von Axel Retz

Unser heutiges Wort "konservativ" kommt von lateinischen conservativus, was soviel wie bewahrend, erhaltend bedeutet. Folgerichtig sind konservative Anleger solche, denen es eher um den vorsichtigen Vermögensaufbau geht und denen schon allein der Gedanke, mit einem Aktienengagement vielleicht einmal um 30 oder 50 Prozent in den Keller zu sausen, regelrecht den Magen herum dreht. Die Sache hat nur einen durchaus spitzen Haken:

Während der Aktienmarkt selbst nach dramatischsten Einbrüchen irgendwann wieder auf sein vorheriges Hoch zurückkehrt und es in aller Regel dann mit neuen Bestmarken überbietet, verliert der konservative Anleger in einem Umfeld, in dem selbst die heute mickrige Teuerungsrate noch deutlich über dem Zinssatz für Spareinlagen liegt, ebenso langsam wie sicher Geld, während der von ihm verachtete "Spekulant" einfach nur warten muss, bis er wieder auf der Gewinnseite steht, wobei ihm dieses Warten durch Dividenden versüßt wird. Anders gesagt: Dem konservativen Anleger bleiben zwar herbe, zwischenzeitliche Verluste erspart, aus seinem Kokon der Selbsttäuschung heraus übersieht er aber, dass er seine sicherheitsorientierte Verlustaversion mit nichts anderem als mit Verlusten bezahlt. Natürlich: Wenn es an den Börsen "richtig" rappelt, können selbst erfahrene Anleger schon einmal feuchte Hände bekommen. Aber die sollten sie daran erinnern, dass die nächste große Einstiegschance nicht mehr allzu weit entfernt liegen dürfte.

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Athen: Ein zweites Argentinien?

Am Montag ist es wieder einmal so weit: Die Griechen bekommen erneut den wohl unbeliebtesten Besuch, den sie sich vorstellen können, die Troika. Und wieder geht es darum, ob das Land die ihm auferlegten "Reformen" hinreichend genug umgesetzt hat, um aus Brüssel die nächste Hilfstranche in Höhe von gut zehn Milliarden Euro zu erhalten. Was für eine Show! Während es in Wahrheit einzig darum geht, Banken und Großanleger vor Verlusten zu bewahren, läuft die Aufführung unter einem ganz anderen Namen ab. Ein Staatsbankrott Griechenlands ist dennoch nicht abgewendet. Und dann? Sehen wir uns an, was ab 2022 mit der argentinischen Börse passiert ist. Da hatte das Land gerade den Staatsbankrott hinter sich und befand sich auf dem Höhepunkt der Krise.

Ja, der Chart ist wirklich sexy. Vom Tiefpunkt des MERVAL 25 bei 205 Punkten ausgehend, kletterte der Index bis heute auf über 6.000 Punkte. So etwas einmal mit einem gehebelten open end-Call mitzumachen, dürfte wohl der Wunschtraum jedes Anlegers sein. Wie also sieht es aktuell in Athen aus?

Es sieht erfreulich klar aus! Vom Tief aus 2012 hat der Index prozentual zwar schon ordentlich zugelegt, das relativiert sich aber, wenn man bedenkt, wo der Index schon einmal war. Vor allem aber zeigt der Chart eines: einen wunderbar sauber definierten horizontalen Widerstand bei 1.500 Punkten. Dass diese Bremsmarke im ersten Anlauf überwunden werden kann, ist äußerst unwahrscheinlich. Aber uns sitzt ja auch niemand im Nacken. Aber wenn dieser Widerstand einmal geknackt ist, ist es an der Zeit, griechische Aktien ins Depot zu nehmen. Um herauszufinden, was für deutsche Anleger wo und wie handelbar ist und welche Hebel und Laufzeiten zur Verfügung stehen, werde ich natürlich nicht bis dahin warten.

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Edelmetalle: Bullen in den Startlöchern

In den vergangenen Monaten war es für Gold- und Silberfans durchaus Grund zum Zittern. Denn hätten die beiden Metalle ihre Tiefs des Vorjahres unterschritten, wäre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein neuer, massiver Preisverfall ausgelöst worden. Das scheint jetzt fürs Erste vom Tisch zu sein. Stattdessen bestehen solide Chancen, dass wir anstelle eines Baisseszenarios jetzt wieder eine Kaufchance geliefert bekommen. Zu den Charts:

Drei Dinge gefallen an diesem Kursverlauf. Zum einen haben wir beim Goldpreis jetzt ein (durchaus seltenes) "Doppeltief" vor uns. Ein Kaufsignal entsteht bei dieser Chartformation definitionsgemäß aber erst, wenn das zwischen den beiden Tiefpunkten liegende Zwischenhoch überwurden werden kann. Ebenfalls positiv zu werten ist, dass der Unzenpreis jetzt den wieder in die Horizontale eindrehenden 200 Tage-GD (im Wochenchart als GD40 abgebildet, nach oben überwinden konnte. Und schließlich fehlt meinem auf Wochenbasis eingestellten Trendindikator nun nur noch ein minimaler Zugewinn bis zum Freitag, um den Dreh auf die Kaufseite zu vollziehen. Kommt es dazu, erfolgt der Einstieg!

