von Klaus Buhl

Liebe Anlegerinnen und Anleger,

erneut liegen sehr spannende und wegweisende Handelstage hinter uns, deren Interpretation den Analysten mit Sicherheit heftige Kopfschmerzen bereiten wird. Wieder einmal erinnert die Börse an einen rotierenden Wegweiser, der in verschiedene Richtungen weist. Trotzdem wird immer deutlicher, dass der hektische Aktionismus der Notenbanken, vor allem seitens der EZB und der Bank of Japan, die Anleger nicht beeindruckt. Anders jedenfalls kann ich mir nicht erklären, warum nach dem Kursrutsch seit Ende Dezember und deutlichen Erklärungen Notenbanken, die jüngste Erholung der Aktienkurse so schnell wieder verpufft ist.

Ebenfalls wird aber deutlich, dass der Verkaufsdruck der vergangenen Wochen kein Zufall ist, da die Reihe der schwächelnden konjunkturellen Frühindikatoren immer länger wird. Gestern z.B. der ISM-Indikator für den US-Dienstleistungssektor, dessen Entwicklung hochgradig mit dem Aktienmarkt korreliert ist.

Auch der feste Euro ist für viele Marktteilnehmer eine große Überraschung und einer der Gründe, warum jüngst europäische Aktien stärker unter Druck stehen als die amerikanischen Dividendenpapiere. Immer besteht für uns Europäer das Risiko, dass wegen des steigenden Euros die Exporte wieder schwieriger werden, während umgekehrt für die Amerikaner Besserung in Sicht ist.

Auf Seite 2: Goldminen gehen durch die Decke





Goldminen gehen durch die Decke



Infolge der möglichen Abkühlung der US-Konjunktur geriet der Dollar unter Druck, während umgekehrt die Rohstoffe, Edelmetalle und Energieaktien durch die Decke gingen. Nicht nur in den davon traditionell begünstigten Sektoren Öl und Energie können wir heute eine starke Bärenmarkt-Rallye sehen. Am dynamischsten gehen die Aktien der Goldminen förmlich durch die Decke.



Sehr deutlich zeigt Ihnen der gelassene P & F Chart, wie zunächst die wichtige Unterstützung bei etwa 102 Punkten verteidigt wird. Nach einer kurzen Seitwärtsbewegung zu Beginn des Jahres bildete sich sehr schnell eine dynamische positive X-Achse (Ziffer 2), die förmlich den Widerstand der fallenden Trendlinie wegsprengte. Nun ist der Kurs in Richtung des Widerstands aus dem vergangenen Oktober (Buchstabe A) unterwegs. Dort, bei etwa 138, wird die Vorentscheidung fallen, ob wir nur ein kurzes Strohfeuer bei den Aktien der Minengesellschaften erleben - oder ob vielleicht mehr dahinter steckt. Sollte der Widerstand bei 139 geknackt werden, sinkt als Kursziel das zyklische hoch aus dem vergangenen Mai (Ziffer 5) bei etwa 186.

Wegen der plötzlichen Schwäche des US-Dollar ist dies meiner Meinung nach das wahrscheinlichste Szenario. Scheitern die Minen umgekehrt am Widerstand bei 139 muss mit einem baldigen Test der deutlichen Unterstützung bei 100 gerechnet werden.

Auf Seite 3: Biotech-Aktien unter Verkaufsdruck





Biotech-Aktien unter Verkaufsdruck



Wie Sie vielleicht wissen, untersuche ich hier gerne die wichtigsten Sektoren und Branchen, die häufig ein sehr starkes Eigenleben zeigen und mich dann an einen kleinen Aktienmarkt im großen Aktienmarkt erinnern. Regelmäßig ist es sehr interessant innerhalb der stärksten Sektoren nach den attraktivsten Aktien zu fahnden - und natürlich umgekehrt.

Jahrelang gehörten die Aktien der Sektoren Pharma- und Biotech zu den Highflyern an der NASDAQ - doch diese Entwicklung könnte nun Historie sein.



Im vergangenen Sommer bildete der hier gezeigte Biotechsektor bei 400 Punkten ein lokales Hoch - nur um dann förmlich zu implodieren. Wegen der starken Kursschwankungen im Sommer und Herbst bildeten sich drei negative Widerstandsgeraden und einer Reihe von fallenden Hochs - zunächst aber kein neues Tief. Diese Hoffnung der Bullen wurde aber dann im Januar zerstört, als sich eine negative 0- Spalte bildete. Dadurch hat sich nun das übergeordnete Bild für die Käufer deutlich eingetrübt. Sollten diese es nicht sehr schnell schaffen, den Kurs wieder oberhalb der Marke von etwa 290 zu etablieren, muss bei nächster Gelegenheit mit einem weiteren Kursrutsch im Sektor gerechnet werden. Nach der jahrelangen Outperformance des Sektors wäre dies vielleicht gar keine so große Überraschung.

Auf Seite 4: DAX verteidigt erneut die Unterstützung





DAX verteidigt erneut die Unterstützung



Wie bereits weiter oben angedeutet, war gestern ein sehr spannender Tag für die deutschen Anleger. Nachdem sich der DAX zunächst angesichts der schwachen Vorgaben noch recht tapfer gehalten hat, gab es am Nachmittag kein Halten mehr. Ohne größere Gegenwehr sausten die Kurse nach unten. Da sich unser DAX leider meistens wie ein Derivat der US- Börse verhält, konnte er nicht mehr von deren Wiederbelebung profitieren, die erst gegen Abend einsetzte. Trotzdem wird aber deutlich, dass die DAX-Bullen die zentrale Unterstützung bei etwa 9.350 verteidigen konnten. Ein ermutigendes Zeichen.



Falls es dabei auch per Wochenschluß bleiben sollte, wäre dies ein wichtiger Satzball für das Lager der Käufer. Die extrem wichtige Unterstützung bei 9.350 wäre dann erneut bestätigt. In diesem Fall wäre eine Bärenmarkt-Rallye bis an die fallende Widerstandsgerade realistisch. Erste Etappenziele der Kurserholung wären dann die Marken von 9.900 und 10.150 Punkten. Bei einer kräftigen Gegenbewegung kann auch über das Zwischenhoch bei 10.800 von Mitte Dezember spekuliert werden - aber der Weg dahinter ist steinig, falls sich die Frühindikatoren weiter eintrüben.

Sollten wir umgekehrt unter die wichtige im Sommer gebildete Unterstützung fallen, müssen wir uns in den kommenden Wochen wahrscheinlich mit Kursen zwischen 8.400 und 8.900 Punkten anfreunden.

Falls Sie sich für die Philosophie der traditionellen Point and Figure Charts interessieren, können Sie sich auf meiner Seite für ein Gratis-E-Book und den freien Börsenbrief eintragen.

Viel Erfolg und herzliche Grüße aus dem Rheinland

Ihr Klaus Buhl

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".