Return - der Investmentkommentar von Björn Drescher

Auf dem falschen Fuss erwischt, werden sich jene Anleger denken, die im Monat Juli (BVI-Statistik) netto 3,4 Milliarden Euro in Aktienfonds investierten. Besonders gefragt waren die auf europäische Aktien und Finanzwerte spezialisierten Fonds. In den folgenden Wochen brachen die Kurse gemessen am Euro Stoxx 50 bis heute um 10 Prozent ein.

Ursächlich für den zwischenzeitlichen Optimismus vieler Investoren, der sie sogar erstmalig seit längerer Zeit wieder mehr in Aktienfonds als in Mischfonds (3 Mrd. Euro netto) investieren liess, dürfte Mitte Juli der Durchbruch in den Brüsseler Verhandlungen gewesen sein, der den "GREXIT" erst einmal abwenden konnte. Viele sahen ein Ende der seit April aufgelaufenen Kursverluste, die anscheinend als Konsolidierung empfunden wurden und stiegen wieder ein. Der Wind kam indes in der Folgezeit aus anderer Richtung und blies von vorn. Die Marktteilnehmer reagierten auf die Abkühlung des chinesischen Wirtschaftswachstums überrascht, was in der Folge Turbulenzen auslöste.

Betroffen von diesem unglücklichen Timing dürften weniger die privaten als vielmehr die professionellen Investoren sein, was sich an den vergleichsweise hohen Mittelzuflüssen in passive Indexfonds (ETF) ablesen lässt.

Nun werden die Freunde der Statistik und der Plattitüden sagen: Ein weiteres Jahr, in dem es besser gewesen wäre, sich an das alte Börsensprichwort zu halten "sell in may and go away". Da ich mich weder zu der einen noch zu der anderen Gruppe zähle, liegen mir andere Gedanken nahe: Es zeigt sich einmal mehr, dass keiner über Glaskugeln verfügt und dass es sich rächt, an der Börse zu vordergründig zu denken. Nicht ohne Grund sprechen Value-Investoren bisweilen davon, auf dem "zweiten Niveau" denken zu müssen. Überdies wird deutlich, dass es viele Ereignisse gibt, die eine Korrektur auslösen oder verstärken können, wenn ein Grund dafür gesucht wird und die Märkte zuvor heiss gelaufen sind. An dieser Stelle darf man schon auf die August-Zahlen des Deutschen Fondsverbands gespannt sein, die davon berichten werden, wie die Geschichte weiterging, - wenngleich man nicht wirklich überrascht sein wird, welches Verhalten die Anleger und insbesondere die neuen Aktienfans dann an den Tag gelegt haben werden.