von Martin Blümel

Das Jahr ist rum. Turbulent war’s. Auf neue fantastische DAX-Rekorde im Frühjahr folgte ein herber Absturz im Sommer und darauf wiederum eine recht holprige Herbstrally. Und turbulent dürfte es 2016 weitergehen. Ursachen dafür gibt es genug. Grob eingeordnet sind es "weltpolitische" und "geldpolitische" Gründe. Summa summarum jedoch, um das Fazit vorwegzunehmen, scheinen weitere DAX-Gewinne nicht unrealistisch. Ob "Buy and Hold" das ganze Jahr über funktioniert, das dürfte jedoch fraglich sein.

Doch der Reihe nach: Was die Weltpolitik angeht, waren es im zurückliegenden Jahr vor allem der russisch-ukrainische Konflikt sowie die Griechenland-Krise, die sich als größte Belastungsfaktoren für die Börsen herausstellten. Doch damit nicht genug. Die Welt ist insgesamt gefährlicher geworden. Im Verlauf des Jahres ist Syrien als akuter Brandherd hinzugekommen, dazu die allgemein weltweit gestiegene Terrorgefahr. Dies könnte 2016 zu einer großen Belastung für Konsum, Investitionen, den Welthandel werden. Und damit auch für die Märkte. Dazu kommt die Flüchtlingskrise, die zum ganz großen Stresstest für die EU geworden ist. Und nicht zu vergessen: das anstehende Referendum in Großbritannien über den Verbleib in der Europäischen Union.

"Geldpolitisch" ist die Gemengelage auch nicht leichter. Die US-Notenbank Fed hat erstmals seit 2008 die Zinsen erhöht und wird 2016 weitere Anhebungen folgen lassen - fragt sich nur in welcher Dosierung. In Europa dagegen wird weiterhin eine lockere Geldpolitik verfolgt.

Die Gefahr dieser Mixtur sind mögliche hektische Geldabflüsse aus den Schwellenländern, was wiederum zu Turbulenzen auf den Devisen- und Aktienmärkten insgesamt führen könnte. Bislang ist dies jedoch nicht der Fall. Im Gegenteil: Seit dem US-Zinsschritt Mitte Dezember ist es wieder ruhiger geworden an den Märkten. Vielleicht ist die Zinswende zu einem Großteil doch schon in den Notierungen "eingepreist". Oder Folker Hellmeyer, Chefvolkswirt der Bremer Landesbank, hat recht mit seiner Einschätzung, dass es in den USA keine massive Zinserhöhung geben wird, sondern nur ein "Zinswendchen".

Schwer einzuschätzen ist indes die wirtschaftliche Entwicklung Chinas. Schon im vergangenen Sommer gab es hier Verwerfungen, die auch die Finanzmärkte in den USA und Europa nicht verschonten. Die Probleme werden in der Volksrepublik schon seit Jahren nicht recht angegangen, etwa die hohe Verschuldung der Staatsunternehmen oder die Überkapazitäten in zahlreichen Industriebereichen. Das Problem daran: Wenn China schwächelt, dann geht es auch den Nachbarländern nicht viel besser. Malaysia, Vietnam, Indonesien - alle sind sie stark abhängig vom großen Nachbarn. Auf der anderen Seite scheint es aber dann doch auch so, dass man die Lage in Peking im Großen und Ganzen im Griff hat. Es gibt zudem noch Spielraum, was die Geldpolitik angeht, und das Land hat jede Menge Devisenreserven.

Vieles wird davon abhängen, wie sich der Dollar hält. Steigt er zu stark, dann ist das Gift für die Schwellenländer. Ein Fragezeichen steht auch hinter den fallenden Rohstoffpreisen. Gut für die Konjunktur, weil billig? Oder Vorbote einer Rezession? Die Meinungen gehen weit auseinander. Vergessen sollte man jedoch eines nicht, womit wir beim Fazit angekommen sind: Aktien sind derzeit gar nicht so teuer - Dividendenrenditen von zwei, drei Prozent sind sehr einladend.

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com