Die Zeiten sind hart für aktive Manager. Doch der Druck, der von billigen passiven Strategien ausgeht, könnte die aktiven Strategien letztlich retten - so merkwürdig dies klingen mag. Wie Darwins Theorie der natürlichen Auslese besagt: Es sind die anpassungsfähigsten Arten, die überleben. In diesem Fall zwingt der Aufstieg passiver Investments zu überfälligen Veränderungen im aktiven Management. Wir sehen fünf Trends.

Die Indexierung zwingt aktive Manager, die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Gebühren neu zu bewerten. Künftig müssen sie ihre Gebühren besser auf ihre Fähigkeit abstimmen, Mehrwert zu erwirtschaften. Diese Korrekturen werden zu einer Verbesserung der Nettoperformance führen. Auch regulatorische Änderungen spielen eine Rolle. Richtlinien wie die neuen Treuhandvorschriften in den USA zwingen Fondskäufer zum Kauf von kostengünstigeren Anteilsklassen, wobei viele Nebenkosten eliminiert werden. Die Tendenz der Branche zu niedrigeren Kosten scheint in vollem Gang. Laut Fuse Research Network sind die durchschnittlichen Gebühren aktiver Aktienfonds in den vergangenen zehn Jahren von 0,94 Prozent auf 0,75 Prozent gesunken.

Wir gehen davon aus, dass niedrigere Gebühreneinnahmen zu einer Periode erhöhter Kostendisziplin und Effizienz bei aktiven Managern führen. Im Lauf der Jahre haben hohe Gewinnmargen die gesamte Branche dazu verleitet, in Geschäftsbereiche zu investieren, die nichts mit der Erzeugung von Alpha zu tun haben. Der Umsatzdruck wird aktive Manager disziplinieren. Intelligentes Trading und ein effizienterer Einsatz quantitativer Techniken können zu niedrigeren Kosten und wettbewerbsfähigeren Erträgen führen.

Der stärkere Fokus auf Outperformance dürfte aktive Manager dazu veranlassen, differenziertere Portfolios zu erstellen. Bereits in den 80er-Jahren erkannten Bankinstitute, dass Portfolios effizienter gestaltet werden können, indem man billiges Beta von teurerem Alpha trennt. Heute verstehen sogar Kleinanleger die Gefahren, die mit dem Sichklammern an eine Benchmark und der Überbezahlung für Beta verbunden sind. Sie zwingen die "Closet Indexer" allmählich aus dem Markt. Weil Investoren auf eine Mischung aus Beta-Strategien mit niedrigen und Alpha-Strategien mit höheren Gebühren setzen, werden die verbleibenden aktiven Fonds konzentrierter und weniger indexnah. Ein hoher "active share" allein reicht nicht aus, ist aber notwendige Voraussetzung, um Überrendite zu erwirtschaften.

Vierte Folge des Wachstums passiver Anlagen ist die zunehmende Fehlallokation von Kapital. Immer mehr Kapital wird per Autopilot automatisch und ohne Rücksicht auf die Qualität der Anlagen investiert. Der Großteil der indexierten Vermögenswerte wird einfach nach Marktkapitalisierung (bei Aktien) oder Emissionsgröße (bei Anleihen) zugeordnet. Fundamentaldaten, Bewertungen oder Risiken von Unternehmen spielen keine Rolle. Man kann aber davon ausgehen, dass die Märkte einigermaßen effizient bleiben, sodass der Anstieg der indexierten Vermögenswerte zu größeren Pockets mit falsch bewerteten Wertpapieren führt. Für erfahrene aktive Manager steigen die Chancen, diese Preisineffizienzen systematisch zu nutzen.

Schließlich profitieren aktive Strategien von einer wesentlichen Schwäche der Indizierung: der Unfähigkeit, Risiken zu managen. Die wichtigsten Indizes sind zu jeder Zeit voll investiert und bieten reines Beta. Somit nehmen sie alles mit, was ihnen der Markt beschert - im Guten wie im Schlechten. Seit 2009 ist dies ein Segen für passive Strategien, da Aktien weltweit gestiegen und Zinsen gesunken sind. Aber irgendwann kehrt der Bärenmarkt zurück. Beim nächsten großen Ausverkauf können aktive Manager beweisen, dass sie Risiken in Krisenzeiten reduzieren können.

David Lafferty ist Senior Vice President bei Natixis Investment Managers. Mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in der Finanzbranche sind er und sein Team immer auf der Suche nach Kapitalmarkttrends und ihren Auswirkungen auf Fondsportfolios, die sie entsprechend beraten. Natixis, eine der größten Bankengruppen in Frankreich, zählt mit rund 810 Milliarden Euro verwaltetem Vermögen zu den weltgrößten Asset-Managern.