Bei Silber sieht es ähnlich positiv aus. Das "Doppeltief" kann hier zwar nicht mit Gold mithalten, was den 200 Tage-GD und meinen Trendindikator betrifft, steht das Metall aber gleichauf. Können die Bullen in dieser Woche noch eine Schippe drauflegen, stellt sich das nächste Anlaufziel aus charttechnischem Blickwinkel auf 27 USD/oz.

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EUR/USD: Ausbruch mit Risiken

Der Euro hat einen Vorteil, der nicht auf seinem eigenen Mist gewachsen ist: Um die anderen großen Währungen ist es auch nicht besser bestellt. In den USA feiert man gerade die zeitweise Aussetzung der Schuldenobergrenze und die Bank of Japan druckt Geld, als ob es kein Morgen mehr gäbe. Und nach dem Zusammenbruch des virtuellen Zahlungsmittels Bitcoin in der vergangenen Woche stehen die Devisenhändler nur wieder vor der alten Aufgabe, den Stärksten unter den Schwachen zu definieren.

Aus technischer Sicht hat der Euro hierbei durchaus gute Karten. Zumindest gegenüber dem US-Dollar. Sehen wir uns den Chart an:

Was wir in diesem Langfristchart vor uns haben, ist die nicht ganz idealtypische Ausprägung eines sgn. symmetrischen Dreiecks. Das Prickelnde daran ist die sich aus dieser Formation ergebende Kursperspektive, die rechnerisch bis auf knapp 1,80 und damit auf neue Hochs hinweist - wenn jetzt der Ausbruch nach oben gelingt. Das Problem: Ende Mai finden die achten Wahlen zum Europa-Parlament statt. Und da dürften die Euro(pa)-kritischen Parteien ein gewichtiges Pfund auf die Waage legen. In Frankreich beispielsweise sieht es derzeit ganz danach aus, als ob der rechtspopulistische "Front National" (FN), der bei den Präsidentschaftswahlen 2012 17,9 Prozent der Wählerstimmen einsammeln könnte, die 50-Prozentmarke nehmen könnte. Ähnlich sieht es auch in Großbritannien aus. Und Österreich und die wunderschönen Niederlande scheinen mit mindestens 20 Prozent von Euro(pa)-Skeptikern dabei zu sein. Das bedeutet:

Gelingt EUR/USD der Befreiungsschlag aus dem symmetrischen Dreieck, ist das einen Einstieg wert, der erst wie jeder neue Trade erst einmal mit einem engen Stopp geschützt werden sollte. Läuft der Trade gut, sollte spätestens ab Mitte Mai über einen Ausstieg nachgedacht werden. Aber die Charts werden uns ja auch warnen, sobald es enger wird.

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Früher am Ball

Anleger (nicht die konservativen von ganz oben in diesem Text) oder Trader, die zum Frühstück am Sonntag, das wir traditionell mit Laugen-Croissants, selbstgemachter Marmelade und frisch gepresstem Orangensaft begehen, nebenbei meine neuesten Einschätzungen zu den Märkten vorab lesen möchten, können sich hierfür hier anmelden. Für Werbung/Marketing verbleibt mein Budget seit vielen, vielen Jahren stabil auf 0,00 Euro. Ich mache niemanden, der mit 10.000 Euro antritt, in sieben Jahren zum Millionär. Und ich will auch ganz und gar keinen einzigen Leser haben, der dieser juristisch und vor allem ethisch grenzwertigen Art der Werbung auf den Leim geht. Allen, die die Börse mit einer gesunden Mischung aus Hirn und Herz angehen wollen, biete ich im Gegenzug in diesem jeweils am Samstagabend versandten Newsletter genau das. Kostenlos natürlich. Aber Vorsicht: Wie die zahlreichen hier eintreffenden "Liebesbriefe" beweisen, kann dieser Newsletter süchtig machen. Und das wollen Sie doch nicht, oder?

Viel Erfolg uns beste Grüße!

Axel Retz