Aus nichts, an dem Menschen beteiligt sind, sind ihre teils verqueren und bisweilen auch kontraproduktiven Verhaltensweisen gänzlich zu eliminieren. Einige Beispiele, in denen sich der ein oder andere vielleicht wiederfindet: Lottospieler, die bei der Ziehung der Zahlen miterleben müssen, wie beispielsweise statt ihrer 3, 19, 34 und 46 die 2, die 20, die 35 und die 45 gezogen werden, wähnen sich ganz besonders vom Pech verfolgt. Einfach weil sie der irrigen Ansicht sind, mit ihren Zahlen doch "so dicht" an den richtigen Zahlen gelegen zu haben. Das ist natürlich ein Trugschluss. Statistisch betrachtet, ist die 2 der 3 keineswegs näher als die 49. Aber es "fühlt sich halt so an".

Insbesondere bei Männern lässt sich gut beobachten, dass sie beim Fehlschlagen eines Mausklicks am Rechner besonders heftig auf dem kleinen Helfer herumhämmern, so als ob sich das elektrisch übermittelte Signal damit irgendwie verstärken ließe. Tut es aber nicht. Und ein ausgekühlter Raum, der auf 18 Grad aufgeheizt werden soll, wird keineswegs schneller warm, wenn Frau das Thermostatventil auf 5 statt auf 3 stellt. Das Ventil gibt das ganze Leitungsvolumen so lange frei, bis die gewünschte Temperatur erreicht bzw. nahezu erreicht ist, um dann langsam abzuriegeln.

Den meisten Menschen helfen diese Fakten aber keineswegs dabei, ihr irrationales Verhalten künftig abzustellen. Man "weiß" es zwar oder könnte es zumindest wissen, aber letztlich triumphieren doch wieder die Emotionen und das, was wir Gewohnheit nennen.

Die Ergebnisse einer ausgesprochen interessanten Studie der Univ. Zürich förderte dazu jetzt Bemerkenswertes zutage. Am Versuch nahmen 200 Banker und eine Kontrollgruppe von 133 Probanden anderer Berufsgruppen teil. Beide Gruppen wurden in je zwei Hälften aufgeteilt. Die eine Hälfte wurde nun mit Fragen zu ihrer beruflichen Tätigkeit, ihrer Funktion dort etc. konfrontiert, die jeweils andere Hälfte mit Fragen zu ihrem Freizeitverhalten. Alle Versuchsteilnehmer wurden danach gebeten, (scheinbar unbeobachtet) zehnmal eine Münze zu werfen, wobei beim Ergebnis "Zahl" eine Prämie für den Probanden fällig wurde.

Ergebnis: Während es bei der Kontrollgruppe der Teilnehmer verschiedener Berufsgruppen völlig egal war, ob man sie zuvor nach ihrem Freizeitverhalten oder nach ihrer beruflichen Tätigkeit befragt hatte, logen die zuvor nach ihrem beruflichen Umfeld befragten Banker signifikant häufiger hinsichtlich des Ergebnisses "Zahl", um damit ihren "Gewinn" in die Höhe zu treiben. Banker, die man über die vorherige Fragestellung nicht in ihr berufliches Umfeld hinein versetzt hatte, taten das nicht.

Genau diese Studie wäre es wert, auch einmal an Anlegern durchgeführt zu werden. Die beiden Gruppen sollten aus Börsianern bestehen, die bereits einmal eine Baisse erlebt haben und solchen, die das eben nicht haben. Und getestet werden sollte, ob die, die bereits ihre Erfahrungen gemacht haben, risikoaverser wären oder nicht. Meine Einschätzung: Keineswegs. Viele von denen, die bereits einmal nahe an einem Topp eingestiegen und damit finanziell kräftig gestrauchelt sind, glauben, eine "Rechnung" mit der Börse offen zu haben und "es" diesmal besser zu können. Und fallen dann zum zweiten (oder dritten) Mal über den gleichen Stein.

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EUR/USD: Einfach warten

Das war knapp Ende letzter Woche. Drauf und dran war der Euro, sein letztes wichtiges Tief gegenüber dem US-Dollar zu unterbieten. Dann leierte unser "Super Mario" wieder mal herunter, was er so herunter zu leiern pflegt, garniert mit Stichworten wie "tun müssen" ´(statt wollen oder können), "unkonventionell" etc. . Uups, "entschlossen" war er ja auch noch. Aber soweit ich mich erinnere, war er das bzgl. Des Wirtschaftswachstums der Eurozone schon recht lange, während er die herausziehenden Deflationsrisiken kraft seines Amtes gehörig lange verpeilt hat.

Der überraschend gut ausgefallene Ifo-Geschäftsklima-Index verhinderte gestern das Verkaufssignal für den Euro, die USA konterten dann besser als vermuteten Wachstumszahle, während die OECD ihre Konjunkturprognose für Europa deutlich absenkte. Nun, liebe Anleger: Singen wir einfach ein kleines Loblied auf unsere Experten. "Irrlichter", führt Wikipedia aus, sind seltene Leuchterscheinungen, die nachts insbesondere in Sümpfen und Mooren beobachtet werden können. Aber was heißt da "selten"? Mir sind Charts da lieber, weil sie zeigen, was der Markt tut, nicht was über ihn fabuliert wird.



Quelle: www.kapitalschutz-brief.de

Der Wochenchart EUR/USD, mit dem ich nach dem Bruch des Aufwärtstrend in mehreren meiner Börsendienste über 50 Prozent Plus verdient hatte und dank eines engen Stopps herausflog. Ist weiter interessant. Was spricht für den Euro? Der bewusst am Brodeln gehaltene Ukraine-Konflikt, über dem nun eine 47 Mrd. US-Dollar-schwere Aufklärungskampagne zum Abschuss von Flug MH17 schwebt, deren Auftraggeber ganz gewiss nicht aus dem Westen kommen? Oder die sich auftuende Zinsdifferenz zum US-Dollar? Wohl auch nicht. Und die "offiziellen" Wirtschaftsdaten schon einmal gar nicht. Auch wenn niemand so recht weiß, wer sie geschickter verbiegt.

EUR/USD werde ich mit einem neuen Put begleiten, sobald der Kurs unter 1,2350 fällt. Und die beim letzten Mal erreichten Gewinne von >50 Prozent sind dann, falls die 1,20 fällt, meine Minimalerwartung!

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Gold: Lieber mal raus

Dass ich für die Edelmetalle seit langen sehr bearish bin, dürfte sich für die, die mit mir d’accord waren, ja auch gerechnet haben. Am Sonntag steht der Volksentscheid der Schweizer zur teilweisen Golddeckung des Franken an. Nacht neuesten Umfragen wird er scheitern.



Dieser Chart wäre schon mal was für ein Lehrbuch: Schlimmer Trendbruch nach unten und nun ein Pullback. Typischerweise sollte das eine Chance für zu spät gekommene Bären bedeuten. Was ich bis zum Beweis des Gegenteils sofort unterschreiben würde. Scheitern díe Schweizer Goldfreaks, ist es Zeit für neue Puts. Aber auf Silber, nicht auf Gold. Warum, das lesen Sie unter https://www.private-profits.de/newsletter.html. Immer samstags. Immer umsonst.

Viel Erfolg und beste Grüße!

Axel Retz

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt die Portale www.private-profits.de und www.moneyversum.de .