Nur jeder dritte Deutsche sorgt mit Aktien und Fonds für das Alter vor, hat der Lebensversicherer Swiss Life herausgefunden. Ein erschreckend niedriger Wert, wenn man bedenkt, dass Unternehmensbeteiligungen - denn genau das sind Aktien - mit Abstand die lukrativste Art sind, Kapital anzusammeln. Wer in deutsche Aktien investierte, konnte sich etwa in den vergangenen 30 Jahren durchschnittlich über mehr als sieben Prozent Gewinn freuen - pro Jahr und inklusive Kosten! Da stellt sich schon die Frage: Warum machen so viele Sparer einen großen Bogen um die Börse?

Die Antwort lässt sich in drei Worte fassen: Internetblase, Finanzkrise, Eurokrise. In allen drei Fällen brachen die Aktienkurse massiv ein, vielen Sparern vermiesten diese Abstürze die Lust auf die Börse. Langfristig kann man solchen Crashs dennoch entspannt entgegensehen: Wer etwa im Herbst 1999 und damit direkt vor der ersten dieser Korrekturen 6000 Euro breit in deutsche Aktien investiert hätte, hätte sein Geld bis heute trotz dreier Crashs auf über 13 000 Euro vermehrt.

Auch das Problem der Aktienauswahl lässt sich umgehen. Und zwar, indem man in möglichst viele Papiere investiert. Das geht zum Beispiel mit Aktienfonds. Es gibt einige Fondsmanager, die seit Jahren ein sehr gutes Händchen beweisen. Die große Masse hinkt ihren Vergleichsindizes jedoch hinterher, verlangt aber trotzdem Gebühren von einem Prozent und mehr. Besser sind oft als ETF bezeichnete Indexfonds, die Indizes wie den deutschen DAX abbilden, indem sie alle dort notierten Aktien kaufen. Ein DAX-ETF erzielt nie mehr Rendite als der deutsche Leitindex, aber auch nie weniger.

Simpel und günstig



ETFs sind der einfachste und günstigste Weg, um mit Aktien fürs Alter vorzusorgen. Sie sind transparenter, einfacher und flexibler als die meisten anderen Rentenprodukte und bringen langfristig zudem deutlich mehr Rendite. Selbst der ETF-Kauf ist recht unkompliziert: Sparer müssen bei einer Direktbank oder ihrer Hausbank ein Depot eröffnen und können dann ETF-Anteile erwerben.

Die Unterschiede bei ETF-Anbietern wie Comstage, db x-trackers, iShares oder Lyxor sind so minimal, dass der Anbieter zweitrangig ist. Viel wichtiger ist die Wahl des Aktienindex, in den man investieren will. Dabei darf man sich weder von der Wertentwicklung vergangener Jahre blenden lassen, noch zu einseitig investieren. So brachten ETFs auf den Nasdaq 100 in den vergangenen fünf Jahren zwar fast 300 Prozent Gewinn. Dort sind aber nur US-Technologieaktien notiert - eine riskante Wette auf eine einzelne Branche. Selbst der deutsche Leitindex DAX ist für die Altersvorsorge - streng genommen - zu wenig diversifiziert, da er nur aus 30 Werten besteht und zudem Autobauer sowie Finanzkonzerne viel Gewicht haben.

Besser sind große Indizes, in denen unterschiedlichste Aktien aus allen Teilen der Welt versammelt sind. Denn geht es Konzernen aus einer Branche oder Region schlecht, können das oft Papiere aus anderen Regionen oder Branchen ausgleichen. Zudem fliegen schlechte Aktien irgendwann automatisch aus großen Indizes, gute rücken nach. Es findet also ein steter Austausch statt und die Streuung bringt Stabilität. Das Paradebeispiel für einen breiten Index ist der globale MSCI World mit rund 1600 Aktien aus 23 Ländern, darunter Apple aus den USA, Nestlé aus der Schweiz, Toyota aus Japan oder SAP aus Deutschland.

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Trotzdem muss man kein Millionär sein, um all diese Papiere zu besitzen: Mit einem Sparplan kann man monatlich geringe Summen ab 25 Euro auf einen ETF einzahlen und so kontinuierlich Kapital anhäufen. ETF-Sparpläne eignen sich gut, um Teile seines Gehalts in Aktien anzulegen. Denn die Gebühren sind sehr niedrig, die Flexibilität ist hingegen hoch. Bespart wird ein ETF nämlich anders als etwa eine Lebensversicherung nicht über einen bestimmten Zeitraum oder mit vorgegebenen Raten. Wer etwa nach einer Gehaltserhöhung mehr Geld übrig hat, kann die Einzahlungen kurzerhand erhöhen, wer einen Engpass hat, reduziert sie oder setzt sie ganz aus. Auch der Kündigungszeitpunkt ist nicht wie bei den meisten Rentenprodukten festgelegt. Anleger können ihren ETF verkaufen, wann immer sie wollen.

Unter bestimmten Umständen können die kontinuierlichen Zahlungen eines Sparplans sogar besser als eine Einmalanlage in Aktien sein. Das ist etwa der Fall, wenn kurz nach der ersten Einzahlung die Börsen abstürzen. Mit einem Sparplan haben Anleger dann nur die ersten Aktien zum hohen Preis erworben und kaufen weitere Titel zu niedrigeren Kursen nach. Steigen diese später wieder, fällt die Gesamtrendite höher aus. Jedoch ist dieser sogenannte Cost-Average-Effekt umstritten, da es auch Szenarien gibt, in denen Einmalanlagen mehr Rendite als Sparpläne bringen.

Fallen umgehen



Wer mit ETFs fürs Alter vorsorgt, sollte jedenfalls sehr langfristig planen. Im Schnitt sinkt die Wahrscheinlichkeit, mit Aktien Verluste zu machen, laut einer Studie des Deutschen Aktieninstituts nach zehn Jahren gegen null. Wer investiert, sollte also 15 oder 20 Jahre Zeit mitbringen. Zudem sollte er sich nicht auf einen fixen Auszahlungstermin festlegen, da die Börsen auch gegen Ende der Sparphase einbrechen können. Dann heißt es, den Crash auszusitzen und mit dem Verkauf zu warten, bis die Kurse wieder gestiegen sind.

Auch die Kosten sollte man im Blick behalten, wenngleich sie im Vergleich zu anderen Rentenprodukten überschaubar sind. So liegt die Kostenquote bei ETFs zwischen 0,04 und 0,5 Prozent pro Jahr - billiger geht es kaum. Hinzu kommt jedoch häufig noch die Depotgebühr und bei Sparplänen meist eine fixe Abgabe je Order. Deren Höhe unterscheidet sich je nach Depotbank, kann jedoch bei einem bis vier Euro pro Auftrag liegen. Bei kleinen Sparsummen kann es deshalb Sinn machen, statt zum Beispiel jeden Monat 25 Euro einmal pro Quartal 75 Euro einzuzahlen und sich so einen Teil der Transaktionsgebühren zu sparen. Wer auch diese Kostenfallen vermeidet, dürfte langfristig viel Freude an seinem ETF-Sparplan haben.