In dem Wochenbericht wird regelmäßig aufgezeigt, welche Transaktionen kommerzielle Branchenangehörige (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) bei Gold-Futures getätigt haben und wie sich ihre Markterwartung dadurch verändert hat. In der Woche zum 20. September war zum zweiten Mal in Folge unter großen und kleinen Terminspekulanten eine große Uneinigkeit registriert worden.

So hat sich die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) der spekulativen Marktakteure innerhalb einer Woche von 311.371 auf 290.615 Futures (-6,7 Prozent) reduziert. Diese wachsende Skepsis war vor allem durch die Großspekulanten verursacht worden. Sie haben ihr Long-Engagement nämlich um über 25.000 Kontrakte reduziert und dabei ihre Short-Seite um mehr als 3.700 Futures nach oben gefahren. Per Saldo hat dies zu einer von 285.413 auf 256.179 reduzierten Netto-Long-Position (-10,2 Prozent) geführt.

Kleinspekulanten sind hingegen zum zweiten Mal in Folge deutlich optimistischer geworden und haben ihre Netto-Long-Position innerhalb von einer Woche von 25.958 auf 34.436 Kontrakte (+32,7 Prozent) ausgebaut. Dies stellt übrigens den höchsten Wert seit Februar 2013 dar. Damit hat diese Gruppe von Marktakteuren 2016 einen eindeutigen Meinungswechsel vollzogen, schließlich waren Kleinspekulanten Ende Dezember noch mehrheitlich short positioniert. Deren Netto-Short-Position belief sich nämlich zum damaligen Zeitpunkt auf immerhin minus 3.767 Futures.

Auf Seite 2: Chinesen und Briten in Kauflaune

Chinesen haben in der vergangenen Woche ihre zuvor zu beobachtende Zurückhaltung abgelegt und an der Shanghai Gold Exchange wieder kräftig eingekauft. Bei den besonders liquide gehandelten Ein-Kilogramm-Barren war ein Wochenumsatz von 165,56 Tonnen und ein durchschnittlicher Tagesumsatz von 33,11 Tonnen registriert worden. Dies stellte den höchsten Wert seit acht Monaten und gegenüber der Vorwoche einem Anstieg von 59 Prozent dar. Chinesen sind für ihr antizyklisches Handeln bekannt. In Zeiten fallender Goldpreise macht sich dies positiv bemerkbar, während nach einer Kursrally - wie wir sie bei Gold in diesem Jahr zweifellos gesehen haben - ihr Kaufinteresse mitunter schmerzlich vermisst wird. 2016 sprangen aber Anleger aus anderen Regionen in die Bresche - zum Beispiel die Briten.

Dies kommt durch die jüngst veröffentlichten Augustzahlen zum Schweizer Goldhandel klar zum Ausdruck. Bei den Goldexporten flossen aus der Schweiz 84,64 Tonnen in Richtung Großbritannien. Dies entsprach einer Quote von 52,9 Prozent sämtlicher Goldexporte des Alpenstaats. Damit verwiesen die Briten asiatische Nationen wie Hongkong (24,023 Tonnen), Indien (21,884 Tonnen) und China (16,42 Tonnen) auf die Plätze. Bereits im Juli belegte Großbritannien in dieser Handelsstatistik mit 79,595 Tonnen mit großem Abstand Rang 1. Vor dem Brexit-Votum war man in Großbritannien an dem "altmodischen Krisenschutz" eher nicht interessiert.

So waren die Briten im Dezember 2015 mit einer Abnahmemenge von 1,192 Tonnen lediglich der zwölftwichtigste Handelspartner der Schweizer Goldexporteure. Insgesamt exportierten die Eidgenossen in diesem Monat 218,181 Tonnen Gold. Besonders interessant: Damals sind aus Großbritannien 160,491 Tonnen in Richtung Schweiz geflossen. Damit kamen 56,6 Prozent sämtlicher Schweizer Goldimporte aus dem Vereinigten Königreich. Zum Vergleich: Der zweitwichtigste Goldlieferant war mit lediglich 35,133 Tonnen Argentinien. Die diesjährige Entwicklung des Schweizer Goldhandels zeigt eindrucksvoll auf, wie schnell sich Meinungen bezüglich Gold verändern können. Der anstehende Brexit dürfte hierfür hauptverantwortlich gewesen sein.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.