Die Börsen in den USA und Europa verzeichnen wöchentlich neue Höchststände. Einer der Treiber ist das Niedrigzinsumfeld, das Investoren nach Alternativen suchen lässt. Allerdings sind die weiteren Entwicklungen auf der Zinsseite ungewiss. Die US-Notenbank Fed dürfte noch in diesem Jahr einen weiteren Zinsschritt unternehmen, und auch in Europa werden die Forderungen nach einem Ende der Niedrigzinspolitik angesichts der wirtschaftlichen Erholung lauter. Wie die Aktienmärkte auf Zinserhöhungen reagieren, ist ungewiss, denn es gibt auch aus makroökonomischer Sicht weiterhin gute Argumente für Aktien. Doch steigt mit der Möglichkeit von Zinsänderungen auch das Risiko einer Korrektur an den Märkten.

Vor diesen Hintergrund rückt die Risikosteuerung wieder stärker in den Fokus. Allerdings sollten Anleger darauf achten, was die Manager ihrer Fonds unter Risiko verstehen und wie sie damit umgehen. Für viele institutionelle Investoren ist das Abweichen von der Benchmark eine relevante Risikogröße. Entsprechend steht für viele Fondsmanager das Managen des sogenannten Tracking Error, der Abweichung der Portfoliorenditen von der Rendite eines Vergleichsindex, im Mittelpunkt. Das ist nachvollziehbar, trotzdem wäre es falsch, einen hohen Tracking Error mit einem hohen Risiko gleichzusetzen und umgekehrt.

Was bedeutet Risiko? Für einen Anleger entsteht Risiko aus dem Fehlen eines langfristigen Wachstumspotenzials, dem Verfall von Kapitalrenditen oder aber einer verfehlten Kapitalallokation von Unternehmen. Umgekehrt sind die richtigen Investitionen zur richtigen Zeit Quelle langfristiger unternehmerischer Wertschöpfung und des Gewinnwachstums. Fondsmanager, die Risiko demnach nicht als relative, sondern als absolute Größe verstehen, konzentrieren sich vor allem auf die Qualität von Firmen. Qualität wird definiert als Wertsteigerungspotenzial durch langfristiges Gewinnwachstum aus den Fähigkeiten des jeweiligen Unternehmens heraus. Merkmale sind hier zum Beispiel hohe Markteintrittsbarrieren, Preissetzungsmacht oder die Fähigkeit, Marktanteile zu gewinnen. Dabei spielt es in der Regel keine Rolle, ob das Unternehmen in der Benchmark des Fonds zu finden ist oder nicht, denn ihr Ansatz wird nicht von der Zusammensetzung eines Index bestimmt (die häufig auf der Marktkapitalisierung der Unternehmen beruht), sondern einzig und allein von der Qualität der Unternehmen.

Dementsprechend gibt es in den Fonds jener Manager, die sich auf die Qualität der Einzelunternehmen konzentrieren, eine hohe Abweichung von der Benchmark. Verschiedene Studien belegen, dass Portfoliomanager mit einem hohen Active Share die Benchmark outperformen. Cremers und Petajisto etwa untersuchten 2650 Fonds im Zeitraum 1980 bis 2003. Jene mit einem hohen Active Share von mehr als 80 Prozent schlugen die Vergleichsindizes um 2,0 bis 2,7 Prozent vor Kosten. Stark vereinfacht ausgedrückt, wissen diese Manager sehr genau, in welche Unternehmen sie investieren. Das hilft, Fehler zu vermeiden, womit ein Gutteil der Performance erwirtschaftet ist.

Dieser Investmentansatz erlaubt die Konzentration auf nur wenige Titel. Was auf den ersten Blick nach einem erhöhten Risikopotenzial durch zu wenig Diversifizierung klingt, erweist sich bei näherer Betrachtung als folgerichtige Entscheidung. Unternehmen mit den oben genannten Qualitätsmerkmalen zeichnen sich durch eine hohe Vorhersehbarkeit des langfristigen Wachstumspfads aus. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass eine Portfoliokonzentration auf 15 Aktien eine ausreichende Diversifizierung gewährleistet.

Die Fähigkeiten einzelner Unternehmen lassen sich am Ende vermutlich besser beurteilen als konjunkturelle und zyklische Faktoren. Damit kann die Fokussierung auf Qualitätsaktien helfen, Anleger vor bösen Überraschungen im Depot zu schützen.

Wolfgang Fickus ist seit 2012 für Comgest tätig und Mitglied des Investment-Komitees. Er begann seine Karriere 1995 bei Paribas AM im Fondsmanagement für europäische Aktien und wechselte im Jahr 2000 zur WestLB. Dort analysierte er deutsche und europäische Aktien im Technologiesektor, bevor er ab 2005 das Mid und Small Cap Research leitete. Fickus studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität in Köln.