Das Thema Robo-Advisor gewinnt zunehmend an Fahrt. Inzwischen haben auch die meisten großen Anbieter wie Deutsche Bank, Commerzbank, Union Investment und auch die Deka automatisierte Kollegen im Einsatz. Die Sparkassen-Tochter kam mit ihrem Bevestor erst in den vergangenen Wochen auf den Markt. Allerdings passiert dies dort wie bei Union Investment mit Visualvest eher im Verborgenen. Großes Aufheben machen sie nicht darum. Anders sieht es jedoch bei den unabhängigen Anbietern aus. Hier gibt es einen Kampf, wer der Platzhirsch wird, und letztlich geht es insbesondere bei den vielen Neugründungen ums Überleben beziehungsweise darum, dass sich etablierte Player an ihnen beteiligen. Wie es zuletzt BlackRock bei Scalable Capital gemacht hat. Tengelmann und Holtzbrink gehören ebenfalls zu den Investoren.

Völlig unabhängig ist indes quirion, die Tochter der Quirin Privatbank AG, die sich komplett auf Honorarberatung spezialisiert hat. Die Berliner verwalten derzeit ein Kundenvermögen von mehr als drei Milliarden Assets und sind seit Ende 2013 auch auf dem Rob-Adviser-Markt tätig. Um den Anlegern Robo Advising noch schmackhafter zu machen, verzichtet nun qurion für den Mindestanlagebetrag von 10000 Euro komplett auf die Gebühren. Sie betragen sonst 0,48 Prozent pro Jahr. Damit sieht Stefan Schulz, Finanzchef (CFO) bei quirion das Berliner Unternehmen als Preisführer an. Die Gebühren für die Indexprodukte fallen jedoch an. Die durchschnittliche TER der elf unterschiedlichen Portfolios, die mit rund 15 ETFs und Indexfonds bestückt sind, beträgt aktuell zwischen 0,28 und 0,49 Prozent je nach gewählter Anlagestrategie. quirion übernimmt für Neukunden die dauerhaft kostenfreie Anlage und Depotverwaltung für die ersten 10000 Euro, wenn das Depot zwischen August und Dezember 2017 eröffnet wird. "Wenn Bestandskunden einen Neukunden empfehlen, ist für diese die Neuanlage von 10000 Euro ebenfalls kostenfrei", sagt Schulz. Mund zu Mund Propaganda bringt bislang laut dem quirion-Finanzchef die meisten Neukunden. Er sieht die im Vergleich zu Mitbewerbern recht hohe Mindestanlagesumme nicht als Hürde. Die bisherige schnell wachsende Neukundenschar würde meist 20000 bis 25000 Euro zur Depoteröffnung anlegen und sukzessive aufstocken. "Der Durchschnittskunde hat derzeit etwa 50000 Euro angelegt", sagt Schulz. "Der typische Anleger ist Mitte bis Ende 40 und hat ein überdurchschnittliches Einkommen. Damit sind die Robo-Kunden im Schnitt zehn Jahre jünger als die Quirin-Privatbank-Kunden", sagt Schulz. Einen Kannibalisierungseffekt mit der Quirin Privatbank kann Schulz nicht feststellen. "So gut wie alle quirion-Kunden sind echte Neukunden, die von anderen Banken kommen und dort enttäuscht wurden.", sagt er.

Ebenfalls sieht Schulz von den Angeboten der großen Banken wenig Gefahr für die unabhängigen Anbieter. "Zum einen werden hier teilweise Mogelpackungen mit hohen Gebühren von 1,5 Prozent angeboten und zum anderen tun sie sich schwer damit, sich das lukrative Filialgeschäft mit einem günstigeren und vielleicht sogar besseren Angebot selbst kaputt zu machen", sagt Schulz. Daher erwartet der quirion Finanzchef, dass in fünf Jahren sicher noch zehn der heute etwa 20 auf dem Markt befindlichen Robos überleben wird. "Wenn man in die USA blickt, sieht man, dass dort das Wachstum in den vergangenen Jahren explodiert ist. Und in Deutschland gibt es noch vier bis sechs Millionen Haushalte, die als Kunden in Frage kommen", so Schulz. Daher hält er die Wachstumssausichten für gigantisch. "Zumal die Notwendigkeit zur Vorsorge stetig wächst und auch immer mehr Kunden entdecken, dass ihr Geld in schlecht gemanagten und zudem auch teuren Produkten angelegt ist", sagt der quirion-Experte.