"Die deutsche Wirtschaft setzt ihren Aufschwung fort", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn am Freitag zur Umfrage seines Instituts unter 7000 Managern. Hauptgrund dafür: Die starke Euro-Abwertung kurbelt die Exporte an. Die Firmenchefs bewerteten ihre Geschäftslage so gut wie seit Mitte 2014 nicht mehr. Allerdings schätzen sie die Aussichten für die nächsten Monate nicht mehr ganz so rosig ein.

Die Stimmung verbesserte sich vor allem in der Baubranche, im Großhandel und in der Industrie. "Die Euro-Schwäche gleicht die schleppende Entwicklung in mehreren Weltregionen aus", erklärte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe mit Blick auf große Schwellenländer wie China, Russland und Brasilien, wo es nicht mehr so rund läuft. Durch die Abwertung des Euro, der binnen eines Jahres gut ein Fünftel seines Wertes zum Dollar verloren hat, werden deutsche Produkte in Übersee preislich attraktiver. Das kurbelt den Absatz an, vor allem in der weltgrößten Volkswirtschaft USA. Gleichzeitig werden Konkurrenz-Erzeugnisse - etwa aus Amerika - hierzulande teurer.

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AUTOINDUSTRIE PROFITIERT

Daimler etwa steigerte seinen US-Absatz im März um mehr als neun Prozent auf einen neuen Bestwert für seine wichtigste Marke Mercedes-Benz. Die Volkswagen-Tochter Audi lieferte 20 Prozent mehr an Kunden aus, beim Sportwagenbauer Porsche gab es ein Plus von 12,7 Prozent, bei BMW von 6,9 Prozent. "Der niedrige Euro-Kurs wird auch weiterhin den Außenhandel beflügeln, obwohl die Weltwirtschaft zuletzt etwas in Stottern kam", ist sich Ökonom Michael Holstein von der DZ Bank sicher.

Im Einzelhandel und bei den Dienstleistern trübte sich das Geschäftsklima dagegen ein wenig ein. "Konsum, Wohnungsbau, Investitionen, Exporte - nichts davon wächst in den Himmel", sagte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. Trotzdem werde Europas größte Volkswirtschaft in diesem Jahr ordentlich zulegen. "Unsere Realwirtschaft zieht Nutzen aus dem schwachen Euro, den niedrigen Zinsen und den günstigen Rohstoffpreisen."

Führende Forschungsinstitute und die Bundesregierung haben ihre Wachstumsprognosen für dieses Jahr gerade heraufgesetzt - auf rund zwei Prozent. Allerdings waren sowohl die Produktion der Firmen als auch die Industrieaufträge zuletzt schwächer als erwartet ausgefallen. Dagegen ist die Kauflaune der Verbraucher derzeit so gut wie seit 2001 nicht mehr. Steigende Löhne und niedrige Inflation sorgen für eine höhere Kaufkraft, während die Arbeitslosigkeit sinkt und die Beschäftigung Rekordwerte erreicht.

Reuters