Im wöchentlichen Rhythmus informiert die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC), welche Trends und Tendenzen beim Handel von Gold-Futures zu beobachten waren. Dieser sogenannte Commitments of Traders-Report zeigt beispielsweise auf, ob sich das allgemeine Interesse an Gold-Futures verstärkt oder abgeschwächt hat. Ablesbar ist dies an der Anzahl offener Kontrakte, dem Open Interest. Noch interessanter ist für die Beobachter an den Goldmärkten aber ein anderer Aspekt: Wie stark haben sich per Saldo die Transaktionen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) im Vergleich zur Vorwoche entwickelt. Diese nach Marktakteuren aufgeschlüsselten Daten zeigen nämlich auf, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist. Dies hilft Anlegern, die aktuelle Stimmung hinsichtlich Gold besser einzuschätzen.

An den Terminmärkten sind Gold-Futures weiter en vogue. So hat sich in der Woche zum 15. August die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), welche das allgemeine Interesse an Gold-Futures anzeigt, von 448.700 auf 477.900 Futures (+6,5 Prozent) erhöht. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten war im Berichtszeitraum ebenfalls ein Zuwachs registriert worden. Diese kletterte innerhalb einer Woche von 159.500 auf 196.600 Futures (+23,3 Prozent). Damit wies der Grad an Optimismus zum vierten Mal in Folge eine Steigerung im zweistelligen Prozentbereich aus. Zu verdanken war dies aber ausschließlich großen Terminspekulanten. Sie haben nämlich ihre Long-Seite um über 31.000 Futures erhöht und zugleich ihr Short-Exposure um 7.500 Kontrakte zurückgefahren. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position von 148.800 auf 187.700 Kontrakte (+26,1 Prozent) kräftig erhöht. Kleinspekulanten sind hingegen zum zweiten Mal in Folge skeptischer geworden und haben ihre Netto-Long-Position von 10.700 auf 8.900 Futures (-16,8 Prozent) reduziert.

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Auf Tuchfühlung mit Novemberhoch



Die Marke von 1.300 Dollar entpuppt sich für den Goldpreis mehr und mehr als ausgesprochen widerspenstige Hürde. Am Freitagnachmittag hat er sie kurzzeitig überwunden. Unmittelbar nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten - also Anfang November - kostete eine Feinunze Gold letztmals mehr als 1.300 Dollar. Seither ist ziemlich viel passiert. Weil der Unternehmer und Polit-Novize zunächst einmal durch aktienfreundliche Statements auffiel, gab es bei Aktien eine Kaufwelle zu beobachten, die das Interesse an Gold zunächst einmal in den Hintergrund rückte und den Goldpreis zeitweise sogar unter 1.140 Dollar abrutschen ließ. Die politischen Defizite und Unerfahrenheit Trumps haben Anfang des Jahres aber zu einem Trendwechsel nach oben geführt. Während die Eurozone einen politisch relativ soliden Eindruck hinterlässt, herrscht jenseits des Atlantiks ein hohes Maß an Unsicherheit. Dies lässt sich besonders gut an der Eurostärke ablesen. Seit dem Jahreswechsel hat sich die Gemeinschaftswährung gegenüber dem Dollar um fast 12 Prozent verteuert, was an den Devisenmärkten als mittelschweres Kursbeben einzuordnen ist. Für Europäer hatte dies den unangenehmen Nebeneffekt, dass sich Gold auf Eurobasis (-0,6 Prozent) weniger gut entwickelt hat als auf Dollarbasis (+9,5 Prozent).

Angesichts der Tatsache, dass die Anlageklasse Edelmetalle - im Gegensatz zu Immobilien, Staatsanleihen, Aktien bzw. Kryptowährungen - von ihren Rekordhochs noch meilenweit entfernt sind, und die finanzpolitische wie geopolitische Lage auf der Welt alles andere als stabil erscheint, dürfte das Abwärtspotenzial von Gold begrenzt sein. In einer solchen Gemengelage sollte man seinem Portfolio weiterhin eine mehr oder weniger gewichtige Goldquote gönnen.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.