Goldpreis-Futures gelten erfahrungsgemäß als wichtiger Preiseinflussfaktor des gelben Edelmetalls. Im wöchentlichen Rhythmus informiert der Stimmungsbericht (CoT-Report) der Commodity Futures Trading Commission über die long bzw. short positionierten Gold-Futures kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables). In der Woche zum 6. Oktober wurden große wie kleine Spekulanten zum dritten Mal in Folge optimistischer.

Mit dem allgemeinen Interesse an Gold-Futures ging es ebenfalls bergauf. So kletterte die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) auf Wochensicht von 415.700 auf 430.228 Kontrakte (+1,4 Prozent) - das höchste Niveau seit sechs Wochen. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (optimistische Markterwartung) großer und kleiner Spekulanten war sogar der höchste Stand seit dreieinhalb Monaten registriert worden. Hier gab es gegenüber der Vorwoche einen Anstieg von 73.143 auf 88.469 Futures (+21,0 Prozent) zu vermelden. Beide Gruppen der spekulativen Marktakteure haben ihr Long-Exposure nach oben gefahren und zugleich ihr Short-Exposure reduziert.

Besonders interessant: Erstmals seit Mitte Juli sind Kleinspekulanten (Non-Reportables) mehrheitlich wieder optimistisch (netto long) gestimmt. Nach minus 3.502 Futures gab es nun eine Netto-Long-Position in Höhe von 1.650 Kontrakte zu verbuchen. Bei den Großspekulanten (Non-Commercials) herrschte ebenfalls eine wachsende Zuversicht. Sie haben ihre Netto-Long-Position innerhalb einer Woche von 76.645 auf 86.819 Kontrakte (+13,3 Prozent) erhöht.

Auf Seite 2: Charttechnische Spannung steigt

Mittlerweile weist der Goldpreis seit mehr als vier Jahren eine fallende Tendenz. Nach dem Anfang September 2011 markierten Rekordhoch von über 1.900 Dollar ging es seither in mehreren Schüben bergab. Das Jahr 2013 erwies sich mit minus 28 Prozent als besonders verlustreich. Anfang August markierte das gelbe Edelmetall mit 1.082,90 Dollar den tiefsten Stand seit mehr als fünfeinhalb Jahren. Dass der Abwärtstrend weiterhin intakt ist, lässt sich an den im Sinkflug befindlichen 100- und 200-Tage-Linien sehr gut ablesen. Zuletzt hellten sich charttechnischen Perspektiven aber ein bisschen auf.

So überwand Gold zum Beispiel die mittelfristige 100-Tage-Linie, was in der Chartlehre als Kaufsignal interpretiert wird. Echte Hoffnung auf einen Trendwechsel nach oben bestünde allerdings im Falle eines nachhaltigen Überwindens der 200-Tage-Linie, die aktuell bei 1.180 Dollar verläuft. Dies wäre nämlich zugleich mit einem Ausbruch aus dem Abwärtstrendkanal verbunden. Für eine Entwarnung scheint die Zeit zwar noch nicht reif zu sein, es sieht aber so aus, als ob die charttechnischen Ampeln zumindest von "Rot" auf "Gelb" gesprungen sind. In einem Punkt scheint die Anlageklasse Gold derzeit der Konkurrenz aber ziemlich überlegen zu sein: der Volatilität. Diese mathematische Kennzahl bringt nämlich die Kursschwankungsintensität eines Investments zum Ausdruck und zeigt für das gelbe Edelmetall derzeit ein relativ niedriges Risiko an. Auf Basis der vergangenen 250 Tage ergibt sich zum Beispiel eine Volatilität von lediglich 15,4 Prozent, während der aus 30 Blue Chips ermittelte DAX trotz der damit verbundenen Diversifikation auf einen Wert von über 23 Prozent kommt. Ein noch höheres Risiko weisen unter diesem Aspekt Investments in Brent-Rohöl (40,4 Prozent) sowie in die Edelmetalle Silber (29,4 Prozent), Platin (18,8 Prozent) und Palladium (27,0 Prozent) auf.

Die oben erwähnte historische Volatilität hat jedoch einen großen Nachteil: Sie basiert ausschließlich auf den Preisschwankungen der Vergangenheit und eignet sich daher nur bedingt zur Einschätzung der Gegenwart bzw. Zukunft. Die Chicago Board Options Exchange (CBOE) berechnet und veröffentlicht hingegen diverse Volatilitätsindizes, die auf den Preisen von Optionen basieren und damit die von den Terminmärkten erwarteten Volatilitäten repräsentieren. Aber auch hier überzeugt Gold mit überdurchschnittlich niedrigen Vola-Werten. Insgesamt fünf Volatilitätsindizes basieren zum Beispiel auf Optionen auf ETFs aus dem Rohstoffsektor. Mit 16,9 Prozent weist die Gold-Variante hier mit großem Abstand das geringste Risiko aus, gefolgt vom Energiesektor (26,6 Prozent), Silber (29,5 Prozent), Rohöl (42,8 Prozent) und Goldminen (50,5 Prozent). Selbst Volatilitätsindizes auf die breit diversifizierten Aktienindizes NASDAQ (20,5 Prozent) bzw. Russell-2000 (20,0 Prozent) können hinsichtlich ihrer Kursschwankungsintensität mit dem "Stabilitätsanker Gold" nicht mithalten. Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.