Kam.

Laut Moody’s kam es zwischen 2001 und 2016 zu 21 Ausfällen chinesischer Emittenten. Wie gut es derzeit um die am Markt befindlichen Papiere steht, kann man derzeit schlecht einschätzen, denn bislang werden die meisten chinesischen Emittenten nicht von internationalen Ratingagenturen bewertet. Das wird sich laut Kam wahrscheinlich in naher Zukunft ändern: Nach der Einführung von Bond Connect gaben Ratingagenturen wie Moody’s und S & P grünes Licht für die Bewertung chinesischer Emittenten und Emissionen. Auch bezüglich des Fremdwährungsrisikos sieht Kam weniger Probleme. "Am Onshore- und Offshore-Markt ist eine Währungsabsicherung auf Renmimbi-Basis möglich", sagt Kam.

Diese äußert sich laut Kam in zwei Dimensionen: "Erstens dominieren auf dem Onshore-Markt die kurzfristigen Anleihen - 88 Prozent sind innerhalb von fünf Jahren und 63 Prozent innerhalb von drei Jahren fällig." Die strukturellen Fallen in Chinas Markt seien zwar offenkundig. Inzwischen hat sich laut Kam jedoch deutlich gezeigt, dass der chinesische Bond Connect zusätzliche Relative-Value- und mögliche Diversifikationschancen bietet. "Natürlich besteht hier ein gewisses Risiko, aber nicht umsonst heißt es in einem chinesischen Sprichwort: ,Perlen liegen nicht am Ufer. Wenn du eine willst, musst du danach tauchen.‘"