von Martin Blümel

Die Korrektur in den zurückliegenden Tagen war heftig. Da kommt man schon mal ins Grübeln. Stehen die Börsen etwa am Anfang eines neuen Bärenmarkts? Gibt es Parallelen zu den Anfängen der großen Abschwungphasen der Jahre 2000 bis 2003 und 2008 bis 2009? Oder ähnelt der Kursrutsch doch mehr der Korrektur vom August 2011, als die Griechenland- und Eurokrise ihren Lauf nahm?

Damals vor vier Jahren fanden die Aktienmärkte ja einen Boden und die Kurse kletterten weiter - wenn auch nach etlichen Wochen, die geprägt waren von heftigem Hin und Her. Dass das so war und die Kurse 2011 wieder Fahrt aufnahmen, lag an mehreren Ereignissen, die den Markt beruhigten. In Europa beispielsweise fand die Politik Mittel und Wege, die Probleme um Griechenland (zumindest zeitweise) aus dem Weg zu räumen. In den USA wiederum raufte man sich im Kongress zusammen und erhöhte die Schuldenobergrenze, die "Debt Ceiling", um die Handlungsfähigkeit der Regierung weiter zu ermöglichen, und last, not least startete die Notenbank Fed die "Operation Twist", mit der die Märkte mit zusätzlicher Liquidität versorgt wurden. Von nichts kommt eben nichts.

Und dieses Mal? Was könnte dieses Mal die Märkte beruhigen? Vermutlich mehr Klarheit, was die Zinswende in den USA angeht. Und ökonomische Daten, die diese Zinswende auch rechtfertigen. Das gerade zu Ende gegangene Notenbanker-Treffen in Jackson Hole in Wyoming hat da allerdings nicht recht geholfen. Vielmehr wurden die Spekulationen angeheizt, dass die Zinserhöhung vielleicht schon im September statt erst im Dezember stattfinden wird.

Auf Seite 2: Risikofaktor China





Tatsächlich helfen könnten auch weitere Zinssenkungen und konjunkturstützende Maßnahmen in China, wo der Kursrutsch auch zu Wochenbeginn noch mal munter weiterging. Und helfen könnte vor allem, wenn das Weltwirtschaftswachstum nun endlich anspringen würde. Doch gerade was Letzteres angeht, ist die Skepsis groß. Vielleicht zu groß? Theoretisch wie praktisch müssten die vielen weltweiten Stimulierungsmaßnahmen der Notenbanken doch endlich zu greifen beginnen.

China scheint derweil ein großer Risikofaktor zu sein. Vergleicht man die Abwertung der Landeswährung Renminbi mit der Russland-Krise im Jahr 1998 kann einem - auf den ersten Blick - Angst und Bange werden. Der Rubel wertete damals um 70 Prozent ab. An den Aktienmärkten kam es parallel zu einem Crash - der S & P-500 beispielsweise verlor 20 Prozent.

Das muss jetzt so drastisch nicht kommen, obwohl Chinas durch seine schiere Größe ein ungleich wichtigerer Player für die globale Weltwirtschaftsordnung ist, als es Russland damals war. Bedingung für eine glimpfliche Entwicklung ist daher eine geordnete Abwertung des Renminbi, die China eine ausgeglichenere Leistungsbilanz ermöglicht. Und wie zuvor geschrieben: Dafür braucht es ein Anspringen des Weltwirtschaftswachstums! Jener Punkt also, an dem gerade so viele (ver)zweifeln.

Vorsicht scheint also angebracht. Aber auch nicht zu viel. Denn die Notenbanken werden es vermutlich nicht dazu kommen lassen, dass es zu richtig dramatischen Einbrüchen an den Märkten kommt. Ob dieses Dauerintervenieren in die Wirtschaftszyklen langfristig nun sinnvoll ist oder nicht, sei dahingestellt. Die kommenden Wochen dürften also schwankungsintensiv bleiben. Ein Crash wird eben nicht einfach so binnen weniger Tage abgeschüttelt. Dennoch: Bis Jahresende dürften die Kurse wieder klettern.

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com