Einer Prognose der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge wird die weltweite Rohöl-Förderung 2016 netto um eine Million auf 31,3 Millionen Barrel pro Tag zulegen. Hintergrund ist der Kampf um Marktanteile. Einige Opec-Staaten hoffen, dadurch die Konkurrenten mit höheren Förderkosten aus dem Markt zu drängen.

FÖRDERLÄNDER UNTER DRUCK



  • Zu den Leidtragenden zählen die Förderländer, deren Haupteinnahme-Quelle der Export von Öl ist. Besonders hart trifft es Russland, dessen Wirtschaft zusätzlich unter den westlichen Sanktionen im Zuge der Ukraine-Krise leidet. Auch Nigeria hat mit dem Preisverfall zu kämpfen. Beide Länder benötigen Ölpreise deutlich über 100 Dollar, um ihre Haushalte auszugleichen.


  • Ähnliches gilt für Venezuela, dessen Deviseneinnahmen zu 96 Prozent aus dem Rohstoff-Export stammen. Dort löste der Preisverfall eine Wirtschaftskrise und politische Umwälzungen aus: Nach den Wahlen Anfang Dezember stellen die Konservativen erstmals seit 16 Jahren die Parlamentsmehrheit in Caracas.


  • Opec-Staaten wie Saudi-Arabien machen dank ihrer niedrigen Förderkosten mit ihren Exporten noch Gewinn. Doch auch für die Regierung in Riad wird es allmählich eng: Nachdem das Haushaltsdefizit 2015 so hoch wie noch nie ausgefallen war, kündigte sie im Dezember ein umfangreiches Sparprogramm und Wirtschaftsreformen an.


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    AKTIEN UND ANLEIHEN DER ÖLKONZERNE AUF TALFAHRT



  • Auf Unternehmensseite macht der Ölpreis-Verfall Konzernen wie Exxon oder BP zu schaffen. Der Börsenwert der Branche schrumpfte in den vergangenen eineinhalb Jahren weltweit um insgesamt mehr als eine Billion Dollar.


  • In den USA stehen die Konzerne im Kreuzfeuer, die mit Hilfe des technisch aufwendigen und teuren "Fracking"-Verfahrens Erdöl aus Schiefergestein herauslösen und sich nicht genügend gegen einen fallenden Ölpreis abgesichert haben. Dazu zählen unter anderem Whiting Petroleum, Continental Resources und Apache. Ihre Aktienkurse sind in den vergangenen zwölf Monaten um bis zu 73 Prozent abgestürzt.


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    KONJUNKTURPROGRAMM FÜR ENERGIE-IMPORTEURE UND VERBRAUCHER



  • Profiteure der aktuellen Entwicklung sind Staaten, die auf Energie-Importe angewiesen sind. Dazu zählen Japan, aber auch Deutschland und andere europäischen Länder. Allerdings fällt die Energiebilanz in der Euro-Zone durch den schwachen Euro schlechter aus als in Japan. Öl wird in Dollar abgerechnet.


  • Besonders froh kann Indien über die Entwicklung sein. Für den indischen Staatshaushalt bedeutet der Energiepreis-Rückgang eine enorme Entlastung, da viele indische Importe Rohöl-Produkte sind.


  • Grundsätzlich gilt zudem für nahezu alle Volkswirtschaften: Die Verbraucher haben mehr Geld in der Tasche, da sie für Benzin oder Heizöl weniger berappen müssen.


  • Reuters