Im Mai fand wieder die traditionelle Hauptversammlung von Berkshire Hathaway statt, das "Woodstock für Kapitalisten". Aus aller Welt fliegen die Jünger von Warren Buffett ein, um den Worten des Altmeisters des Investierens zu lauschen. Ich ziehe es mittlerweile vor, das Spektakel mit 40 000 Teilnehmern aus der Ferne anzuschauen.

Dank des Ausnahmetalents von Buffett ist die Aktie von Berkshire Hathaway mittlerweile zur teuersten Aktie der Welt geworden. Die A-Aktie kostet aktuell 226 000 Euro. Seit Buffett Berkshire 1964 übernahm, hat die Aktie eine Wertsteigerung von 1 970 000 Prozent hingelegt - der US-Aktienindex S & P 500 "nur" 12 700 Prozent. Buffett wurde mit geschätzten 75 Milliarden Dollar zum zweitreichsten Mann der Welt - und hat auf seinem Weg viele Aktionäre ebenfalls reich gemacht. Warren Buffett ist Berkshire, Berkshire ist Warren Buffett.

Ich habe die Aktie immer wieder empfohlen. Und immer wieder wurde ich gefragt: "Was ist, wenn Buffett stirbt?" Berechtigt ist diese Frage, schließlich wird er in diesem Sommer 87 Jahre alt. Meine Antwort darauf war stets: "Wahrscheinlich wird die Aktie steigen!" Seit dieser Hauptversammlung habe ich einen prominenten Investor mit der gleichen Meinung an meiner Seite: Buffett selbst. Er sagte: "Wenn ich heute Nacht sterben sollte, würde die Aktie morgen steigen."

Warum wir beide so optimistisch sind: Es wird sich zeigen, dass Berkshire eine hervorragende Nachfolgeplanung hat. Bereits vor etwa zehn Jahren benannte der geniale Investor aus dem Kreis der Manager seiner Beteiligungen einen CEO für das operative Geschäft des Konzerns.

Beim geliebten Investmentgeschäft dauerte die Nachfolgeregelung etwas länger. Aber auch hier managen mittlerweile zwei Top-Investoren, Todd Combs und Ted Weschler, unabhängig kleinere Teile des Portfolios. Sie gelten nicht nur als äußerst schlau, sondern sind mit Buffett und seinen Ideen zur effizienten Allokation von Kapital - der wichtigsten Erfolgskomponente einer Beteiligungsgesellschaft - vertraut.

Beide sind finanziell unabhängig und machen den Job vor allem aus Freude an der Arbeit - wie ja auch Buffett sich selbst nur 100 000 Dollar Gehalt auszahlt. Das sind gute Voraussetzungen für langfristig ausgerichtete und profitable Investmententscheidungen.

Gleichzeitig entwickelt sich Berkshire weiter, nämlich zur Holdinggesellschaft, die ganze Unternehmen kauft. Mittlerweile gehören über 60 Unternehmen zum Konzern. Der Grund: Mit einem operativen Gewinn von über 35 Milliarden Dollar wird es immer schwieriger, ausreichend attraktive Aktien auf dem freien Markt zu kaufen. Die Weiterentwicklung ist klug und durchdacht.

Können Sie die Aktie jetzt also noch kaufen? Ein klares Ja! Nach meiner Bewertungsmethode hat sie mindestens noch 15 Prozent Potenzial. Nach unten ist das Risiko begrenzt. Buffett hat angekündigt, massiv eigene Aktien zurückzukaufen, wenn der Kurs unter das 1,2-Fache des Buchwerts fällt. Diese Grenze liegt 15 Prozent unter dem aktuellen Kurs. Und wenn doch mal ein größerer Börseneinbruch kommt? Die Manager würden dank der hervorragenden Liquiditätslage des Konzerns auf Einkaufstour gehen und günstig Unternehmen und Aktien erwerben - so würde es zumindest Altmeister Buffett tun.

Hinweis: Die von Max Otte beratenen Fonds Max Otte Vermögensbildungsfonds und PI Global Value Fonds sind in Berkshire Hathaway investiert.

Prof. Dr. Max Otte ist Herausgeber des wöchentlichen Börsenbriefes DER PRIVATINVESTOR (www.privatinvestor.de) und Gründer sowie Hauptgesellschafter der IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH.