von Klaus Buhl

Liebe Leserinnen und Leser,

auch in den vergangenen Tagen überraschten uns die Märkte fast täglich mit abrupten Richtungswechseln und einer weiterhin hohen Schwankungsintensität. Dabei schien es vorrübergehend, als ob sich die Entwicklung der Indizes in Europa etwas von den US-Leitbörsen abkoppeln würde. Immerhin elektrisierte hier in Europa die Aussicht auf den baldigen Start des Kaufs von Anleihen durch die EZB die Käufer, während diese in den USA durch die durchwachsenen Geschäftsergebnisse des vergangenen Quartals etwas ausgebremst wurden. Immerhin sind nach den Kurssteigerungen der vergangenen Wochen die Erwartungen hoch - und dementsprechend groß ist auch die Bereitschaft der Anleger, bei kleinsten Enttäuschungen sofort die Chips vom Tisch zu nehmen. Konkret erwartet der Durchschnitt der Analysten eine Gewinnsteigerung der im S & P 500 enthaltenen Firmen von etwa 2 %. Als kritischer Beobachter muss man sich da natürlich fragen, aus welchen Sektoren sich dieser Gewinnzuwachs wohl speisen könnte. Sicherlich nicht aus den Bereichen von Energie, Grund- und Rohstoffen oder Edelmetallen. Aber auch der Bank- und Finanzsektor scheint angeschlagen, was sich gestern auch an den Ergebnissen von JP Morgan zu bestätigen schien. Es bleibt also die Frage, ob die Erwartungen nicht etwas zu hoch und die Wahrscheinlichkeit für Gewinnmitnahmen erheblich sein könnte sein könnte?

Auf Seite 2: Transportaktien platzieren den ersten Warnschuss



Transportaktien platzieren den ersten Warnschuss

Während in Europa im Zusammenhang mit dem freien Fall des Ölpreises meist auf die Vorteile daraus verwiesen wird, mehren sich in den USA die Stimmen, die darin auch Nachteile sehen. Meist wird auf die ausbleibenden Investitionen im starken Energiesektor verwiesen, die den Vorteil der fallenden Transportkosten überkompensieren könnten. Darauf deutet zum Beispiel auch der sehr wichtige Sektor der Transportaktien, den Sie im folgenden P & F Chart sehen. Bekanntlich gelten die Aktien der Transportunternehmen als besonders konjunktursensibel. Abschwünge der Konjunktur lassen sich traditionell frühzeitig im Verlauf dieses Sektors erkennen, weshalb viele Analysten ihn stets kritisch im Blick behalten. Wichtig sind auch die Unterschiede im Verlauf von Industrie- und Transportaktien, da sich beide Indizes jeweils in ihren Hochs und Tiefs bestätigen sollten. Gestern ereignete sich im P & F Chart der Transportaktien ein Verkaufssignal, welches Sie an der O- Spalte im rechten Bereich der Grafik erkennen. Diese Säule schob sich nämlich unter die vorhergehende O-Spalte, was bedeutet, dass der Druck der Verkäufer heute und auf gegenwärtigem Niveau intensiver ist als noch vor wenigen Handelstagen.



Dies alleine sollten Sie aber noch längst nicht als sicheren Vorboten eines vollständigen Trendwechsels erkennen, dass sich das aktuelle Verkaufssignal noch weit oberhalb der aufsteigenden Trendgerade ereignet. Immerhin deutet eine aufsteigende Unterstützungsgerade darauf, dass ein positiver Trend vorliegt und man sich nicht voreilig vom Markt verabschieden sollte. Vor allem, da der Index bereits bei etwa 8.600 Punkten auf eine gute Unterstützung trifft.

Überdenken sollte man seine positive Grundeinstellung im Sinne dieser Philosophie erst, falls wir unter das Niveau der steigenden Unterstützungsgerade bei etwa 8.300 Punkten fallen sollten.

