Wie geht es nun weiter an den Märkten? Der Brexit hat für viel Unsicherheit gesorgt. Sowohl -politisch wie auch wirtschaftlich. Hinzu kommt die Krise etlicher europäischer Banken, was vielleicht weniger Ursache, sondern eher Symptom einer übergeordneten Krise ist. Jedenfalls muss das an den Märkten alles verdaut werden. Und je nachdem, um welche Anlagen es sich handelt, geht das ganz unterschiedlich vonstatten. Schwierig genug.

Am deutschen und auch an den anderen europäischen Aktienmärkten ist man geneigt anzunehmen, dass es weiterhin turbulent bleibt. Die Unsicherheiten, was London und was Italien angeht, sollten wenigstens im Ansatz beseitigt sein, damit die Börsen nachhaltig steigen können. Dass Theresa May inzwischen britische Premierministerin ist, das allein genügt vermutlich nicht. Anleger sollten also weiterhin mit Schwankungen rechnen, vielleicht gerade auch im Hinblick auf die exportlastige deutsche Aktienwelt.

Längerfristig indes könnte die Börse Frankfurt von der allgemeinen europäischen Unsicherheit profitieren. An Qualitätsaktien fehlt es in Deutschland sicher nicht. Zudem ist der DAX weit weniger von Banken geprägt als etwa der spanische Ibex oder auch der italienische MIB. Hinzu kommen Aktien aus MDAX und SDAX, die vielleicht am besten die deutsche Industrielandschaft repräsentieren.

In den USA wiederum - wir haben das im Ausblick vergangene Woche ja schon geschrieben - herrscht an der Börse eitel Sonnenschein. Der S & P 500 zum Beispiel stieg auf ein neues Allzeithoch. Der Grund ist vermutlich recht simpel: Die größte Wirtschaftsmacht der Welt bleibt von den europäischen politischen Krisen weitgehend verschont. Wenn man so will, dann ist die Börse New York eine Art sicherer Hafen für global handelnde Investoren.

Gleichzeitig scheint in den USA die Wirtschaft deutlich besser zu laufen als lange angenommen. Sowohl absolut gesehen als auch in Relation zu anderen Industrieregionen wie Europa und Japan, wo die laxe Geldpolitik immer noch nicht so richtig greifen mag. Derweil ist in den USA die Zinswende schon eingeläutet - ohne allzu großen Schock. Zudem steht nicht zu erwarten, dass es zu einer drastischen Abfolge von Zinserhöhungen kommt wie einst von 2004 bis 2006. Vorteil USA also.

Am Rohstoffmarkt ist es auch weit stabiler als in den zurückliegenden Monaten. Der Ölpreis ist ein gutes Beispiel dafür. Der hält sich, weil zum einen die Ölmächte trotz aller Differenzen wohl erkannt haben, dass ein erneuter Verfall der Preise ruinöse Konsequenzen hätte. Und zum anderen, weil die nachlassenden Zinserhöhungsängste in den USA den Dollar schwächen, was wiederum den Ölpreis stützt.

Was also derzeit tun als Anleger? Vergangene Woche haben wir geraten, trotz aller europäischen Probleme und Turbulenzen opportunistisch einzusteigen. Am US-Aktienmarkt, wohlgemerkt. Das hat wunderbar geklappt, das inzwischen erreichte Allzeithoch wurde ja bereits erwähnt. Also schön investiert bleiben und den Stop-Loss nachziehen. Und was deutsche Aktien angeht, da darf man an schwächeren Tagen durchaus auch nachkaufen, jedoch selektiv - Industrieaktien aus dem MDAX etwa. Bankaktien - nun ja, wer’s mag, die sind dann doch eher was für Zocker. Generell gilt jedenfalls bei europäischen Aktien: Man sollte unempfindlich sein, käme es zu weiteren Schwankungsattacken, ausgelöst etwa durch größere Probleme in einem der EU-Staaten.

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com