Das Jahr ist rum. Fulminant war es. Zwar konnte der DAX die Marke von 13 000 Punkten gegen Ende nicht behaupten, trotzdem kann sich der Anstieg insgesamt sehen lassen: fast 13 Prozent Plus in zwölf Monaten. Das ist gut - es ist der größte Jahresgewinn seit 2013. Und nicht zu vergessen: Es war das sechste Gewinnjahr in Folge. Doch wie geht es jetzt weiter? Folgt nun das siebte Jahr, das mit einem Plus beendet wird?

Zur Einordnung lohnt wie immer der Blick auf das große Bild, angefangen bei der Wirtschaftsmacht Nummer 1, den USA. Dort brummt die Konjunktur, dass es eine Freude ist. Gleichzeitig wurde die Zinswende von der Notenbank Federal Reserve (Fed) schön behutsam eingeleitet. Auch gut: Die Maßnahmen der Fed haben bisher zu keinen allzu negativen Reaktionen an den Anleihe- und Aktienmärkten geführt. Im Gegenteil: Wie beim DAX wurden auch an der Wall Street neue Allzeithochs erreicht, getrieben vor allem von den großen Technologiewerten.

In Europa wiederum ist die Notenbank noch nicht so weit wie in den USA. Die EZB deutet das Ende der immer noch ultra-lockeren Geldpolitik lediglich an. Gleichzeitig sind die Leitzinsen immer noch auf null, um die südlichen, mit vielerlei Problemen belasteten Euroländer nicht in zusätzliche Bedrängnis zu bringen. Die Unternehmen wiederum scheinen überwiegend gut aufgestellt, nicht nur in Europa, sondern weltweit: Die Umsatz- und Gewinnzahlen verbessern sich von Quartal zu Quartal, und auch der Ausblick auf die kommenden Monate stimmt.

Die Rahmenbedingungen in Sachen Zinsen und Konjunktur, die passen also. Dazu sind die übergeordneten Trends am Aktienmarkt intakt. Insgesamt sind das also nicht die schlechtesten Aussichten für 2018. Außerdem ist es ja nach wie vor so, dass aufgrund der weltweit immer noch niedrigen Zinsen kaum Anlagealternativen zur Verfügung stehen - auch wenn man dieses oft gebrauchte Argument vielleicht nicht mehr hören mag.

Dennoch sollte man sich als Aktienanleger 2018 nicht zu sicher fühlen. Es gibt etliche Risikofaktoren. So sind die Bewertungen an den Aktienmärkten, vor allem in den USA, seit einiger Zeit durchaus ambitioniert. Allein für sich ist dies allerdings noch kein Grund für eine größere Korrektur. Gefährlich wird es erst dann, wenn die Konjunktur nachlässt.

Dafür könnten geopolitische Krisen sorgen, potenzielle Brandherde gibt es ja genug. Außerdem ist es gar nicht so abwegig, dass die Wirtschaft eventuell durch die bereits erwähnte Politik der Notenbanken ausgebremst wird. Noch ist alles in Ordnung. Was aber, wenn gerade die US-Notenbank die Zinsen stärker anhebt, als wir uns dies derzeit vorstellen können? Etwa dann, wenn die amerikanische Wirtschaft heiß läuft - was passieren kann, wenn Präsident Donald Trump in Sachen Fiskalpolitik weiter aufdreht. Man denke an die Steuerreform, an Konjunktur- und Infrastrukturprogramme.

Es käme natürlich überraschend. Bisher hatte die etwas restriktivere Geldpolitik der Fed sowie die Aussicht auf weniger geldpolitische Unterstützung seitens der EZB ja noch keine dramatische Wirkung. Es gilt abzuwägen: die Gewinnentwicklung der Unternehmen als positiver Aspekt. Oder, negativ, eine Geldpolitik, die restriktiver ausfällt als erwartet, weil die Inflationsdaten aus dem Ruder laufen oder weil die Notenbanker übertreiben? Das Momentum an den Märkten spricht derzeit noch für die erste Variante.

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com