Der "vergessene Kontinent" wurde seinem Beinamen einmal mehr gerecht. Die von den Notenbanken losgetretene globale Liquiditätsschwemme der vergangenen Jahre ist an -Afrika vorbeigeflossen. Der Kontinent wurde von der Masse der Investoren ignoriert. Während die immense Liquidität nicht nur die Kurse in den Industrieländern, sondern auch in Schwellenländern wie Brasilien und Indien nach oben trieb, ging das Kursniveau der wichtigsten afrikanischen Indizes sogar zurück. Doch jetzt könnte die Zeit für ein Investment in diese Anlageregion gekommen sein.

Hinter dieser Zuversicht stehen keine vagen Theorien über globale Geldflüsse und auch nicht die niedrige Aktienbewertung, sondern handfeste strukturelle Verbesserungen. Denn unbeeindruckt von der Entwicklung an den Börsen haben zahlreiche afrikanische Regierungen weiter ihre Hausaufgaben gemacht. Auch wenn sie von der globalen Euphorie nicht profitierten, haben sich etliche afrikanische Staaten ständig durch realisierte Reformen strukturell verbessert. Die Erfolge dieser Reformen werden in den nächsten zwei bis drei Jahren sichtbar.

Vorbild für den gesamten Kontinent ist Ägypten. Mit Unterstützung des Internationalen Währungsfonds (IWF) wurden gegen Ende des letzten Jahres eine Reihe von Reformen losgetreten: So hat die Regierung des 90-Millionen-Einwohner-Staates den Wechselkurs flexibilisiert, zahlreiche administrative Investitionshemmnisse abgebaut und Subventionen für Strom und Treibstoff verringert. In den kommenden Jahren sollen die Subventionen gänzlich abgeschafft werden. Hinzu kommen die Erschließung von neuen Gasfeldern, wachsende ausländische Investitionen und eine langsame Erholung des Tourismus.

Auch wenn sich Ägypten derzeit in der schmerzvollsten und sensibelsten Phase der Reformen befindet, fiel der Applaus der Börsen kräftig aus. Der Leitindex EGX 30 legte 2016 um 76 Prozent zu, wobei fast der gesamte Zuwachs auf den Zeitraum nach der Implementierung der Reformen fiel. Aber selbst in Ägypten ist das Potenzial für Reformen noch nicht ausgereizt. Noch immer investiert das Land je ein Drittel des Budgets in Löhne, Subventionen und Zinsen. Nur zehn Prozent verbleiben für Investitionen. Der viel zu kostspielige Staatsapparat ist eines der zentralen Probleme Afrikas, ein zweites sind Handelsbilanzdefizite. Überbewertete afrikanische Währungen förderten in der Vergangenheit die Importe. Jetzt, da die Währungen sich deutlich abgeschwächt haben, steht wieder die eigene Produktion im Fokus. Beispielsweise will Pepsi in Ägypten den Kartoffelimport für seine Chipsmarke Chipsy in den kommenden Jahren von 40 auf 20 Prozent reduzieren. Firmen wie Nestlé sind schon viel weiter. Die Schweizer beziehen etwa in Nigeria 80 Prozent der Produkte lokal. Afrika kämpft mit vielen Herausforderungen, die sicherlich nicht über Nacht gelöst werden können, doch die Rahmenbedingungen beginnen sich positiv zu verändern.

Wegweisend wird die Infrastrukturentwicklung sein. Eine nachhaltige Verbesserung zeichnet sich aber erst dann ab, wenn auf eine funktionierende Infrastruktur zurückgegriffen werden kann. Bisher tut sich vor allem China mit Infrastrukturprojekten für die Erschließung von Rohstoffen hervor. Doch auch Europa dürfte sich immer mehr engagieren. Europa sollte aus reinem Eigeninteresse an einem möglichst stabilen und wirtschaftlich erfolgreichen Kontinent interessiert sein. Fehlt den Afrikanern eine Zukunftsperspektive, so dürfte auch Europa vermehrt mit Immigrationsproblemen konfrontiert sein.

Mit dem BB African Opportunities Fonds investieren wir vor allem in Länder mit Reformfortschritten wie Ägypten, Marokko und Kenia. Finanzwesen, Infrastruktur, Telekommunikation und Konsumgüter sind dabei die dominierenden Sektoren.

Malek Bou-Diab promovierte 2003 in theoretischer Physik an der ETH Zürich. 2009 kam er als Senior-Portfoliomanager für den Bereich New Markets zu Bellevue Asset Management, wo er die Verantwortung für den BB African Opportunities Fonds -innehat. Davor managte Malek Bou-Diab bei Julius Bär einen Afrika-Fonds. Bellevue AM bieten ein selektives und differenziertes Angebot an aktiv verwalteten Anlagelösungen.