Herr Svoboda, die Anlageklasse Schwellenländeranleihen weist mittlerweile ein Volumen von 908 Milliarden Dollar auf. Emerging Markets Bonds in Hartwährung bringen es nur auf 680 Milliarden Dollar. Welche Vorteile haben die Länder, wenn sie Bonds in lokaler Währung auflegen?
Die Staaten setzen sich keinem Währungsrisiko aus, bei einem steigenden Dollar erhöht sich ihr Schuldendienst nicht. Durch die Ausgabe von Anleihen stellen die Länder zudem ihre Refinanzierung auf eine stabile Basis. Die Bonds sind in erster Linie für inländische Investoren gedacht wie beispielsweise Pensionsfonds. Die Länder können daher Zinspapiere mit langen Laufzeiten zu für sie günstigen Konditionen auflegen.

Die Anlageklasse wird weiter an Volumen gewinnen?
Ja. Die Investorenbasis in den Ländern verbreitert sich. Die Nachfrage - auch seitens inländischer Privatanleger - wächst, das Segment wird zunehmend liquider.

Hartwährungsanleihen werden dagegen immer weniger emittiert?
Die Anlageklasse ist im Absterben. Die Länder zapfen allerdings den internationalen Kapitalmarkt durch staatseigene Unternehmen wie Gazprom oder Petrobras an. Diese erzielen Einnahmen in Dollar und können daher auch auf Dollar lautende Schulden bedienen.

Achten Sie bei der Titelauswahl und Gewichtung von Local Bonds auch auf die Dollar-Schulden eines Staates und seiner Unternehmen?
Ja, so können wir die Risiken und Chancen umfassend einschätzen. Wir achten zudem auf Kennzahlen wie Wirtschaftswachstum, Inflation, Haushalts- und Leistungsbilanzdefizit, Devisenreserven und Inflation. Und wir verfolgen die Politik der Notenbanken.

Das Zahlungsausfallrisiko bei lokalen Währungsanleihen ist im Vergleich zu Dollar Anleihen aber geringer?
In der Regel ja. Um Schulden in lokaler Währung zu bedienen, müssen die Staaten nicht ihre Devisenreserven angreifen. Die Bonitätseinstufung für Schwellenländeranleihen in lokaler Währung fällt daher meist besser aus als für Bonds, die in Hartwährung denominiert sind.

Emerging Markets Bonds in lokaler Währung werden auch für Investoren aus den Industrieländern immer interessanter: Was spricht neben einem geringeren Ausfallrisiko noch für einen Einstieg?
Die Anlageklasse bietet Investoren die Chance zur Diversifikation. Die Korrelation zu anderen Marktsegmenten ist relativ gering, im Vergleich zu Staatsanleihen der Industriestaaten sind die Papiere auch deutlich attraktiver verzinst, obwohl der Verschuldungsgrad geringer ist. Darüber hinaus können Anleger sowohl an steigenden Anleihe- als auch an Währungskursen partizipieren.

Müssen sich Anleger auf hohe Schwankungen einstellen?
Bislang liegt die durchschnittliche Schwankungsbreite lokaler Währungsanleihen bei zwölf Prozent, bei Hartwährungsanleihen sind es dagegen im Schnitt nur acht Prozent. Da sich jedoch vermehrt inländische Investoren mit langem Anlagehorizont engagieren, dürfte die Volatilität künftig geringer ausfallen.

Wie sind denn Schwellenländeranleihen zueinander korreliert?
Auch hier ist die Wechselbeziehung gering. Anleihekurse und Außenwert der Währung hängen in erster Linie von den spezifischen Risiken eines Landes ab. Allerdings wird ein Großteil der Papiere von rohstoffexportierenden Staaten aufgelegt. Ein tiefer Ölpreis kann sich daher schon negativ auf das Anlagesegment auswirken. Letztendlich kommt es aber darauf an, wie die jeweiligen Regierungen auf zurückgehende Exporteinnahmen oder wirtschaftliche Krisen reagieren.

Welche Länder haben ihre Hausaufgaben gemacht?
Indonesien kürzte beispielsweise Subventionen und passte die Währung den sich verändernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen an. Das Land kann nun mit einer Ratingverbesserung rechnen, davon profitiert die indonesische Rupiah. Auch Indien meldet Konsolidierungserfolge.

Brasilien hat die zum Abbau von Defiziten notwendigen Maßnahmen nicht getroffen. Der Real hat deutlich verloren. Warum ist das Land im Espa Bond Local Emerging dennoch hoch gewichtet?
Brasilien zählt zu den wichtigsten Emittenten lokaler Währungsanleihen. Die Notenbank hat zudem den Leitzins zuletzt auf 14,25 Prozent erhöht. Die realen Zinsen, also nach Abzug der Inflationsrate - liegen nun bei rund fünf Prozent. Ab diesem Niveau dürfte es für inländische Investoren allmählich interessant werden, einzusteigen. Um den Real langfristig zu stärken, bedarf es aber wohl weiterer Zinsschritte, auch wenn diese sich zunächst negativ auf die Konjunktur auswirken sollten.

Auch der malaysische Ringgit ist stark unter Druck. Die Notenbank versucht nun, die Währung durch den Verkauf ihrer Devisenreserven zu stützen. Ist das eine sinnvolle Maßnahme?
Kurzfristig kann dies zur Stabilisierung beitragen, langfristig ist das aber keine Lösung. Wir sind dennoch investiert, denn Malaysia ist wie Brasilien ein Schwergewicht im Index. Im Vergleich zu Brasilien fallen die wirtschaftlichen Fundamentaldaten Malaysias - trotz der konjunkturellen Abkühlung - wesentlich besser aus als in Brasilien. Auf lange Sicht sollte der Ringgit wieder stärker werden.

Wie hat sich der Espa Bond Local Emerging seit Jahresanfang entwickelt, was erwarten Sie für den Rest des Jahres?
Bis zum April hat der Fonds fast 13 Prozent zugelegt, seitdem hat er jedoch stark an Wertentwicklung eingebüßt. Wir glauben aber, dass der Fonds die Kupons bis zum Ende des Jahres verdienen kann.

Auch wenn die US-Notenbank die Zinsen im September erhöhen wird?
Das ist ein Risiko, die Schwellenländerwährungen könnten sich weiter abschwächen. Ich glaube aber nicht, dass es dazu kommen wird. Die US-Notenbank ist an einem zu starken Dollar nicht interessiert. Nach der Renminbi-Abwertung würde dies die Exportchancen der USA nach China zusätzlich erschweren.