BÖRSE ONLINE: Erst kündigt Draghi die Zinswende an, dann rudert die EZB zurück. Wie lange wird Ihrer Meinung nach die Nullzinspolitik in der Eurozone noch anhalten?


Mr. Dax Dirk Müller: Die EZB beginnt zumindest bereits mit der Veränderung des Wordings. Das nimmt ihnen ein wenig den massiven Druck von vielen Seiten, endlich die Zinsen anzuheben, nach dem Motto: "Na also, sie denken ja schon um, jetzt geht es bald los." Ob es tatsächlich zu einer baldigen Zinswende kommt, bleibt abzuwarten, denn das würde Italien und seine säumigen Kreditnehmer in arge Bedrängnis bringen, was in den vergangenen Monaten bereits der Grund für den Niedrigzins war. Hier hat sich nichts zum Positiven geändert.

Was heißt das für die Aktienmärkte?


Die Aktienmärkte werden sehr sensibel auf das Thema Zinswende reagieren, wenn es tatsächlich zur Umsetzung kommt. Steigende Zinsen in einem - besonders in den USA - schwachen Wirtschaftsumfeld sind der garantierte Einstieg in die nächste Rezession.

Ist der wiedererstarkte Euro eine Gefahr für die deutsche Exportwirtschaft?


Deutschlands Export profitiert seit langer Zeit von einem viel zu schwachen Euro. Darunter leidet die Binnennachfrage, da die Kaufkraft der Bürger zu niedrig ist. Ein steigender Euro würde bestenfalls ein wenig Abbau dieser Sondereffekte bringen, was aber auch eine steigende Kaufkraft der Bürger beinhaltet. Hier wäre mehr Balance ohnehin wünschenswert. Von "Gefahr" kann daher keine Rede sein.