Auf Seite 3: Bankaktien angeschlagen



Bankaktien angeschlagen

Nicht nur die europäischen Bankaktien hinken wegen der spezifischen Probleme des Sektors seit Wochen dem Markt hinterher. Auch der wichtige US-Bankensektor zeigte sich von den diversen Problemen beeindruckt. Zu den nicht abreißenden Prozess- und Justizkosten gesellen sich nun auch noch Bremsspuren des nachlassenden Handelsgeschäfts im zurückliegenden Quartal. Geht man davon aus, dass ein stabiler Aktienmarkt bei gleichzeitig schwachen Bankaktien praktisch unmöglich ist, sollte man dem folgenden Chart große Aufmerksamkeit schenken.

Abgebildet sehen Sie den führenden amerikanischen Bankensektor, der ebenso wie die Transportaktien ein Verkaufssignal der P & F Technik ausgebildet hat.



Gut zu erkennen Sie die nachlassende Dynamik im Sektor seit dem Frühjahr des vergangenen Jahres. Diese gipfelte in einem Doppel-Top bei 75 Punkten, worauf sich das Verkaufssignal anschloss, welches bei 71 ausgelöst wurde. Auch in diesem zentralen Sektor haben die Bullen nach wie vor den Trumpf der aufsteigenden Unterstützungsgerade in ihren Händen. Gemäß der Philosophie der P & F Charts hat ein Verkaufssignal oberhalb dieser Gerade eine viel geringere Bedeutung als unterhalb davon. Bisher ist also bis auf weiteres lediglich von üblichen Gewinnmitnahmen auszugehen, die aber natürlich auch einmal heftiger ausfallen können. Die nächsten brauchbaren Unterstützungen finden Sie übrigens bei 66 und 61 Punkten. Auf diese Region deutet auch das meist sehr zuverlässige Projektionsziel der P & F Technik.

Auf Seite 4: DAX bleibt überraschend stabil



DAX bleibt überraschend stabil

Da stellt sich uns deutschen Anlegern natürlich die Frage, was wohl der DAX aus diesen Vorgaben in den kommenden Tagen machen wird. In den vergangenen Tagen hat er sich nämlich trotz des widrigen Umfelds tapfer geschlagen und sogar das hier eingezeichnete Dreieck nach oben verlassen. Da auch die wichtige 50-Tage-Linie die dominierende 200-Tage-Linie (beide hier nicht eingezeichnet) kürzlich von unten nach oben überkreuzt hat, deuten wichtige Argumente auf das Bullenlager.



Genau genommen zeigte der DAX sogar die Qualitäten eines Stehaufmännchens, da die Kursdellen jeweils sehr schnell wieder als Einstiegsgelegenheit genutzt wurden. Dies belegt die Unterseite des Dreiecks aus der ansteigenden Serie von höheren Tiefs. Anfangs der Woche gelang dem DAX sogar der positiv zu interpretierende Ausbruch nach oben aus diesem Dreieck. Daher besteht weiterhin das übergeordnete Projektionsziel jenseits von 11.500 Punkten. Dies mag zwar heute utopisch klingen, ist im Kontext einer Konjunkturerholung in Europa bei gleichzeitig expansiver Geldpolitik aber möglich. Natürlich müsste dazu auch der Konflikt in der Ukraine eingedämmt und die drohende Depression in Rußland abgewendet werden. Um das positive Szenario aufrecht zu erhalten, sollte aber in den kommenden Tagen die Unterstützung bei 9.650 Punkten verteidigt werden. Unterhalb davon würde ein negatives Verkaufssignal ausgelöst, welches auf größeren Verkaufsdruck deuten würde.

Bitte beachten Sie auch meinen Gratis-Börsenbrief und mein Gratis E-Book zur Philosophie der P & Charts.

Viel Erfolg mit Ihren Investments und herzliche Grüße vom Rhein,

Ihr Klaus Buhl

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".