HÖHERE SPRITPREISE BREMSEN KONSUM ETWAS



Die Verbraucher waren laut Bundeswirtschaftsministerium im Frühjahr nicht mehr ganz so in Kauflaune. Vieles spricht dafür, dass der Konsum durch die zuletzt wieder anziehenden Ölpreise etwas gedämpft wurde. Der Preis für die in Europa führende Ölsorte Brent hat seit Anfang April rund 16 Prozent zugelegt. Damit müssen Autofahrer nun an der Tankstelle tiefer in die Tasche greifen. Somit steht weniger Geld fürs Shopping zur Verfügung. "Die Aussichten für den privaten Verbrauch sind aber insgesamt weiter gut", sagt Ökonom Rainer Sartoris von der Privatbank HSBC Trinkaus. Denn der Arbeitsmarkt läuft rund, die Preise steigen kaum und das Konsumklima ist weiterhin intakt.

INDUSTRIE DROSSELT PRODUKTION



Die Industriefabriken in Deutschland haben ihre Produktion im abgelaufenen Quartal gedrosselt - und zwar um 0,7 Prozent. Nur die Hersteller von Konsumgütern stellten mehr her, Investitionsgüter waren hingegen weniger gefragt. Angesichts der eher mauen Auftragseingänge geht das Ressort von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel davon aus, dass sich die Industrie in den nächsten Monaten nur langsam erholen wird.

WETTER WIRBELT WACHSTUMSZAHLEN DURCHEINANDER



Durch das ungewöhnlich milde Winterwetter zu Jahresbeginn konnten viele Baufirmen Aufträge erledigen, die ansonsten wegen Schnee und Eis liegengeblieben wären. Diese normalerweise erst nach Einsetzen des Tauwetters anstehenden Arbeiten auf den Baustellen fehlten nun in den Monaten April bis Juni: Die in der Branche übliche Frühjahrsbelebung fiel somit deutlich schwächer aus. Insbesondere in Ausrüstungen und Bauten wurde weniger investiert. Dies bremste das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts.

EXPORTEURE KÄMPFEN MIT GEGENWIND



Die Ausfuhrwirtschaft lieferte zwar insgesamt Schub, weil die Exporte die Importe überstiegen. Doch die Exporteure sind alles andere als euphorisch. Ihnen macht die zusehends flauere Weltwirtschaft zu schaffen: "Das Geschäft mit Großbritannien und der Türkei wird schwieriger. Eine konjunkturelle Belebung in Russland, Brasilien und anderen Rohstoffförderländern ist nicht in Sicht", prognostiziert der Vizechef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier.

Auch aus den USA und China seien kurzfristig keine neuen Konjunkturimpulse zu erwarten: "Insgesamt wird es schwer, das Wachstumstempo zu halten." So zeigte sich beispielsweise gegen Ende des zweiten Quartals, dass die Nachfrage aus Staaten außerhalb der Europäischen Union zurückging. Mit der Anti-EU-Abstimmung in Großbritannien vom 23. Juni nehmen die Sorgen in der Branche zu, denn das Vereinigte Königreich ist der drittgrößte Ausfuhrmarkt für Deutschland. Der Chef des DIW-Instituts, Marcel Fratzscher, sieht die Konjunkturaussichten dadurch getrübt: "Durch die Brexit-Entscheidung schwächt sich die Wirtschaft in Deutschland bereits jetzt ab und auch in den kommenden Quartalen wird das hiesige Wachstum infolge des Referendums deutlich geringer ausfallen."

rtr