"Der verbesserte Ausblick für die nächsten sechs Monate wird maßgeblich von den überraschend guten Wachstumszahlen der vergangenen Monate beeinflusst", sagte ZEW-Präsident Achim Wambach. Zudem verstärke die anziehende Konjunktur in Europa die Rahmenbedingungen für die "ohnehin wieder deutlich zunehmenden deutschen Exporte".

Es ist die erste ZEW-Umfrage seit der Bundestagswahl vom 24. September. Als wahrscheinlichste Variante für eine neue Regierung gilt eine Jamaika-Koalition aus Union, FDP und Grünen. Sondierungen dazu beginnen am Mittwoch. Das dürfte aber für die vom ZEW befragten Fachleute keine Rolle gespielt haben, sagte NordLB-Analyst Jens Kramer. Es gebe derzeit keine richtige Alternative zum Jamaika-Bündnis. "Was da künftig als Koalition herauskommt - das wird keinen erschrecken."

"GOLDENER HERBST" FÜR DIE DEUTSCHE WIRTSCHAFT



"Der deutschen Wirtschaft geht es derzeit glänzend und die Chancen, dass es in sechs Monaten sogar weiter aufwärtsgeht, sind gut", ergänzte Kramer. Der ZEW-Index blieb allerdings unter dem langfristigen Durchschnitt von 23,8 Punkten. Zudem sank das Barometer für die aktuelle Lage anders als erwartet leicht um 0,9 auf 87,0 Zähler. Dennoch bleibe der Wert "in der Nähe der historischen Höchststände vom Frühjahr 2011", so Kramer. Auch der Chefökonom der Liechtensteiner VP Bank, Thomas Gitzel, äußerte sich positiv und sprach von einem "goldenen Herbst" für die deutsche Wirtschaft: "Das Mindesthaltbarkeitsdatum des aktuellen Aufschwungs ist noch nicht überschritten."

Viele Ökonomen und die Bundesregierung rechnen allerdings damit, dass die Wirtschaft nach einem kräftigen Wachstum in den ersten sechs Monaten im zweiten Halbjahr leicht an Schwung verliert. Im Gesamtjahr dürfte die Konjunktur nach Berechnungen des gewerkschaftsnahen IMK-Instituts um 2,0 Prozent anziehen und 2018 um weitere 2,1 Prozent zulegen, nach plus 1,9 Prozent 2016. Das Risiko einer Überhitzung sei trotz des deutlich stärkeren Aufschwungs aber weiterhin sehr gering.