Die Notenbanker sind es, die an den Finanzmärkten den Ton angeben. Nichts Neues also, dies ist ja schon seit längerer Zeit der Fall. Allerdings ist die Tonalität diesseits des Atlantiks eine andere als jenseits. In den USA, wo die Notenbank Fed ja eigentlich auf Zinserhöhungskurs ist, tut selbige Institution jedoch alles, um die Wahrscheinlichkeit weiterer Erhöhungen kleinzureden.

Der Kurs innerhalb der Fed ist indes umstritten. So recht scheint man nicht zu wissen, wie man die Erholung am Arbeitsmarkt deuten soll. Und der Arbeitsmarkt ist schließlich entscheidend für den Kurs beim Leitzins. Klar, es gibt viele neue Jobs, allerdings sind die in den vergangenen Jahren überwiegend im Niedriglohnsegment entstanden. Gleichzeitig sind jedoch 1,5 Millionen hochwertige Arbeitsplätze in der Industrie seit 2007 verloren gegangen. Insofern ist der Aufschwung am Arbeitsmarkt tatsächlich fragwürdig und macht weitere Zinserhöhungen damit schwierig.

In Europa wiederum, da ist die Europäische Zentralbank (EZB) auf ganz anderem Kurs. Die EZB kauft seit einiger Zeit nun schon Anleihen, um für Liquidität zu sorgen. Durch den immer niedrigeren Zins sollen Anreize für Investitionen geschaffen werden. Das Problem daran: So richtig erfolgreich ist das alles noch nicht. Außerdem wird die Menge an Anleihen knapp. Darum ist es gar nicht mehr so unwahrscheinlich, dass die EZB irgendwann ihr Kaufprogramm auf Aktien ausdehnen wird. Vorbild: die japanische Notenbank, die inzwischen zu so etwas wie dem Großinvestor des Nikkei 225 mutiert ist.

Ob es tatsächlich dazu kommt? Man wird sehen. Vielleicht gibt es ja Hinweise am Wochenende, wenn sich die wichtigsten Notenbanker der Welt zum alljährlichen Treffen in Jackson Hole am Rande der Rocky Mountains zusammenfinden, um über die globale Zinspolitik zu beraten.

Nach dem Wochenende könnten sich dadurch auch neue Impulse für die Märkte ergeben. Die Kurse an den europäischen Börsen wie auch am US-Markt halten sich ohnehin gut - von einer Sommerpause, die von vielen befürchtet wurde, ist bislang nichts zu sehen.

Die Wirtschaft und die Unternehmen der Vereinigten Staaten von Amerika weisen dabei noch immer die stärksten Fundamentaldaten auf. Wie schon erwähnt, macht sich der Arbeitsmarkt trotz einiger Zweifel insgesamt gut. Zudem steigen die Immobilienpreise weiter, was für die finanzielle Stabilität der einzelnen Haushalte sicher von Vorteil ist. Und weil die USA immer noch als Safe Haven - als sicherer Hafen - gelten, mangelt es auch nicht an internationalem Geld, das den US-Märkten Monat für Monat zufließt und die Kurse an der Wall Street antreibt.

In Europa ist es nicht ganz so simpel. Inwieweit sich der Brexit tatsächlich auswirkt, bleibt unklar, auch wenn im Moment der Optimismus überwiegt. Dennoch bleibt ein Rest Unsicherheit. Unternehmen könnten gezwungen sein, Entscheidungen aufzuschieben, da sie Klarheit darüber brauchen, wie der bisher freie Personen- und Warenverkehr zwischen Großbritannien und der EU in Zukunft geregelt sein wird. Und dies könnte sich negativ auf Umsatz und Gewinn auswirken.

Am Wachstum in der Eurozone sieht man das jedoch noch nicht. Im Jahresvergleich erhöhte sich die Wirtschaftsleistung nach den jüngsten Daten um 1,6 Prozent. Das ist zwar etwas schwächer als erwartet, aber doch immer noch stark genug, um die Kurse an den Börsen zu stützen. Wir bleiben also bei unserer optimistischen Einschätzung: Die Sommerpause an den Börsen scheint auszufallen.

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com