Return, der Investmentkommentar von Björn Drescher

Unter der Überschrift "Ein Mann, eine Mission, Ihr gutes Geld", macht sich der "Finanz-Ratgeber" Volker Loomann seit einigen Wochen jeden Samstag auf den Weg, Millionen deutschen Lesern der Bild-Zeitung jeweils auf einer halben Seite, die Finanzwelt zu erklären. Nicht nur, dass er ihnen das Banker-Deutsch volkstümlich nahebringt, (Unternehmensanleihe, offener Immobilienfonds, Abgeltungssteuer, Ausgabeaufschlag, was ist das?), er gibt auch konkrete Tipps: Die Anlage von 50.000 Euro auf dem Girokonto oder dem Sparbuch bringt keine Zinsen mehr. Null ist Null". "So sollten Sie 10.000 Euro anlegen, so 50.000". Und man will es kaum glauben, da werden auch Fonds genannt, Aktien, Unternehmensanleihen, wie wohltuend.

Was mancher bis hierhin vielleicht noch begeisterte Vertriebsweg wahrscheinlich gar nicht gerne hören dürfte, Loomann belässt es nicht bei Anlagevorschlägen, er plädiert auch glasklar für bestimmte Orderwege: "Alle Anlagen dürfen nur bei einer Direktbank gekauft werden. Sonst schießen die Kosten ins Kraut...Der Ausgabeaufschlag wird statt dessen in eine Kurzreise nach Mallorca und in ein Essen beim Sternekoch gesteckt. Sonst macht das Leben keinen Spass". "Eine Direktanlagebank ist eine Bank, die Leistungen nur im Internet anbietet. Sie hat weniger Personal und Kosten, verlangt niedrige Gebühren oder bietet Leistungen kostenlos an (z.B. Überweisungen)". "Seien Sie vorsichtig und wachsam. Bei Geld hört die Freundschaft auf. Wissen ist die beste Anlage"! Und auch für die Asset Manager hält er noch Urteile bereit, heißt es doch an anderer Stelle: "Der Haken an der Sache, ist die Gier der Verwalter".

Man mag über die konkreten Ratschläge denken, was man will, sie sind symptomatisch für eine Entwicklung, die in den vergangenen Monaten an Dynamik gewinnt, - Nennen wir sie der Einfachheit bis auf weiteres "Hilfe zur Selbsthilfe in Fragen der Kapitalanlage". Das Internet ist voll von Erklär-videos, Ratgebern und Erfahrungsaustausch im Rahmen der Schwarmintelligenz. "Kennt Ihr..., wisst ihr...Wer hat...?" Die Apothekenzeitung erklärt, wie man für den eigenen Nachwuchs und Patenkinder am besten Sparpläne einrichtet, in Talk-Shows wird über Riester-Renten und Aktienanlagen sinniert und stellenweise die Einführung eines Schulfachs "Finanzen" erwogen.

Ja, das könnte der Anfang eines Aufklärungszeitalters sein, das vielen Produktanbietern und Vertrieben noch Kopfzerbrechen bereiten wird. Der Ratgeber in der Bild-Zeitung ist da nur ein Stein im Mosaik, aber ein großer, mit drei Millionen Facetten. Lange wurde den Deutschen vorgehalten sich länger mit dem Auto- und Computerkauf auseinanderzusetzen als mit der Kapitalanlage. Das Niedrigzinsumfeld, spätestens der Begriff des "Negativzins", die staatliche Regulierung der Finanzindustrie und die öffentliche Diskussion über stille Enteignung zwingen sie dazu, umzudenken. Für weite Teile der Finanzindustrie ist die Entwicklung von daher problematisch, als zum einen "Herrschaftswissen" verloren geht (wann wissen potenzielle Kunden genauso viel oder mehr als die Vertriebswege, die sie zu beraten suchen), sich an vielen Stellen zeigt, dass Kapitalanlage keine "Quantenphysik" ist und Kostensensibilität und Leistungsanspruch, mithin die Erwartungshaltung steigen. Der Kollateralschaden dieser "Financial Education" wird eine häufige zu beoachtende Konfrontation mit ausgeprägtem Halbwissen sein und vordergründige Kostenbetrachtungen. .Aber mal ganz im Ernst, eine Epoche, ist ja auch eine lange Zeit: in der können alle Verbraucher noch lernen, dass gute Beratung und gutes Asset Management auch einen Preis haben dürfen und müssen.

Björn Drescher ist Gründer des auf Fonds spezialisierten Finanzinformationsdienstleisters Drescher & Cie (www.drescher-cie.de). Für Börse Online kommentiert er ab sofort wöchentlich mit "Return: Der Investmentkommentar" Ereignisse aus der Fondswelt.